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Politik

„Möge Allah ihm verzeihen“ – Erdoğan bringt armenische Gemeinde gegen sich auf

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Der türkische Ministerpräsident hat mit umstrittenen Äußerungen die armenische Gemeinde im Land gegen sich aufgebracht. Im Fernsehen hatte er die Worte „Entschuldigen Sie mich bitte, sie haben mich sogar als Armenier bezeichnet“ verwendet.

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Der türkische Premierministers Recep Tayyip Erdoğan hat in einer Livesendung zu den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in der Türkei am Dienstagabend äußerst umstrittene Äußerungen über verschiedene Minderheiten in der Türkei getätigt und damit einen Sturm der Empörung ausgelöst. Erdoğan gab vor laufenden Fernsehkameras folgendes zu Protokoll: „Man hat über mich gesagt, ich sei Georgier. Und entschuldigen Sie bitte, sie haben sogar noch hässlichere Worte gewählt. Sie haben gesagt, ich sei Armenier“.

Davor hatte er in Bezug auf die Oppositionspolitiker Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) und Selahattin Demirtaş (HDP) gesagt, diese seien alevitisch bzw. dem in der Türkei lebenden Volk der Zaza zugehörig. Er selbst hingegen sei Türke. Das habe er so von seinem Großvater und seinem Vater gelernt.

Die armenisch-türkische Wochenzeitung „Agos“ titelte heute „Allah affetsin“ – Möge Allah ihm verzeihen. Auch armenische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben sich zu Wort gemeldet und die Wortwahl des Premiers in einer schriftlichen Erklärung verurteilt. Darin gingen die Unterzeichner auf das schwierige Verhältnis zwischen der Türkei und ihren armenischen Bürgern ein. Nicht nur die Ereignisse in der Endphase des Osmanischen Reiches, auch die Staatspolitik in der Türkischen Republik hätten zu diesem schwierigen Verhältnis beigetragen.

„Hat es nie Rassisten oder Türkenfeinde unter uns gegeben? Natürlich gab es sie, so, wie sie es unter anderen Völkern auch gibt“, übten sie darin auch Selbstkritik. Man habe nie zu seinen Wurzeln stehen können, viele hätten stets mit einer anderen Identität gelebt. Man habe sich nicht beschwert über die „Türkisierungspolitik“, aber das gebe niemandem das Recht, sie öffentlich bloßzustellen oder gar zu beleidigen.

„Hör auf, Dich mit uns zu beschäftigen, kümmere Dich um Dich selbst“, erklärten sie in Richtung des Premiers.

Hier der Brief in voller Länge:

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Türkische Medien berichteten außerdem, dass erste Klagen gegen den Premierminister wegen Volksverhetzung eingereicht wurden.

Auch stehen die Äußerungen des türkischen Premierministers im Widerspruch zu einer Aussage, die Erdoğan im Jahre 2004 während eines Staatsbesuchs in Georgien selbst getätigt hatte. Damals betonte er, dass seine Wurzeln in Georgien lägen und seine Familie in die türkische Schwarzmeerprovinz Rize ausgewandert sei. Mit der jetzigen Erklärung, er sei Türke, versucht Erdoğan offenbar, Wähler aus dem nationalistischen Milieu der Türkei anzusprechen.

Hier die Aussagen des Premierministers (mit deutschen Untertiteln):