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Politik

„Yazıcıoğlu war das letzte Ergenekon-Opfer“

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Im März 2009 kam der Parlamentsabgeordnete und BBP-Führer Muhsin Yazıcıoğlu bei einem Hubschrauberunglück in den Bergen ums Leben. Nun machen Aussagen die Runde, die den Eindruck verstärken, jemand habe dabei „nachgeholfen“. (Foto: cihan)

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Der ehemalige Parlamentsabgeordnete und BBP-Führer Muhsin Yazıcıoğlu, der im März 2009 bei einem Hubschrauberunglück in den Bergen ums Leben kam, kurz vor seinem Tod im betroffenen Hubschrauber.
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Im März 2009 stürzte ein Hubschrauber ab, in der sich auch der Politiker Muhsin Yazıcıoğlu befand. Der Vorsitzende der BBP (Partei der großen Einheit) und Parlamentsabgeordnete für Sivas war mit fünf weiteren Passagieren auf dem Rückflug von einem Wahlkampfauftritt in Kahramanmaraş verunglückt. Trotz fieberhafter Suche wurden die Leichen erst nach drei Tagen in der tief verschneiten, bergigen Umgebung von Kahramanmaraş gefunden.

Dorfbewohner hatten damals die Verunglückten per Zufall gefunden und einige unter ihnen warfen den türkischen Behörden Unfähigkeit vor. Auf dem Weg zum Wahlkampfauftritt in Tokat verunglückten neben dem Abgeordneten noch fünf weitere Personen, unter ihnen der Journalist Ismail Güneş, mit dem Yazıcıoğlu zuletzt gesprochen hatte.

Schon damals gab es Spekulationen, wie es überhaupt sein konnte, dass man den Helikopter nicht rechtzeitig fand. Zweifellos war Winter, der Schnee und der Nebel in den Bergen haben die Suchaktion erschwert, doch all das sollte üblicherweise die Funktionsfähigkeit modernster Technologie zu diesem Zeitpunkt nicht mehr entscheidend beeinträchtigen können. Doch die Natur als höhere Gewalt und die Witterungsumstände in den Bergen waren anscheinend mächtiger als dass sie rechtzeitig das Auffinden einer Spur der Verunglückten vor deren Tod zugelassen hätte.

Anonyme Quelle: „Haben Suchaktion absichtlich verzögert“

Nun gibt es spektakuläre Neuigkeiten zu diesem vermeintlichen tragischen Unfall: Einer der Offiziere, die damals bei den Suchaktionen dabei gewesen sein sollen, reichte schriftliche Informationen bei der Staatsanwaltschaft ein, wobei er die Behauptung aufstellte, dass der abgestürzte Hubschrauber absichtlich nicht gefunden worden wäre. „Wir haben darauf gewartet, dass Yazıcıoğlu stirbt und uns deshalb bei der Suche viel Zeit gelassen“, so der Offizier, der anonym bleiben möchte.

Zwei Monate vor seinem Tod hätte Muhsin Yazıcıoğlu Berichten in türkischen Nachrichten zufolge eine Drohung von einem General erhalten.

Während der Ende 2008/Anfang 2009 über das Land gekommenen Welle an Verhaftungen im Zusammenhang mit der Ergenekon-Voruntersuchung soll Yazıcıoğlu ein Telefongespräch mit diesem General geführt haben. Wörtlich soll der Chef der kleineren Partei aus der Idealistenbewegung geäußert haben: „Als ich an einem Empfang teilnahm, sagte mir ein General folgendes: ‚In letzter Zeit gehst du zu weit. Ich fürchte, dass man deine Überreste in den Bergen nicht mal zusammenbringen wird‘.“ Der BBP-Vorsitzende hätte eine Reihe sachdienlicher Hinweise über die Infiltrationsarbeit der Ergenekon-Bande innerhalb der Idealistenbewegung und über die Verflechtungen zwischen staatlichen, politischen und militärischen Eliten geben können und hat auch grundsätzliche Kooperationsbereitschaft erkennen lassen.

Ein Freund Yazıcıoğlus, Recep Yıldırım, blieb an dem Fall dran, denn auch er wusste, dass der Name dieses Generals nicht freiwillig veröffentlicht werden würde. Yıldırım soll beantragt haben, die Angaben über den mutmaßlichen Drohanruf des Generals aus der Zeit vor dem 25.3.2009 überprüfen zu lassen.

Über die Behauptungen des anonymen Offiziers zum mysteriösen Tod des früheren Vorsitzenden der BBP dürfte offenbar noch längere Zeit gesprochen werden.

Bilder in sozialen Medien legen „Hinrichtung“ nahe

Bis heute stellt sich der Erkenntnisstand zu besagtem Unglück wie folgt dar: Ein tragischer Unfall oder Mord am Rande eines Helikopterabsturzes und zwei anonyme Personen; ein drohender General und ein Offizier, der bei den Suchaktionen beteiligt gewesen sein will, aber deren vorsätzliche Sabotage als geheime Info vermeldet.

Kurz vor seinem Tode wurde der im Hubschrauber mit anwesende Journalist telefonisch kontaktiert und seine letzten Worte gingen durch die Medien: „Außer mir sind alle gestorben und ich weiß nicht, wo Yazıcıoğlu ist, es ist bitter kalt, ich bin am Frieren“.

Die letzten Aufnahmen von Yazıcıoğlu im Helikopter sollen angeblich zeigen, dass er nur ein weißes Hemd getragen habe.

Es soll zudem ein kurzes Video angefertigt worden sein, das nirgendwo auffindbar sein soll. Es wird gesagt, dass eine unprofessionelle Aufnahme von Muhsin Yazıcıoğlu in den Bergen gemacht worden sei, wo er mit einem weißen Hemd auf dem Boden gekniet sei und gebetet habe. Auf einem Foto, das in sozialen Medien die Runde gemacht hat, stehen hinter Yazıcıoğlu drei bewaffnete Männer. Vor seiner Hinrichtung soll der Politiker Angaben zufolge ein letztes Gebet gemacht haben.

Damals war der Kommunalwahlkampf in der Türkei in vollem Gange und alle Parteivorsitzenden hatten wegen diesen Vorfalls ihre Wahlkampagnen abgebrochen.