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Politik

Mord an russischem Botschafter: Auch Gülen angeklagt

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Mehr als drei Jahre nach dem Mord an dem russischen Botschafter Andrej Karlow in der Türkei hat die Staatsanwaltschaft lebenslängliche Haftstrafen für insgesamt acht Angeklagte gefordert. Der Prozess wurde am Donnerstag in Ankara fortgeführt, am selben Tag des Treffens zur Lage in Syrien zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin.

Die Staatsanwaltschaft wirft fünf Angeklagten vorsätzliche Tötung vor und den Versuch, die verfassungsmäßige Ordnung aufzuheben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Dafür forderte sie zweifach lebenslänglich. Für drei weitere Angeklagte wird demnach einfache lebenslange Haft verlangt.

„Vergesst nicht Aleppo“

Ein türkischer Polizist hatte Karlow am 19. Dezember 2016 bei einer Ausstellungseröffnung in Ankara erschossen. Der Fall hatte die ohnehin angespannten russisch-türkischen Beziehungen zusätzlich belastet. Der Anschlag wurde mit Russlands Militäreinsatz in Syrien in Verbindung gebracht. Auf Videos war zu sehen, wie der Attentäter auf Türkisch rief „Vergesst nicht Aleppo“ und „Vergesst nicht Syrien“. Außerdem rief er mehrmals „Allahu Akbar“ (Gott ist groß). Kurz darauf wurde er von Spezialkräften getötet.

Die Staatsanwaltschaft nimmt in der Anklageschrift an, dass das Attentat „ein Akt der Provokation“ war, um den türkisch-russischen Beziehungen zu schaden. Insgesamt sind 28 Menschen in dem Fall angeklagt, darunter der islamische Prediger Fethullah Gülen. Die türkische Regierung macht Gülen, der im US-Exil lebt, für den Putschversuch von 2016 verantwortlich. Dieser weist das zurück.

Putin und Erdoğan sprechen über Lage in Idlib

Derweil traf sich der russische Präsident Wladimir Putin am Donnerstag zu Gesprächen über die angespannte Lage in Idlib mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan. Er hoffe, dass es eine Lösung für die Situation gebe, sagte Putin in Moskau. Zugleich äußerte er sein Bedauern über den Tod Dutzender türkischer Soldaten in Idlib. Das russische Staatsfernsehen zeigte am Mittag den Beginn des Treffens.

Die Präsidenten wollen darüber reden, wie die Krise in der Rebellenhochburg Idlib im Nordwesten Syriens eingedämmt werden kann. Erdoğan sagte, dieses Treffen sei für Idlib besonders wichtig. „Ich weiß, dass die Welt gerade zuschaut.“ Er verwies auf die guten Beziehungen zwischen Russland und der Türkei. Sie seien „auf dem Höhepunkt“.

Auch Akar und Çavuşoğlu dabei

Russland ist in dem Bürgerkrieg die Schutzmacht der syrischen Regierung. Die Türkei unterstützt in der Region Rebellen. Bei neuerlichen Luftangriffen in der Provinz Idlib waren mindestens 14 Menschen getötet und etwa 20 verletzt worden, wie es aus Kreisen der syrischen Opposition hieß.

Erdoğan wird der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge von einer großen Delegation begleitet, darunter Verteidigungsminister Hulusi Akar und Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu.

dpa/dtj