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Panorama

Nach Erdbeben in Elazığ: Mietpreise explodieren

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Das schwere Erdbeben in der Osttürkei hat insgesamt 41 Todesopfer gefordert. Die Rettungshelfer durchkämmten die Erdbebenregion in Elazığ bis Dienstag weiter, teilte die Katastrophenschutzbehörde AFAD auf Twitter mit. Nach Informationen des Senders CNN Türk gibt es aber keine Vermissten mehr. Am Samstag hatten die Rettungskräfte noch mehrere Menschen lebend aus zerstörten Häuser bergen können. Am Sonntag und Montag wurden keine Überlebenden mehr gefunden.

Das Beben der Stärke 6,8 hatte am Freitagabend gegen 21 Uhr (Ortszeit) die Provinz Elazığ erschüttert. Das Epizentrum lag im Bezirk Sivrice. 45 Menschen konnten nach offiziellen Angaben lebend geborgen werden. Nach offiziellen Angaben wurden von mehr als 1000 Verletzten am Donnerstag noch 54 im Krankenhaus behandelt. Bei einigen sei der Zustand nach wie vor kritisch.

Dem Beben vom Freitag folgten nach Angaben von AFAD mehr als 900 Nachbeben. Tausende verbrachten aus Angst vor weiteren Erschütterungen die Nächte bei Minusgraden in Sporthallen, Moscheen und Zelten. Innenminister Süleyman Soylu versprach nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA, 2000 Wohncontainer bereitzustellen.

NBA-Basketballer Osman verwandelt Dreipunktewürfe zu Spenden − Kritik an Kızılay

Nach der Naturkatastrophe wurden zahlreiche Spendenaktionen ins Leben gerufen. AFAD gab bekannt, dass sie Spendengelder in Höhe von knapp 80 Millionen Türkischer Lira (ca. 12 Mio. Euro) erhalten habe. Auch zahlreiche Prominente und Sportler organisierten auf eigene Faust Kampagnen. Besonderen Zulauf erhielt jene des türkischen Basketballstars Cedi Osman, der in der NBA für die Cleveland Cavaliers spielt. Für jeden getroffenen Dreipunktewurf im Spiel der Cavs gegen die Chicago Bulls versprach er, 200 US-Dollar zu spenden. Ein anderer NBA-Spieler erklärte daraufhin, dass er die Summe verdoppeln werde. 25 Treffer bedeuteten am Ende insgesamt 10.000 US-$ Durch weitere Unterstützer kamen schließlich über 60.000 US-$ zusammen.

Kritik mussten sich die Verantwortlichen der türkischen Hilfsorganisation Kızılay anhören. Kızılay-Präsident Kerem Kınık hatte am Abend des Erdbebens auf Twitter zu einer Spendenkampagne aufgerufen. Das führte zu großer Aufregung, weil in der Türkei seit dem großen Erdbeben im Jahre 1999 in der Marmararegion ein Teil der Steuergelder in die Hilfe für Erdbebenvorbeugung und -opfer investiert werden sollten. User waren deshalb aufgrund des Tweets von Kınık irritiert und fragten, was mit den Steuergeldern passiert sei. Wenig später löschte Kınık seinen Tweet.

Der Chef der Oppositionspartei CHP, Kemal Kılıçdaroğlu, geht von etwa 34 Milliarden Dollar aus, die für diesen Zweck bisher zusammengekommen sein müssten. Der AKP-Fraktionsvorsitzende Naci Bostancı hielt dagegen, dass es keine spezielle Verordnung gebe, wonach diese Steuergelder für den Bereich „Erdbeben“ aufbewahrt werden müssten. Das stehe im Widerspruch zum Konzept der Budgetverteilung.

Staatsanwaltschaften ermitteln gegen „Provokateure“ und Vermieter

Die Staatsanwaltschaft in Ankara leitete derweil gegen 50 Verdächtige Ermittlungen wegen „provokativer“ Äußerungen in den sozialen Medien ein, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Ihnen werde vorgeworfen, „Angst und Panik“ verbreitet sowie das türkische Volk und den Staat mit seinen Organen öffentlich herabgewürdigt zu haben. Details waren zunächst nicht bekannt.

Die Staatsanwaltschaft in Elazığ nahm parallel Vermieter ins Visier, die aus dem Erdbeben und der Not der Menschen offenbar Profit schlagen wollen. Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Mietpreise bewohnbarer Wohnungen, die vergangene Woche noch zwischen 700 und 1.500 TL betrugen, nach dem Erdbeben plötzlich auf 1.500-2.000 TL stiegen. Es gebe aber auch Vermieter, die ihre Wohnungen Wohnungslosen kostenlos zur Verfügung gestellt hätten, berichtete das Portal „diken“.

dtj/dpa