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Politik

Nach Eiszeit: Türkei und Israel wollen Beziehungen normalisieren

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Knapp drei Jahre nach der blutigen Erstürmung der „Mavi Marmara“ wollen Israel und die Türkei ihre Beziehungen wieder normalisieren. Die Rückkehr der Botschafter ist geplant. (Foto: rtr)

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Nach Eiszeit: Türkei und Israel wollen Beziehungen normalisieren
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Tel Aviv/Istanbul/Amman/Dublin – Israel und die Türkei wollen nach knapp drei Jahren Eiszeit ihre Beziehungen wieder normalisieren. Den Weg dafür bereitete eine Entschuldigung des israelischen Ministerpräsidenten Benyamin Netanjahu für den Tod von neun Türken bei der Erstürmung der Seefähre „Mavi Marmara“. Diplomaten beider Länder wollten in Kürze über eine Entschädigung der Angehörigen sowie eine Rückkehr der Botschafter beider Länder beraten, berichtete der israelische Rundfunk am Sonntag.

Netanjahu teilte am Samstagabend mit, die Krise in Syrien sei der Hauptgrund für die Versöhnung Israels mit der Türkei. „Syrien zerfällt, und seine riesigen und fortschrittlichen Waffenarsenale beginnen in die Hände verschiedener Elemente zu fallen.“ Sein Berater Jaakov Amidror betonte am Sonntag, die Versöhnung sei nicht auf Druck der USA, sondern auf eigene Initiative geschehen. „Wir haben die Amerikaner in der Sache um Hilfe gebeten und uns mit ihnen darüber beraten, wie man es am besten anstellt“, sagte er.

Die Entschuldigung hatte Netanjahu am Freitag bei einem Telefongespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan ausgesprochen. Es sei durch „operative Fehler“ zum Verlust von Menschenleben gekommen, sagte er im Beisein von US-Präsident Barack Obama. US-Außenminister John Kerry teilte mit, die Versöhnung Israels mit der Türkei sei sehr wichtig für die Friedensbemühungen in der Region und die Stabilität im Nahen Osten.

Erdoğan kündigte kurz nach der Entschuldigung Israels eine Reise in den Gazastreifen an. Türkische Medien berichteten am Samstag, Erdoğan könne das Palästinensergebiet schon im April besuchen.

Lieberman bezeichnet die Entschuldigung Israels als „schweren Fehler“

An dem Erfolg hatte Obama offenbar erheblichen Anteil. Dass er die Aussöhnung vermittelt habe, nahm er jedoch nicht für sich in Anspruch. Auf der letzten Station seiner Reise in der jordanischen Hauptstadt Amman betonte der US-Präsident, er habe seit langem immer wieder deutlich gemacht, dass es im Interesse Israels und der Türkei liege, die bis zu dem Zwischenfall guten Beziehungen zu normalisieren.

Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle begrüßte die neue Entwicklung. „Ich bin sehr erfreut und auch sehr erleichtert darüber, dass eine Normalisierung der Beziehungen zwischen unseren guten Freunden in Israel und unseren guten Freunden in der Türkei sich jetzt abzeichnet“, sagte er am Freitag in Dublin.

Der damalige und möglicherweise auch künftige israelische Außenminister Avigdor Lieberman rügte die Entschuldigung jedoch als „schweren Fehler“. „Jeder, der die Bilder von der Mavi Marmara gesehen hat, versteht ohne jeden Zweifel, dass die israelischen Soldaten in Notwehr gehandelt haben“, zitierte die Zeitung „Jediot Achronot“ die Nummer Zwei in Netanjahus rechtem Block Likud-Beitenu am Samstag.

Bei dem israelischen Einsatz gegen das türkische Schiff „Mavi Marmara“ waren im Mai 2010 insgesamt neun türkische Aktivisten von israelischen Soldaten getötet worden. Die islamisch-türkische Stiftung für humanitäre Hilfe (IHH) hatte die „Mavi Marmara“ gechartert. Zusammen mit anderen Schiffen sollte sie als „Solidaritätsflotte“ Israels Seeblockade des Gaza-Streifens durchbrechen und 10 000 Tonnen Hilfsgüter zu den Palästinensern bringen. (dpa/dtj)