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Gesellschaft

Migrationsforscher spricht sich für Burkini in öffentlichen Bädern aus

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Der Ganzkörperbadeanzug Burkini sollte nach den Worten des Migrationsforschers Özkan Ezli in deutschen Bädern erlaubt sein. „Das Schwimmbad ist ein öffentlicher Raum, und Demokratie heißt auch, mit Heterogenität umgehen und sie gestalten können“, sagte der Wissenschaftler von der Universität Konstanz im Interview der „Welt“ (Freitag). Der Burkini, den manche muslimische Frauen zum Baden tragen und der einem Neoprenanzug für Surfer ähnelt, sei für ihn an erster Stelle kein religiöses, sondern ein „Partizipationsproblem und eine zivilintegrative Frage“.

Ezli hat eine kulturwissenschaftliche Analyse über Burkinis in öffentlichen Bädern geschrieben und war von der Stadt Konstanz um eine Expertise gebeten worden, weil dort ein Streit über das Tragen von Burkinis entbrannt war. Das Schwimmen stehe im Vordergrund, nicht das religiöse Bekenntnis, sagte Ezli der „Welt“. „Mein Vorschlag an die Stadt zielte daher auch in die Richtung, das gemeinsame Baden zu ermöglichen, aber keine Extrazeiten und keine getrennten Räumlichkeiten für das Baden mit dem Burkini zu schaffen.“

Ezli wies darauf hin, dass Ganzkörperbadeanzüge beispielsweise in China beliebt seien, weil dort helle Haut einen hohen Stellenwert genieße. „Unsere Vorstellung wandert dann von der Burka zum Schutz der Haut.“ Eine Burkini-Trägerin „möchte natürlich ihre religiöse Integrität schützen.“ Darüber sollte man reden, aber bisher seien ihm keine „nachvollziehbaren Beschwerden“ bekannt, die nach der Erlaubnis von Burkinis in Bädern aufgekommen seien.

Eine religiöse Frau, die in einem Burkini ein öffentliches Schwimmbad besuchen und nicht bevorzugt behandelt werden möchte, zeige, „dass sie sich als einen Teil der hiesigen Gesellschaft begreift“, betonte Ezli. „Dass man diese unterschiedlichen Impulse und Bewegungen zwischen Integration und Desintegration erkennt, das ist in diesen aktuellen unruhigen Zeiten wichtiger denn je.“