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Massaker an den Jesiden: Mit Leichentüchern am Potsdamer Platz

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Eine kreative Gedenk-Aktion in Berlin: Am 3. August 2015 jährte sich der Überfall der IS-Terrormiliz auf die religiösen Minderheit der Jesiden im Irak.
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Am 3. August 2015 jährte sich der Überfall der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) und das vom IS begangene Massaker an der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak. Dem Massaker fielen Schätzungen zufolge mehr als 5.000 Jesiden zum Opfer – darunter auch Alte, Frauen und Kinder. Ca. 400.000 Jesiden sind seitdem auf der Flucht und dauerhaft aus ihrer Heimatregion des Shingal-Gebirges (arab. Sinjar-Gebirge) vertrieben.

Am Montag kam es bundesweit zu Gedenkveranstaltungen, die an den versuchten Völkermord an den Jesiden erinnern. In Bremen demonstrierten ca. 500 Personen, um an das Massaker von Shingal zu erinnern. In Berlin veranstaltete das jesidische Internetradio „ezdayi.com“ eine künstlerische Gedenk-Aktion. Am Potsdamer Platz verteilten 20 in weiße Leichentücher gewickelte Personen Flyer, die über die Situation der Jesiden informierte. Der Betreiber des Radios und jesidischer Aktivist, Gohdar Alkaidy sagte gegenüber DTJ: „Die Leichentücher sollen zeigen, dass der Tod bei den Jesiden seit einem Jahr zur Normalität gehört. Speziell die Deutschen will ich darauf aufmerksam machen, weil viele der Verantwortlichen aus unserer deutschen Gesellschaft kommen. Hier zu nennen ist die „Lies“-Aktion von Salafisten. Diese IS-Unterstützer sind darauf aus, Unschuldige zu töten. Die Deutschen, die als IS-Rekruten nach Syrien gereist sind, wurden im friedlichen Deutschland durch diese Gruppen indoktriniert. Das muss bekannt werden.“ Auch im Fahrgastfernsehen der Berliner U-Bahnen schaltete er eine Gedenk-Anzeige mit dem Titel „In Gedenken an den Völkermord an den Jesiden“.

IS-Überfall auf die Jesiden: Vertrieben, gefoltert, gefangen, versklavt oder ermordet

Beobachter gehen davon aus, dass der IS zwischen 5.000 und 7.000 jesidische Frauen und Kinder verschleppte und sie anschließend als Sklaven verkaufte oder als Kindersoldaten einsetzte. Der Spiegel bezifferte die Zahl der vermissten Personen auf ca. 3.000, von denen mindestens 2.500 noch am Leben, aber in der Gewalt der Dschihadisten in Syrien oder im Irak sein. Insgesamt 1850 Jesiden seien freigekommen – häufig gegen Lösegeld und mit Hilfe arabischer Mittelsmänner. Über das Schicksal von ca. 1.000 jesidischer Männer würden keine Informationen vorliegen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie vom IS umgebracht wurden.

Tausende der verschleppten Frauen und Mädchen wurden Opfer von systematischer sexueller Gewalt. Nach Einschätzung von UN-Experten erreichte das Ausmaß des Massakers die Kriterien eines Völkermords. Ein Bericht des UN- Hochkommissariats für Menschenrechte listet eine Reihe von Verbrechen des IS auf, darunter Mord, Folter, Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei, erzwungene Glaubenswechsel und den Einsatz von Kindersoldaten. Die Gewalt gegen die Jesiden sei darauf gerichtet gewesen, sie „als Gruppe zu vernichten“, so die UN-Experten.