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Politik

Nach Paris-Schock: Was kann der G20-Gipfel in der Türkei gegen Terrorismus tun?

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Der Kampf gegen den Terror stand schon vorher auf der G20-Agenda in Antalya. Die Anschläge in Paris zeigen, wie dringend nötig eine gemeinsame Strategie ist.

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Der französiche Präsident François Hollande wird nicht am G20-Gipfel in Antalya teilnehmen. Er muss in seiner Hauptstadt gegen den Terrorismus kämpfen und hat keine Zeit für das Treffen, das zum ersten Mal in der Türkei stattfindet. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan, Gastgeber des Gipfels, hat die Anschläge mit klaren Worten verurteilt und gesagt, man sei an einem Punkt angelangt, an dem „Worte ihre Bedeutung“ verlieren. Er plädierte für ein gemeinsames Vorgehen gegen den internationalen Terrorismus: „Als Präsident eines Landes, welches seit 30 Jahren mit dem Terror kämpft, sage ich, dass der Terror weder Religion, noch Rasse oder Vaterland kennt. Der Terrorsimus und alle Terroristen sind schlecht. Die Haltung „Dein Terrorist ist schlecht, mein Terrorist ist gut“ ist falsch und muss von uns allen mit den Füßen zertreten werden.“

Die beispiellose Anschlagsserie mit mindestens 120 Toten in Paris versetzt die Franzosen und die ganze Welt in Schockstarre. Ohne Zweifel müssen die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) auf diese „Barbarei“, wie Hollande sie nennt, reagieren. US-Präsident Barack Obama sprach in einer ersten Reaktion von Anschlägen auf die gesamte Menschheit. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bejubelte die Tat auf Twitter. Hollande kündigte an, Frankreich werde den Kampf aufnehmen und „unerbittlich“ sein.

Welche Rolle soll der Anti-Terror-Kampf beim Gipfel spielen?

Gastgeber Recep Tayyip Erdoğan hatte den Terrorismus bereits vor den Pariser Attentaten auf die Agenda gesetzt. Der türkische Staatspräsident wollte am Sonntag beim Abendessen mit den Mächtigen der Welt vor allem über den Kampf gegen den IS im Bürgerkriegsland Syrien sprechen. Für Kanzlerin Angela Merkel ist das mörderische Treiben des IS eine Hauptursache für die Flucht Hunderttausender Menschen. Um den IS effektiv bekämpfen zu können, müsste Syrien aber zunächst einmal stabilisiert werden.

Warum ist Syrien für die G20 so wichtig?

Weil es derzeit der größte Brandherd der Welt ist. Näher könnten die Mächtigen ihm bei ihrem Gipfel kaum kommen: Belek bei Antalya liegt nur 600 Kilometer vom umkämpften Aleppo entfernt. Der blutige Bürgerkrieg mit über 250 000 Toten und die größte Flüchtlingskrise seit dem Zweiten Weltkrieg hätten das G20-Treffen, das traditionell eigentlich der Weltwirtschaft gewidmet ist, sowieso überschattet.

Kann der Gipfel Frieden in Syrien bringen?

Nein. Ein Erfolg wäre es schon, wenn Obama und Kreml-Chef Wladimir Putin stärker an einem Strang ziehen würden. Bisher ist kein Zweier-Treffen geplant. Es gibt Streit über die Luftangriffe Russlands in Syrien. Putin sagt, man kämpfe gegen die IS-Miliz. Obama hält ihm vor, die Bomben richteten sich auch gegen Rebellen, Putin stabilisiere damit Syriens Machthaber Baschar al-Assad.

Können die Mächtigen wenigstens die Flüchtlingskrise entschärfen?

Vorerst nicht. Solange in Syrien kein Frieden herrscht, verlassen die Menschen das Land. Bislang sind vier Millionen Menschen vor den Fassbomben Assads, den Terrorakten des IS und den Gefechten des Bürgerkriegs geflohen. Auch aus anderen umkämpften Ländern wie Afghanistan ziehen Schutzsuchende vor allem nach Europa. Merkel will langfristig die Fluchtursachen bekämpfen. Die G20 sollen gemeinsame politische Lösungen anstreben und mehr Geld für Länder geben, die von Krieg und Gewalt heimgesucht werden.

Was will Gastgeber Erdoğan erreichen?

Einen internationalen Militäreinsatz im Nachbarland Syrien. Um das Land zu stabilisieren, den IS zu stoppen und am Ende Assad abzulösen. Wörtlich sagte Erdoğan, er wolle „eine vom Terrorismus gereinigte Region“. Das würde auch den Flüchtlingsansturm bremsen. Die Türken haben über zwei Millionen Syrer aufgenommen und sind das Haupttransitland in Richtung Europa.