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Kultur/Religion

Mardin (47): Wo Kirchen und Moscheen nebeneinander stehen

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Eine Provinz, in der interreligiöses und mutlikulturelles Zusammensein nicht Theorie ist, sondern gelebt wird: Mardin. Hier leben Türken, Kurden und Araber zusammen, denn die Provinz grenzt an Syrien an. (Fotos: T. Dünder)

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Eine Provinz in Südosten der Türkei, in der ein interreligiöses und mutlikulturelles Zusammenleben stattfindet: Mardin. Hier leben Türken, Kurden und Araber zusammen, denn die Provinz grenzt an Syrien an. Diese Vielfalt an Bürgern spiegelt sich ebenfalls in in den aufwendigen und großen Steinhäusern wieder, die architektonisch stark arabisch beeinflusst sind. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Provinz von verschiedenen Völkern, von Aramäern bis hin zu Osmanen, beherrscht. Die einstigen 40 000 aus Mardin stammenden Jesiden sind größtenteils ausgewandert. Ein Gäste-und Kulturhaus, das letztes Jahr in Mardin entstand, sollte die Auswanderer ermutigen wieder zurückzukehren. Mardin ist ein Ort, an dem Kirchen und Moscheen nah beieinander liegen und ein schönes Symbol für das friedliche Zusammenleben der Menschen bilden. Hier sind fünf Orte, die man in Mardin unbedingt besuchen sollte.

Isa Bey Külliyesi

Oberhalb der Hauptstraße und östlich des Zentrums steht an der Bergflanke das am besten erhaltene Bauwerk der Stadt, ein Koranschulenkomplex, die Isa Bey Külliyesi, die 1385 durch Isa Bey gestiftet wurde. Der Bau zeigt vor allem an den Portalen sehenswerte Dekorationen. In der Anlage mit Kuppelmoschee, Mausoleum und zwei Innenhöfen war bis vor wenigen Jahren das Museum von Mardin untergebracht. Heute birgt es eine Internatsschule.

Altstadt und Ulu Cami 

In der Altstadt Mardin findet man viele mit Ornamenten verzierte Steinhäuser. Auffällig sind für einen Besucher die vielen Schmuckgeschäfte auf der Hauptstraße. Traditionelle Kunsthandwerker, wie Seifenmacher, präsentieren ihre selbsthergestellten duftenden Produkte, wie Pinien-und Mandelseife. Diese sind ein von Besuchern gern gekauftes Souvenir. Auch Gewürze, Nüsse sowie andere Köstlichkeiten stehen den Käufern zur Verfügung. Der Anblick und der Duft dieser verschiedenen Produkte liegen wie ein mystischer Zauber in der Luft. Die Aussicht von der Altstadt in die mesopotamische Ebene bietet vor allem nachts einen grandiosen Ausblick. Unter dem klaren Himmel funkeln die Lichter der Dörfer.

Die Ulu-Cami wurde im 11. Jh. von den Ortoqiden erbaut, aber bereits 1176 durch einen Neubau ersetzt. Sie ist die älteste Moschee der Stadt.

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Ulu Cami mit Ausblick auf die wunderolle mesopotamische Ebene. (Foto: T.Dünder)

Midyat

Midyat bildet den Mittelpunkt des Tur Abdin und liegt 60 km östlich von Mardin. Der Ort besteht aus zwei Vierteln, die 3 km voneinander entfernt sind. In dem westlichen Viertel leben größtenteils muslimische, in dem östlichen Viertel christliche Bewohner, was an den Kirchenbauten deutlich zu erkennen ist. Hier stehen monumentale mehrstöckige Stadthäuser aus fein verzierten und sorgfältig behauenen Steinquadern. Auffällig ist in Midyat allerdings die zunehmende Abwanderung der christlichen Gemeinschaft, da viele ihrer Häuser leer stehen und mangels Geld für Renovierungen dem Verfall überlassen worden sind. Doch die Kirchen sind über die letzten Jahre aufwendig restauriert worden. Zwischen den beiden Stadtteilen zieht sich eine Straße durch die Ortschaft, in der es Läden aller Art gibt. Die Kinder, die fröhlich auf den Straßen herum rennen, und die daneben stehende vergangene Pracht der Gebäude bilden einen schönen Kontrast zwischen reicher Vergangenheit und realen Gegenwart. Die Stadt zählt als das Zentrum der Silberschmiede. Diese Kunst, die vor über dreitausend Jahren entstand, wird „Telkari“ genannt. Allerdings ist von dieser Silberschmiedekunst kaum noch etwas übrig. In Mardin verteilt gibt es einzelne Silberschmiede, welche diese Kunst, bei der extrem dünne Silberfäden zusammen gefügt werden, noch beherrschen.

Kloster Mor Gabriel

In dem wichtigsten Kloster des Tur Abdin, das Mor Gabriel, residiert der Metropolit der syrisch-orthodoxen Christen. Dank Spenden aus aller Welt konnte es teilweise restauriert und erweitert werden. Der Klosterbetrieb beinhaltet unter anderem eine Schule, in welche die Kinder der Umgebung Unterricht in aramäischer Sprache und Religion erhalten. Die Klosteranlage, die im 5.Jahrhundert gegründet wurde, besteht aus mehreren Kirchen und Grabräumen und übernahm den Namen eines Bischofs Gabriel (593-667). Im Westen der Anlage steht die Marienkirche. Außerdem befinden sich die Grabräume ägyptischer Mönche und der 40 Märtyrer an der Nordseite des Innenhofes. Der rechteckige, innen achteckigen Kuppelbau, soll von Kaiserin Theodora, der Ehefrau des oströmischen Kaisers Justinian I., gestiftet worden sein.

Hasankeyf

Am Tigris und ungefähr 110 km nordöstlich von Mardin liegt das alte Städtchen Hasankeyf. Der Ort wurde als römischer Grenzposten Cephe (Kiphas) gegen die Perser angelegt. Unter der byzantinischern Herrschaft befand sich an diesem Ort ein wichtiger Bischofssitz, von dem noch vier Bögen als Reste der alten Brücke stehen. Darüber thronen auf hohem Fels die Relikte des Ortokidenpalastes aus der gleichen Zeit, den man auch „Schloss des Vergessens“ nannte, da sein wirklicher Name bei Todesstrafe von niemandem erwähnt werden durfte. Nördlich des Flusses und von der neuen Brücke liegt der aus drei bestehenden zylindische Bau der Zeynel Bey Türbesi aus dem 15.Jh., der aus naturfarbenen und blauen Ziegeln errichtet wurde. Von der modernen Brücke aus bietet sich ein grandioser Blick auf den Stadtfelsen und auf die Ruinen der alten Tigrisbrücke. Im nördlichen Steilufer flussabwärts ist ein ganzes System von Höhlen eingelassen, die auch heute noch einer großen Anzahl von Menschen ein Obdach bieten. Vor dem Aufstieg auf den Stadtfelsen ist ein Besuch im Teehaus an der Brücke empfehlenswert.

Auf dem Weg zum Burgfelsen befindet sich die Rizik Cami, die 1409 gebaut wurde. Jedoch ist bis auf die Minarette weitgehend der ganze Komplex zerfallen. Die Sultan Süleyman Cami und die Koc Cami sind nur noch als Ruinen anzutreffen. Seit einiger Zeit ist der Ilısu-Staudamm- ein Teil des türkischen Südostanatolien-Projekts (SAP, türk.Güneydoğu Anadolu Projesi (GAP))- geplant. Dieses Wasserkraftwerk soll den Tigris kurz vor der Grenze zu Syrien und Irak im Südosten des Landes aufstauen. Sollte dieser Staudamm tatsächlich gebaut werden, wird der geschichtsträchtige Ort samt der umliegenden Region in den Fluten versinken.

Hasankeyf (dha)

Gerade für Kulturreisende ist die Region Mardin interessant. Tuba Dünder reiste in diesem Jahr nach Mardin und war von der Provinz beeindruckt. „Bezaubert hat mich die Provinz mit ihrer Geschichte und ihrem multikulturellen Zusammenleben von Türken, Kurden, Aramäern und Arabern. Die Altstadt Mardins ist einer der besonderen Orte, die gesehen werden muss.“