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Bildung & Forschung

Marmara-Universität: Ausschluss wegen Teilnahme an Gezi-Protesten

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Weil sie an den Gezi-Protesten teilgenommen haben sollen, wurden nun zwei Dozenten aus der Istanbuler Marmara-Universität sanktioniert. Zwar ist die Entscheidung noch nicht bindend, doch die die Vorwürfe lasten schwer auf den Akademikern. (Foto: cihan)

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Weil sie an den Gezi-Protesten teilgenommen haben sollen, wurden nun zwei Dozenten aus der Istanbuler Marmara-Universität sanktioniert.
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Zwei Akademiker sollen auf Grund ihrer Teilnahme an den sog. Gezi-Protesten im Juni 2013 von der Fakultät für Kommunikation und Publizistik der staatlichen Marmara-Universität in Istanbul suspendiert worden sein. Die Universitätsverwaltung der zweitgrößten Universität der Türkei stellte einem Bericht der türkischen Zeitung „Today’s Zaman“ zufolge interne Ermittlungen gegen Studenten und Dozenten an, von denen man ausgeht, dass sie an den Gezi-Protesten teilgenommen haben.

Die Ermittlungen ergaben dem Bericht zufolge, dass die Dozenten Figen Algül und Can Özbaşaran Anfang Juni – also während es auf dem Taksim-Platz in Istanbul zu großen Demonstrationen kam – einem Streikaufruf des Gewerkschaftsverbands des öffentlichen Sektors (KESK) nachkamen und nicht zu Vorlesungen erschienen. Die Universitätsverwaltung schlussfolgerte daraus anscheinend, dass die beiden Akademiker an diesen Tagen an den Protesten teilgenommen hatten und verwies sie der Universität.

Für acht weitere Akademiker wurde eine zweijährige Promotionssperre verhängt, weil auch sie an den Protesten teilgenommen haben sollen. Offiziell wird der Ausschluss der beiden Dozenten damit begründet, dass sie an gewalttätigen, separatistischen und für die nationalen Interessen der Türkei schädlichen Protesten teilgenommen hätten und dass sie durch ihre Teilnahme an den Demonstrationen versucht hätten, die fundamentalen Werte der Republik zu zerstören und die nationale Sicherheit zu gefährden.

Fakultät entzieht den beiden Dozenten de facto das Vertrauen

Die beiden Akademiker haben nun die Möglichkeit die Entscheidung der Universitätsverwaltung vor dem zuständigen Ausschuss für Hochschulbildung, einer teilautonomen staatlichen Behörde zur Regelung universitärer Angelegenheit, anzufechten. Der Präsident des Ausschusses, Gökhan Çetinsaya, wird die endgültige Entscheidung fällen. Doch da die Fakultät den beiden Dozenten durch die Vorwürfe und die internen Ermittlungen de facto das Vertrauen entzogen hat, scheint die berufliche Zukunft der beiden Akademiker an der Marmara-Universität bereits vor der endgültigen Entscheidung des Ausschusses besiegelt zu sein.

Mehrere Studenten der Marmara Universität äußerten dem Bericht zufolge bereits ihren Unmut über die „tyrannischen“ Methoden des Dekans der Fakultät für Kommunikation, Yusuf Devran.

Die anfänglichen Demonstrationen gegen ein umstrittenes Bauprojekt auf dem Gelände des Istanbuler Gezi-Park Ende Mai 2013 weiteten sich in den darauf folgenden Wochen auf mehrere große Städte der Türkei und zu einer Protestwelle gegen die türkische Regierung aus. Die Demonstrationen eskalierten vielerorts und es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen und massiver Polizeigewalt. Beobachter sprachen damals von einer bedrohlichen Polarisierung innerhalb der türkischen Bevölkerung.

Trotz der Protestwelle und internationaler Kritik am Vorgehen der Polizei konnte sich die Regierung unter Premierminister Erdoğan innenpolitisch behaupten.