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Politik

Medienzensur lässt türkische Bevölkerung kalt

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Die erfolgten oder geplanten Maßnahmen der türkischen Regierung gegen verschiedene Medien kommen in der Bevölkerung offenbar gut an. Diese gehen für mehr als die Hälfte laut einer neuen Umfrage sogar nicht weit genug.

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Recep Tayyip Erdoğan bekommt von Ekrem Dumanlı einen Preis überreicht. Die zunehmende Medienzensur in der Türkei findet in der türkischen Bevölkerung offenbar starke Zustimmung.
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Eine Umfrage unter 15 953 Menschen über 14 Jahren, die in sieben Regionen der Türkei durchgeführt (49,2% männliche, 50,2% weibliche) wurde, hat ergeben, dass Präsident Erdoğan und die regierende Adalet ve Kalkınma Partisi (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung; AKP) kaum befürchten müssen, dass ihre restriktive Politik gegen Medien und das Internet zu nennenswerten Widerständen führen könnten.

Den Ergebnissen der Umfrage zufolge gaben 60% der Befragten an, es würde ihnen nichts ausmachen, sollte es eine stärkere Medienzensur in der Türkei geben. 61% hätten gegen stärkere Internetrestriktionen nichts einzuwenden.

Immerhin nutzen 68% der Menschen in der Türkei das Internet gar nicht, 84% geben an, TV zu bevorzugen. Von denen, die Fernsehen bevorzugen, schauen 65% Nachrichtenprogramme und 41% Gameshows. 77% der weiblichen Fernsehzuseher sehen Seifenopern und 40% „das, was gerade im TV kommt“.

Darüber hinaus befragte das Umfrageinstitut die Teilnehmer nach ihren kulturellen Interessen. Überraschend ist, dass in einem Land wie der Türkei, das über ein so reichhaltiges kulturelles Erbe verfügt, die Kultur innerhalb der Bevölkerung nur einen relativ geringen Stellenwert aufzuweisen scheint. So gaben 96% der Befragten an, noch nie in der Oper oder in einem Ballett gewesen zu sein. 73% hätten nie ein Konzert besucht, 80% noch nie ein Theater und 56% noch nie ein Kino.

56% würden keine Musik hören und 29% kein Radio. Der Prozentsatz der Befragten, die keine Bücher lesen, liege bei 45%. 29% würden keine Tageszeitung lesen.

Genügsamer Lebensstil vor allem in den Provinzen

Auch was das Reisen anbelangt, soll es unter der türkischen Bevölkerung keine großen Ambitionen geben. 45% wären demnach nie im Inland im Urlaub gewesen, 94% seien noch nie ins Ausland gefahren. 39% besuchen allerdings mindestens zwei Mal in der Woche Verwandte und Freunde. 38% besuchen nie ein Restaurant und 46% betreiben keinen Sport.

Der Umfrage zufolge geben sich 71% der Befragten als konservativ zu erkennen. Sie geben an, die Regeln ihrer Religion zu befolgen. 60% der befragten Frauen tragen ein Kopftuch, wenn sie das Haus verlassen, während 46% der befragten Männer angeben, es wäre ihnen wichtig, dass ihre Frau in der Öffentlichkeit ein Kopftuch trägt. 70% der Türken befürworten es dem Ergebnis der Umfrage zufolge, dass Frauen an den Universitäten das Tragen des Kopftuchs erlaubt wird, 57% sind für das Recht auf Kopftuch auch für Zivilbedienstete.

Auch was den Arbeitsprozess betrifft, zeigen sich die Türken konservativ: 69% der befragten Männer vertraten die Auffassung, eine Frau sollte erst ihren Mann um Erlaubnis fragen, bevor sie einer außerhäuslichen Erwerbstätigkeit nachgeht. 57% der Frauen sehen dies ebenfalls so.