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Wirtschaft

„Made in Palestine“, verkauft in Israel

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Die Plastikfirma SEM, die aus Kunststoff Lebensmittelverpackungen herstellt, etikettiert in Hebron produzierte Industriegüter als „Made in Palestine“. Weltmarktpräsenz ist eine Chance für die Palästinensergebiete auf mehr Wohlstand. (Foto: zaman)

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„Made in Palestine“, verkauft in Israel
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Aus der Industriestadt Hebron, arabisch El Halil, werden Produkte in viele Länder der Welt sowie auch ins israelische Kernland exportiert. Auch die Erzeugnisse von „SEM Plastik“ werden im Westjordanland hergestellt und finden global zahlreiche Abnehmer.

In der im Jahre 2009 mit einer Investition in Höhe von zwei Millionen Dollar gegründeten Anlage arbeiten 52 Personen. Geschäftsführer Yavuz Eroğlu (Foto) berichtet, dass ihre Produkte versehen mit dem Aufdruck „Made in Palestine“ aus dem Autonomiegebiet heraus nach Israel und in andere Länder geliefert werden.

Eroğlus Idee, Palästina auszuwählen, begründet sich aus der Möglichkeit, seine Produkte so im ganzen Nahen Osten abzusetzen. Auch soll aus der sozialen Verantwortung heraus Palästina ermutigt werden, wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen. „Wir verkaufen sowohl in diese Region als auch in die benachbarten Länder. Bestimmte Mehrwertprodukte hier zu erzeugen, qualitativ hochwertige Produkte in die Türkei zu liefern und dort zu verkaufen, das würde den Beschäftigungsperspektiven hier zu Gute kommen. Um diese Idee umzusetzen, haben wir ein Team zusammengestellt“.

Eroğlu fügt hinzu, dass sein Unternehmen die Rohstoffe aus Israel bezieht und diesbezüglich auch keinerlei Schwierigkeiten habe. Es sei ihm wichtig, als Unternehmer seine Aufgabe zu erfüllen und Arbeitsplätze zu schaffen, welche die Beschäftigten dazu veranlassen würden, dort zu bleiben. Wenn das palästinensische Volk eine eigene Marke und die Aufschrift „Made in Palestine“ entdecke, seien sie voller Stolz und dies wäre genauso erfüllend wie der wirtschaftliche Aspekt, ergänzt der Unternehmer. Er sei froh, diese Fabrik errichtet zu haben.

Hohe Abhängigkeit von Drittstaaten

Im Plastiksektor sei die Abhängigkeit von Drittländern sehr hoch und auch typisch für den gesamten Sektor, denn die für die Produktion benötigten Rohstoffe seien eine Form von Ölprodukten. Dafür wären Vereinbarungen mit den jeweiligen Ölproduzenten zu treffen und geplant wäre die Umwandlung dieser Rohstoffe in Mehrwertprodukte. Es bestehe eine Kooperation mit Saudi-Arabien, die sich immer mehr festige, betont Yavuz Eroğlu. Die Türkei könne die Stadt Gaziantep, die in Grenznähe zu Syrien liegt, zu einer Sonderproduktionszone deklarieren. Investoren aus mehreren Ländern könnten in weiterer Folge Plastikproduktions- und -bearbeitungsanlagen errichten. Der Rohstoff selbst soll in der Türkei hergestellt werden.

Die produzierten Rohstoffe selbst gehen alle in den Export, in der Binnenproduktion sollen sie lediglich verarbeitet und anschließend in alle Welt verkauft werden, sagte Eroğlu. Der SEM-Geschäftsführer erwähnte kürzlich in einer Fernsehsendung, dass sein Plastik-Projekt beispielsweise dazu beitrüge, Saudi-Arabien dringend benötigte Plastikstoffe zu günstigeren Konditionen anbieten zu können. Es ist die Rede von einem Bedarf von sieben Millionen Tonnen Plastik, wovon die Türkei 15 Prozent abdecken und damit ihren Devisenmangel mindern kann. Die Türkei gehört zu den größten Plastikverarbeitern und wird nach Abschluss dieses Projektes zum weltweit größten Plastik produzierenden Land.

So wird die derzeit ernste Exportlücke mit der Zeit gefüllt und das Projekt steigere die regionale Bedeutung sowohl der Türkei als auch Saudi-Arabiens, sagte Eroğlu. Auf einer Ölchemiekonferenz in Dubai wäre dem Unternehmer auch die Frage gestellt worden, warum Länder im Nahen Osten attraktiv für Plastikhersteller werden könnten. Seine Antwort lautete: „Sie haben eher Schwierigkeiten dabei, sie anzuziehen. Ölchemiekonzerne haben in der Gegend ein verhältnismäßig großes Gefühl der Sicherheit, weniger hingegen die kleinen Unternehmer. Die Gesetze und das Handelsumfeld sind für sie weniger attraktiv. Der Plastiksektor besteht eher aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. Kommen Sie doch anstelle dessen in die Türkei und lassen Sie uns gemeinsam arbeiten! Der Rohstoff liegt bei Ihnen, die Infrastruktur für die Produktion liegt bei uns. Was den Export in die Türkei angeht, sei der größte Konkurrent in Europa Deutschland. Aus diesem Grunde könnte man Deutschland als Modell auswählen, dies wäre ein guter handelspolitischer Schachzug.“

„Plastik wird von Glas- und Metall-Stahl-Lobby schlecht gemacht“

In der letzten Zeit liefen breit angelegte Kampagnen gegen die Plastikindustrie, beklagte Eroğlu. Hinter diesen würden große Konzerne stecken, vor allem Handlanger der Glas- sowie Metall- und Stahlindustrien wären daran beteiligt. Trotz der Bestätigung seitens der WHO, der EU und anderer Autoritäten, welche Plastik als unproblematisch einschätzen würden, findet Eroğlu solche Querschüsse bezeichnend.

Während die Großen zufrieden wären mit ihrer Situation, nähmen kleine Unternehmen der Flaschen- oder Becherproduktion ihnen immer mehr Stücke vom großen Kuchen weg. Genau das störe natürlich die großen mächtigen Unternehmen. Bezüglich der Gesundheitsrisiken bei den Plastikprodukten findet Eroğlu, dass es schon längst zu einem weltweiten Verbot gekommen wäre, würden diese sich nachweisen lassen. Die Firma stellt zudem Plastikbesteck her, das sie an sieben der zehn größten Fluggesellschaften der Welt, einschließlich Turkish Airlines, verkauft.