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Politik

Merkel: Verbeugung vor dem historischen Lebenswerk Helmut Kohls

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Würdigung des „Kanzlers der Einheit“: Bei einem Festakt in Berlin ehrt CDU-Chefin Angela Merkel ihren Vorgänger Helmut Kohl. Der 82-Jährige mahnt eindringlich, Europa weiter auszubauen.

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Merkel: Verbeugung vor dem historischen Lebenswerk Helmut Kohls
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Berlin (dpa) – Verbeugung vor dem Lebenswerk Helmut Kohls: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ihrem Vorgänger Hochachtung für seine historischen Verdienste um die Einheit Deutschlands und die europäische Einigung gezollt. „Welch unschätzbares Glück, dass Deutschland auf einen Kanzler des Vertrauens bauen konnte, als sich 1989 die Gelegenheit bot, das Tor zur Deutschen Einheit aufzustoßen“, sagte die CDU-Chefin am Donnerstagabend bei einem Festakt der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Anlass war die Wahl Kohls zum Kanzler vor 30 Jahren.
Der 82-Jährige rief eindringlich dazu auf, den Ausbau Europas fortzusetzen. „Europa darf nie wieder im Krieg versinken!“, sagte Kohl, der seit einem Sturz 2008 nur schwer sprechen kann. „Wir wollen weitermachen in der Einigung Europas.“ Bei der Veranstaltung vor mehreren Hundert Gästen im Deutschen Historischen Museum in Berlin wurde Kohl mit einer Sonderbriefmarke als „Kanzler der Einheit und Ehrenbürger Europas“ geehrt, die am 11. Oktober erscheinen soll.
Merkel nannte den Festakt eine Verbeugung vor der Ära Kohls, der ein Stück deutscher und europäischer Geschichte geschrieben habe. „Uns eint die Hochachtung für seine Leistung.“ Kohl habe immer einen Draht zu den Bürgern gesucht und sich für ihre Sorgen interessiert. Kohl war vom 1. Oktober 1982 an insgesamt 16 Jahre lang Kanzler. Er trat 1998 auch als langjähriger CDU-Chef ab. Wegen seiner Rolle in der CDU-Spendenaffäre 1999 gilt sein Verhältnis zu Merkel als zerrüttet. Kohl soll am Gesetz vorbei Geld für die Partei angenommen haben und er gibt die Namen der Spender bis heute nicht preis.
Der frühere italienische Ministerpräsident und vormalige Präsident der EU-Kommission, Romano Prodi, sagte: „Helmut Kohl hat Träume in Realität umgesetzt: die deutsche Vereinigung und die Unumkehrbarkeit des europäischen Projekts.“ Angesichts der Euro-Krise mahnte er: „Nur vereint können wir diese Herausforderung meistern.“ Deutschland solle im Sinne Kohls Motor der Bemühungen sein.
Der russische Botschafter Wladimir Grinin zählte Kohl „zu dem engsten Kreis derer, die wie niemand sonst die neueste Geschichte gestaltet und geprägt haben“. Der amerikanische Botschafter Philip Murphy erinnerte daran, wie eng Kohl als „Freund der Vereinigten Staaten“ mit drei US-Präsidenten zusammengearbeitet habe.
Der Vorsitzende der Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, sagte, Kohl habe Deutschland gelehrt, dass es nie wieder einen deutschen Sonderweg in Europa gehen dürfe. Als „Visionär und Realist“ habe er die Deutsche Einheit erreicht und die europäische Einigung befördert. „Er hat eines der wichtigsten Kapitel der europäischen und deutschen Geschichte geschrieben.“
Zu dem Festakt waren zahlreiche Wegbegleiter Kohls gekommen. Darunter war Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der mit langem Beifall begrüßt wurde. Kohl und Schäuble hatten infolge der CDU-Spendenaffäre miteinander gebrochen. Anwesend waren auch die früheren Parteichefs und Minister in Kohls Kabinett, Theo Waigel (CSU) und Klaus Kinkel (FDP), sowie mehrere frühere Regierungschefs des Auslandes wie der österreichische Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel.
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Delors, die als Redner vorgesehen waren, mussten aus gesundheitlichen Gründen absagen.