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Politik

„Schändlicher Akt“: Türkei verurteilt Vorgehen Israels in al-Aqsa-Moschee scharf

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Die türkische Regierung und Opposition protestieren auf diplomatischem Wege gegen das Vorgehen Israels rund um die al-Aqsa Moschee in Jerusalem. Jordanien hat unterdessen offenbar seinen Botschafter aus Israel abgezogen. (Foto: reuters)

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Die türkische Regierung und Opposition protestieren auf diplomatischem Wege gegen das Vorgehen Israels rund um die al-Aqsa Moschee in Jerusalem. Jordanien hat unterdessen offenbar seinen Botschafter aus Israel abgezogen.
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Die Türkei hat Israel nach einem umstrittenen Polizeieinsatz am Mittwoch und Donnerstag an der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem heftig kritisiert. An jenen Tagen war es zu weiteren Eskalationen der ohnehin angespannten Lage in der Region gekommen, nachdem eine Gruppe israelischer Extremisten geschützt von rund 300 israelischen Sicherheitskräften den Tempelberg stürmen wollte. Die Moschee ist die drittheiligste Stätte des Islam.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan nannte den Einsatz „barbarisch“ und schwor, die Türkei werde dazu nicht still bleiben. Erdoğan betonte, er wolle die Angelegenheit vor den UN-Sicherheitsrat bringen.

Erdoğan stellte außerdem Mutmaßungen über die Motive hinter dem Einsatz an. Immer, wenn die internationale Gemeinschaft beginne, sich um andere Teile der Welt zu kümmern – wobei Erdoğan auf die syrischen Städte Kobani und Aleppo verwies -, breche eine Krise wie jene an der al-Aqsa-Moschee aus. „Wenn sich die israelische Regierung nicht zeitnah mit diesem Thema befasst und die al-Aqsa-Moschee nicht wieder für alle Muslime geöffnet wird, wird Israel in der Welt so einsam werden wie es jetzt schon im Mittleren Osten ist“, äußerte Erdoğan wörtlich.

Jerusalem: Vorgehen israelischer Sicherheitskräfte provoziert muslimische Bewohner

Die palästinensische Seite behauptet, israelische Sicherheitskräfte hätten zu einer Zeit, da die Moschee auch Nichtmuslimen  zum Besuch offen stand, 35 jüdischen Extremisten, die versucht hätten, in die Moschee zu gelangen, bei ihrem Vorhaben unterstützt. Unter den Extremisten waren Medienberichten zufolge auch einige israelische Parlamentarier. In der muslimischen Bevölkerung Jerusalems hatte diese Aktion für einen Aufschrei gesorgt.

Bei darauf folgenden Zusammenstößen seien zum ersten Mal seit 1967 israelische Soldaten in die heiligen Stätten der Muslime eingedrungen. Diese Entwicklung stellt für viele muslimische Bewohner der Stadt eine weitere Provokation von Seiten Israels im Nahost-Konflikt dar.

Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat am Freitag öffentlich versichert, dass an den geltenden Vereinbarungen für muslimische Gebete nicht gerüttelt werde. Die Stätte wird von jordanischen religiösen Autoritäten verwaltet, wie dies sowohl als auch nach der israelischen Besetzung von Ostjerusalem im Jahre 1967 der Fall war. Palästinensische Meinungsführer sind jedoch entrüstet darüber, dass einige rechtsextreme israelische Politiker und Siedleraktivisten diesen Konsens in Frage stellen.

Israelische Sicherheitskräfte in drittheiligster Stätte des Islam?

Israel bestreitet, dass seine Sicherheitskräfte weit in die Moschee eingedrungen seien oder den Brand und die Verwüstungen im Innenraum herbeigeführt hätten. Man sei wenige Meter in die Moschee gegangen, um vermummte Palästinenser, die Barrikaden aufgebaut und Feuerwerkskörper aus dem Inneren der Moschee heraus geworfen hatten, dort einzuschließen. Die New York Times berichtet, dass man auch Möbelstücke entfernt habe, die von den Palästinensern zum Zwecke der Errichtung von Barrikaden verwendet worden seien.

Auch das türkische Außenministerium übte in einer Erklärung scharfe Kritik und warf der israelischen Polizei „Indifferenz gegenüber spirituellen Werten und Empfindlichkeiten“ vor. Der Vorfall, so hieß es aus Ankara, füge den israelischen Provokationen gegen Palästinenser eine neue und noch ernstere Dimension hinzu. Israels „schändliche Akte“ würden, so das Außenministerium, elementare Menschenrechte wie die Glaubensfreiheit verletzen und seien deshalb absolut inakzeptabel.

Die Türkei hat Israel nach einem umstrittenen Polizeieinsatz am Mittwoch und Donnerstag an der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem heftig kritisiert. An jenen Tagen war es zu weiteren Eskalationen der ohnehin angespannten Lage in der Region gekommen, nachdem eine Gruppe israelischer Extremisten geschützt von rund 300 israelischen Sicherheitskräften den Tempelberg stürmen wollte. (rtr)

Auch Premierminister Ahmet Davutoğlu sprach von einem „barbarischen Akt“, den die Übergriffe auf ein Areal darstellen würden, das ein hohes Heiligtum der Muslime darstelle und sowohl die al-Aqsa-Moschee als auch den Felsendom beherberge. Auch er kündigte Schritte auf internationaler Ebene an.

Namens der Cumhuriyet Halk Partisi (Republikanische Volkspartei; CHP), der größten Oppositionspartei in der Türkei, hat der stellvertretende Vorsitzende Haluk Koç den mutmaßlichen Angriff verurteilt und Israel dazu aufgefordert, Provokationen im Umfeld heiliger Stätten zu unterbinden.

Jordanien: Vorfälle auf al-Aqsa überschreiten „rote Linie“

Unterdessen hat der jordanische Außenminister Nasser Judeh im Vorfeld seines Treffens mit US-Außenminister John Kerry in Paris Reuters gegenüber ausgesagt, dass Jordanien infolge der Situation auf dem al-Aqsa-Areal seinen Botschafter abgezogen habe. „Wir haben wiederholt Nachrichten an Israel übermittelt und direkt wie indirekt deutlich gemacht, dass Jerusalem eine rote Linie darstellen würde“, so Judeh.

Israel hindere Gläubige am freien Gebet und gewähre Extremisten Zutritt, dies würde Muslime in der ganzen Welt erzürnen. Jordanien wolle sich deshalb an den UN-Sicherheitsrat wenden.

Israels Außenamtssprecher Emmanuel Nahshon nannte den Schritt Jordaniens „falsch“ und betonte, dieser würde nicht zur Beruhigung in Anbetracht der Spannungen beitragen. „Wir erwarten von Jordanien auch die Verurteilung organisierter Gewaltakte, die aus Ramallah gesteuert werden, und des Todes Unschuldiger, den diese verursachen“, so Nahshon. Zwischen Jordanien und Israel besteht seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages durch den damaligen israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin, US-Präsident Bill Clinton und dem jordanischen König Hussein 1994 ein recht stabiles Verhältnis.