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Kultur/Religion

Mabel Matiz: Eine Ikone schon zu Lebzeiten

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Musikalisch hat der liebe Gott der Türkei so einiges beschert. Schon seit Jahrzehnten kommen immer wieder begnadete Künstler mit toller Stimme und eigenem Stil hervor. Ikonen wie Ferdi Tayfur, Orhan Gencebay, Selda Bağcan, Müslüm Gürses, Ahmet Kaya, Neşet Ertaş, Barış Manço, Edip Akbayram, Sezen Aksu, Nazan Öncel oder die Kult-Band MFÖ (Mazhar Fuat Özkan) sind einige der Namen, die auch jedem Deutschtürken schlagartig einfallen werden. In Europa wird auch Sertab Erener bekannt sein, da sie die erste türkische Sängerin war, die 2003 mit ihrem Hit „Everyway that I can“ den Eurovision Song Contest gewann.

MFÖ – Mazhar Fuat Özkan, eine bekannte Band in der Türkei

Umm Kulthum beeinflusste Müslüm Gürses

Doch niemand sonst wurde in der Türkei wegen seiner Musik und Kunst jemals „Baba“ genannt. Dieser edle Titel gebührt allein der Arabesque-Legende Müslüm Gürses. Zwar wurde der Beiname auch schon mal mit Orhan Gencebay und Ferdi Tayfur in Verbindung gebracht. Letztlich gehört dieser Titel doch dem Vater des Schmerzes, dessen Stil unter anderem jenem der arabischen Legende Umm Kulthum sehr ähnelt. Als Gürses vor sieben Jahren plötzlich im Alter von 60 Jahren verstarb, brach die Arabesque-Fanszene regelrecht zusammen. In Ehren an einen echten Volkshelden wurde sein schweres Schicksal vor zwei Jahren verfilmt. Ein großer Erfolg, denn den Film sahen 6,5 Millionen Kinogänger, so die Zahlen von BoxOffice Türkei.

Neue Generation dominiert von Mabel Matiz

Die neue Generation türkischer Songwriter und Hits wird derzeit von Fatih Karaca (35) alias Mabel Matiz dominiert. Der außergewöhnliche kleine Mann mit merkwürdiger Stimme hat sich seinen Platz in den Herzen der Bevölkerung hart erkämpft. Als bekennender Homosexueller hatte es Matiz zunächst alles andere als leicht. Oft wurde der Musiker, der auch erfolgreich Zahnmedizin studiert hat, in den sozialen Netzwerken für seine sexuelle Neigung angefeindet. Doch angesichts seiner extravaganten und unorthodoxen Art und der Einzigartigkeit seiner Lieder hat Matiz nun ein anderes Standing. Nun wird er tatsächlich für seine Kunst bewertet. Sein Album „Maya“ gehörte vor zwei Jahren zu den meistgehörten Alben in der Türkei.

Das Album „Maya“ von Mabil Matiz erschien 2018.

Unter den Top 5 landete Matiz auf Platz 3, hinter der international beliebten Künstlerin Dua Lipa und dem türkischen Hip-Hoper Ezhel.

  1. Müptezhel –Ezhel
  2. Dua Lipa – Dua Lipa
  3. Maya – Mabel Matiz
  4. An – Edis
  5. Akustik Travma – Yüzyüzeyken Konuşuruz

Mabel Matiz provoziert und inspiriert mit seinen Clips

Doch man kann nicht behaupten, dass Mabel Matiz ein zurückhaltender Künstler wäre. In seinen Videoclips stößt er gerne bestehende Stigmata um und verdreht Klischees. Auch Rollentausche sind eine Komponente, auf die man bei ihm immer wieder stößt. Ein Beispiel ist der Clip für seinen Song „A Canım“, in dem sich Matiz einer Gruppe von typischen türkischen Omas in der Rolle einer „Braut“ präsentiert und ihnen türkischen Mokka serviert. Doch der Musiker, der in kein Raster zu passen scheint, überzeugt auch mit seiner enormen Leidenschaft für anatolische Kultur, Traditionen und Spiritualität.

Drama und Spiritualität im Fokus

Sein Song „Boyalı da saçların“ thematisiert ein klassisches türkisches Drama, in dem eine hübsche junge Frau aus einem Dorf in der Ägäis nicht mit ihrer großen Liebe, sondern mit der Wahl ihrer Familie heiraten muss. Seine spirituelle Seite lässt Matiz in seinem Song „Mendilimde kırmızım var“ aufblitzen. Dort inszeniert sich der Sänger als weißer Reiter einer Ordensgemeinschaft, die sich in einem „Dhikr-Kreis“ versammelt. Schließlich ist Matiz doch nur ein einsamer Derwisch, der auf der Suche nach seiner eigenen Bestimmung ist. Ein mystischer Schleier, den der Künstler in seinen Liedern immer wieder verwendet.

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