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Kultur/Religion

„Songs of Gastarbeiter“: Cem Karaca und Co. werden zum Album

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Bis zu 30 Jahre hat es gedauert, bis die deutsche Musikindustrie die Einwanderermusik als Thema entdeckte. Nun soll dieser fast vom Verschwinden bedrohte Teil der Musikgeschichte des Landes wieder zurück ins Bewusstsein gerufen werden. (Foto: zaman)

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Cem Karaca
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Das Duo Imran Ayata und Bülent Kullukçu hat damit begonnen, die Lieder und Balladen, welche die Situation der in Deutschland lebenden Türken beschreiben, zu sammeln und am Ende soll nun ein Albumprojekt unter dem Titel „Songs of Gastarbeiter“ stehen. Ihr Ziel ist es, die Sänger einst berühmter Lieder, die innerhalb der Einwanderercommunity gehört wurden, für ein Konzert in Berlin zusammenzubringen.

Einer der einflussreichsten türkischen Sänger in der Gattung „Anatolischer Rock“ ist beispielsweise Cem Karaca. Zwischen 1979 und 1987 lebte er aus politischen Gründen in Deutschland und hat zu jener Zeit die Songs für das Album „Die Kanaken“ für die türkischen Arbeiter in Deutschland komponiert und gesungen. Auch Yüksel Özkasap, die mit ihrem Spitznamen „Nachtigall von Köln“ Lieder über die Fremde gesungen hatte, ist vor allem unter älteren türkischen Einwanderern noch gut bekannt. Allerdings gibt es noch zahlreiche andere Sänger, die fast völlig in Vergessenheit geraten sind, wie Aşık Metin Türköz, Gurbetçi Rıza oder Zehra Saban, welche ebenfalls versuchten, die Trennung von ihrer Heimat mit Musik zu lindern.

Einwanderermusik vom Verschwinden bedroht

Diese Lieder, die von der ersten und einem Teil der zweiten Generation der Türken in Deutschland als sehnsuchtsvolle Klänge der fernen Heimat gehört wurden und dabei doch so viele Menschen in eine zweite begleitet hatten, stehen kurz davor, mit der Zeit und dem Älterwerden einer großen Generation zu verschwinden. Der Berliner Autor Imran Ataya und der Künstler Bülent Kullukçu aus München wollen sich damit nicht abfinden und dies verhindern. Und deshalb haben sie große Anstrengungen auf sich genommen, um dieses alte Liedgut zusammenzutragen.

Erstaunlich hohes Interesse der deutschen Medien

Während viele Menschen in der Türkei noch nichts von diesem Musikprojekt wissen, zeigen insbesondere die deutschen Medien ein erstaunlich großes Interesse für dieses Projekt. Das Produzentenduo erklärt dieses Phänomen wie folgt: „Obwohl die Lieder so alt sind, ist das Album ein Ereignis, welches das Interesse der deutschen Medien erst neu geweckt hat. Dass es solche Lieder schon lange gab, aber sie selbst davon nichts wussten, verwundert die Medienverantwortlichen und genau deswegen erleben sie dieses Projekt mit Staunen.“ Das Album hat so großes Interesse sowohl seitens der Medien als auch von Live-Musikern erhalten, dass von vier Tracks Remix-Versionen angefertigt wurden.

Das Projekt macht große Kultur wieder lebendig

Als sie mit dem Projekt angefangen hatten, waren sich Ataya und Kullukçu dessen bewusst, dass das Kulturschaffen auf diesem Gebiet so umfangreich war und ist, dass keineswegs alle relevanten Werke in ein einziges Album passen werden. Und deshalb haben sie sich vorgenommenen, dieses Projekt in Form einer Serie zu verwirklichen.

Diesbezüglich wird das zweite Album von deutschen Musikern handeln, welche Songs über die Einwanderer gemacht haben. So wird das nächste Album „Songs about Gastarbeiter“ heißen. Die CD wird wahrscheinlich im Herbst veröffentlicht werden. Der Song „Kebab Träume“ von der Punkgruppe DAF, der „Türkenblues“ von Abwärts und das „Türkenlied“ von Georg Danzer aus Österreich sind nur einige Beispiele, welche auf diesem Album zu finden seien werden. 2015 hat das Duo vor, das Projekt mit einem dritten Album fortzusetzen, in dem diesmal die Songs aus den Herkunftsländern anderer Einwanderer zusammengestellt werden.

Auf dem ersten Album „Songs of Gastarbeiter“ spielt vor allem das Lied „Insanlar Geldi“ (Es kamen Menschen) eine große Rolle, welches Cem Karaca, inspiriert durch die Worte von Max Frisch „Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen“, geschrieben hatte, eine große Rolle und stellt sozusagen das Rückgrat des Albums dar. Außerdem ist beispielsweise auch die Gruppe „Derdiyoklar“ auf dem Sampler vertreten, welche in den 70er-Jahren eine ziemlich beliebte Folkgruppe war, die ironischen Lieder mit Elektrosaz und Schlagzeug spielte und häufig als wichtige Gruppe früher Subkultur der Einwanderercommunity in Deutschland angesehen wurde.

Hoffen auf Unterstützung aus der Türkei

Momentan ist das Duo damit beschäftigt, die Interpreten der Lieder aus dem Album für ein gemeinsames Konzert in Berlin zusammenzutrommeln und man freut sich dabei über jegliche Unterstützung. Es scheint, als ob das Duo sich dabei vor allem auch mehr Unterstützung aus der Türkei selbst erwartet hat. „Trotz der Tatsache, dass aufgrund der Entwicklung der Technologie und erst recht des Internets alles viel zugänglicher geworden ist, ist das Leben der Türken in Deutschland für die Menschen in der Türkei immer noch ziemlich weit entfernt. Wenn es um die Förderung unseres Projekts in der Türkei geht, können wir nur sagen, dass wir warten und bereit sind dafür“, so das Duo.