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Gesellschaft

„Muslime haben einen Anspruch darauf, in den Programmen präsent zu sein“

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Was machen die deutschen Medien rund um den Ramadan? Wir haben eine kleine Übersicht dargestellt.

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Im Jahr 2015 scheint der Ramadan auch im deutschen Fernsehen angekommen zu sein, zumindest in den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.

ARD und ZDF brachten mehrere Beiträge und Grafikvideos, in denen der Sinn des Ramadan erklärt wurde, Fragen beantwortet wurden wie jene, wie er bestimmt wird und welche Bedeutung er für die Muslime hat oder auch gezeigt wurde, wie Muslime den Ramadan feiern.

Die ARD brachte zudem kleine Serien wie das Videotagebuch „Mit Suli durch den Ramadan“ der gebürtigen Uigurin Zulaybat Kurban oder im Hessischen Rundfunk eine „Horizonte“-Gesprächsreihe zum islamischen Fastenmonat, in der es unter anderem um Theologie, Traditionen und Rituale im Islam ging.

Der Bayerische Rundfunk (BR) hat den Ramadan sogar zu einem Themenschwerpunkt erhoben und vor allem mit Blick auf die etwa 500 000 Muslime, die im Freistaat Bayern leben, ein Programm zusammengestellt, das aktuelle Beiträge, Dokumentationen, Spielfilme und sogar die Übertragung der Zeremonie zum Ende des Ramadans am 17. Juli um 4.45 mit Imam Benjamin Idriz live aus der Moschee in Penzberg umfassen sollte.

Bereits zu sehen waren eine Sendung zum Beginn des Fastenmonats, zu der ein TV-Team einen Nürnberger Muslim begleitete, der einen Einblick in den Fastenalltag seiner siebenköpfigen Familie gab und dabei die Eigenheiten des Ramadan erklärte.

Ramadan-Sendungen im Fernsehen und Hörfunk

Erstmals in Deutschland ausgestrahlt wurde auch der Film „Der heiße Monat Ramadan in Bayern“ des in der Türkei lebenden Regisseurs Dirk Schäfer, der am 20. Juni zu sehen war und in dem acht Muslime, darunter ein 13-jähriges Flüchtlingsmädchen, beim Fasten begleitet wurden.

Auch regelmäßig ausgestrahlte Hauptsendungen wie die „Abendschau“ oder die „Frankenschau“, aber auch „Wir in Bayern“ oder das „Stationen.Magazin“ widmeten dem Ramadan ein bedeutsames Augenmerk, darüber hinaus wird die Fernsehberichterstattung über den Ramadan im Bayerischen Rundfunk durch eine Reihe von Hörfunkprogrammen ersetzt. Auf der Webseite www.br.de/interkulturell sind die wichtigsten Beiträge zum Ramadan noch einmal nachzusehen.

Um Sendungen, die zum Themenschwerpunkt „Ramadan“ gehören, deutlich erkennbar zu machen, hat der Sender während der Laufzeit derselben einen Schriftzug und ein Logo rechts oben auf dem Bildschirm eingeblendet. Für Zuseher, die bewusst die Sendungen verfolgen wollten, ein Service, für diejenigen, die sich nicht dafür interessieren, ein Signal, den Sender zu wechseln.

Für rechtsextreme Kräfte und CSU-Politiker jedoch war die Einblendung des Logos genug der Provokation und sie organisierten über einschlägige Webseiten und soziale Medien einen Shitstorm, vor dem die Programmverantwortlichen des BR am Ende in die Knie gingen und das Logo vom Bildschirm nahmen.

BR will Vorurteilen gegensteuern

Beim BR rechtfertigt man den Schritt indes anders. „Das Logo war die ersten Tage drin, um den Themenschwerpunkt Ramadan einzuläuten, aber wir wollten verhindern, dass es Verwirrungen auslöst bei den Zuschauern und dadurch von der Sache ablenkt“, hieß es vonseiten des Senders.

Mehrere CSU-Politiker kündigten an, einen Protestbrief an den Intendanten des BR, Ulrich Wilhelm, zu verfassen.

Der Sender erklärte jedoch auch, am Themenschwerpunkt selbst festzuhalten und die geplanten weiteren Beiträge zum Ramadan trotz der Störfeuer wie vorgesehen auszustrahlen.

Der Themenschwerpunkt solle bewusst dazu beitragen, Vorurteile gegenüber dem Islam abzubauen. „Oft beherrschen Vorurteile das Denken über Religion und Kultur“, hieß es vonseiten des Senders. Zudem hätten die in Bayern lebenden Muslime „wie alle anderen Einwohner Bayerns ebenso einen Anspruch darauf, in den Programmen des Bayerischen Rundfunks präsent zu sein“.