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Gesellschaft

Moscheebau in Leipzig: Bürger wehren sich gegen Neonazis

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Am kommenden Samstag will die NPD in Leipzig einen Aufmarsch gegen den geplanten Bau einer Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde abhalten. Die Zivilgesellschaft in der Messestadt nimmt das nicht untätig hin. (Foto: dpa)

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Neonazis gehen zu einem Rockkonzert - dpa
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Fast 3000 Personen haben bis dato eine Onlinepetition unterzeichnet, in der sich Bürger aus Leipzig und Umgebung gegen Versuche der neonationalsozialistischen NPD wehren, eine geplante Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde zu verhindern, die im Stadtteil Gohlis entstehen wird.

Leipzigs Baudezernentin Dorothee Dubrau hat zur Voranfrage einen positiven Bescheid ausgefertigt. Nach der Rechtskraft eines positiven Baugenehmigungsbescheides soll im Sommer 2014 mit den Bauarbeiten begonnen werden.

Die Grundfläche des reinen Gebetshauses soll 10 mal 17 Meter betragen. Die Kuppel wird eine Höhe von 10,6 Metern haben. Darunter sind auf zwei Etagen Gebetsräume für insgesamt 100 Menschen vorgesehen. Die beiden Minarette werden 12 Meter hoch.

Der Bundesvorsitzende der Ahmadiyya-Gemeinde, Abdullah Uwe Wagishauser, äußerte sich gegenüber der „Bild“-Zeitung über den Bau wie folgt: „Es sind Zierminarette. Nicht begehbar. Auch wird kein Gebetsruf durch einen Muezzin erschallen.“ Wagishauser rechnet mit  500 000 Euro Baukosten. „Wir bauen eine verhältnismäßig kleine Moschee, keinen Protzbau.“

Die Ahmadiyya-Gemeinde zählt in Deutschland 35 000 Mitglieder und verfügt über 35 Moscheen. Wagishauser will mit der Moschee den Islam als friedliche Religion präsentieren. Die Ahmadiyya sei eine liberale Gruppe, aber „wertekonservativ.“ In Leipzig hat die Ahmadiyya 60 bis 70 aktive Mitglieder. Sie ist innerhalb der muslimischen Gemeinde allerdings nicht unumstritten (lesen Sie hier ein Interview mit dem Bundesvorsitzenden der Gemeinde, Abdullah U. Wagishauser).

„Brückenpfeiler zur religiösen Eroberung nicht-islamischen Landes“

Weniger friedlich bleibt im Angesicht dieser Manifestation kultureller Vielfalt die Landtagsfraktion der neonationalsozialistischen NPD. Die Partei rief für kommenden Sonnabend, den 2. November, ab 11.00 Uhr zu einer Demonstration auf. Den Moscheebau bezeichnete sie als „weiteren Brückenpfeiler zur religiösen Eroberung nicht-islamischen Landes“.

Ähnlich wie in Berlin und Schneeberg, wo neonazistische Kräfte im Rahmen ihrer „Wortergreifungsstrategie“ versuchen, ohne Hinweis auf ihre parteipolitische Herkunft gegen Flüchtlingsunterkünfte zu mobilisieren, agieren rechtsextreme Parteien wie die NPD oder „Die Freiheit“ in Leipzig unter dem Dach der „Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein! Keine Moschee in Leipzig“.

Bürger machen gegen den Naziaufmarsch mobil

Die Zivilgesellschaft mobilisiert indessen den Widerstand. Mit der Petition „Leipzig sagt Ja!“ setzt der Leipziger Martin Meißner ein klares Zeichen und plädiert für den Bau der Moschee. „Ob dies nun in Gohlis geschieht oder sonst wo in Leipzig, ist uns dabei vollkommen egal“, heißt es in der Begründung. „Eine Moschee stellt für uns einfach kein Problem dar, weshalb es uns auch dann nicht stört, wenn die Moschee vor unsere Haustür gesetzt wird.“

Unter Verweis auf die im Grundgesetz normierte und im Übrigen auch nicht einmal verwirkbare Religionsfreiheit betont Meißner: „Wir sind der Meinung, dass es im Europa des 21. Jahrhunderts keinen plausiblen Grund gibt, einer Glaubensgemeinschaft ihre Gebetsräume zu verbieten.“

Die Initiative „Leipzig nimmt Platz“ hat für den kommenden Samstag darüber hinaus dazu aufgerufen, gegen den Naziaufmarsch vor Ort zu demonstrieren.