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Nationalspielerin Doorsoun: Fans in der Türkei und im Iran

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Mädchen mit Migrationsbiographie spielen hierzulande viel seltener Fußball als Jungs. DFB-Auswahlspielerin Sara Doorsoun weiß um die Schwierigkeiten – auch wenn ihr iranischer Vater und ihre türkische Mutter sie immer unterstützt haben.

Sara Doorsoun trägt seit 34 Länderspielen das deutsche Trikot – Fans hat die Nationalspielerin des VfL Wolfsburg aber auch in Ländern, wo der Frauenfußball eher eine Randerscheinung ist. Ihr Vater stammt aus dem Iran, ihre Mutter und Schwester leben in der Türkei. Bei Mädchen mit Migrationsbiographie sieht die 29-Jährige hierzulande noch Potenzial für ihren Sport. „Ich denke, da ist ganz viel Kommunikation gefragt, gerade mit den Eltern, wenn es in deren Heimat nicht so anerkannt ist“, sagte Doorsoun der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der WM 2019 bekam die Abwehrspielerin auf Instagram erstmals jede Menge Nachrichten aus dem Iran und der Türkei. „Sie sagen, dass sie es toll finden, wenn Frauen Fußball spielen können und sind davon begeistert“, sagte Doorsoun. „Aber ich weiß natürlich auch, dass man im Iran noch sehr weit weg davon ist, wie wir es in Deutschland haben.“ In dem mehrheitlich schiitisch-islamisch geprägten Land war es bis vor kurzem sogar verboten, dass Frauen überhaupt ins Stadion zu Männerspielen dürfen. In der Türkei sieht das schon anders aus.

„Familienort“ Türkei

Die kickenden Mädchen müssen dort nicht nur Kopftuch tragen, sondern auch weite langärmelige T-Shirts und Trainingshosen. Und sie werden auch schon mal ermahnt, wenn sie „zu westlich“ jubeln. Die in Köln geborene Doorsoun war noch nie im Land ihres Vaters, der einst zum Studium nach Deutschland kam. „Ich spreche leider die Sprache nicht, aber mein Papa erzählt mir immer: Du warst wieder da im persischen Fernsehen, und dort hat jemand was geschrieben. Meine Tante und mein Onkel übersetzen dann alles und sind auch total stolz“, sagte sie.

Die Türkei ist „ein Familienort“ für Doorsoun, sie verbrachte schon öfter ihren Urlaub dort. „Eine Freundin von mir spielt bei Beşiktaş. Ich weiß, dass der Frauenfußball in der Türkei gerade aufgrund von Corona eingestellt ist.“ Von den drei großen Istanbuler Vereinen haben immerhin Beşiktaş und Galatasaray ein Frauenteam. Der Verband versucht, über ein Förderprojekt Schülerinnen zwischen sechs und zwölf Jahren den Sport näherzubringen.

Viele Anfragen von jungen Mädchen

„Klar freut es mich, wenn ich höre: Toll, dass du Fußball spielen darfst! Und bekomme dann Anfragen von Mädels, ob ich nicht mal zu ihnen nach Hause kommen und mit den Eltern sprechen kann“, sagte Doorsoun. „Ich würde natürlich gerne allen Mädchen helfen, aber grundsätzlich finde ich, es sollte nie ein Thema sein, ob Mädchen Fußball spielen dürfen oder nicht.“ Auch bei ihr zuhause war das keines: Ihre Eltern haben sie einst im Verein angemeldet und zum Training gefahren.

Doorsoun ist nach einer Knieverletzung, die sie im Champions-League-Finale der Wolfsburger Ende August gegen Olympique Lyon (1:3) erlitten hat, zurück in der DFB-Auswahl. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg trifft am Sonntag (18.00 Uhr/Eurosport) in Aachen auf Belgien und am 24. Februar (18.30 Uhr/Eurosport) in Venlo auf die Niederlande.

Wurzeln „kein großes Thema“

Die Abwehrspielerin sieht sich trotz ihres familiären Hintergrundes nicht unbedingt als Vorbild oder Vorreiterin, sie sagt aber: „Je älter ich werde und desto mehr ich darauf angesprochen werde, desto mehr setze ich mich damit auseinander.“ Doorsoun will „keine große Sache“ daraus machen. „Ich finde, es ist was Schönes, dass ich persisch-türkische Wurzeln habe, aber für mich war das nie ein großes Thema.“

In der DFB-Auswahl gibt es nur wenige Spielerinnen mit einer Migrationsbiographie wie Doorsoun, Nicole Anyomi (SGS Essen) oder Dzsenifer Marozsan (Olympique Lyon). Warum das in der deutschen Männer-Auswahl längst anders ist? „Schwierig, diese Frage kann ich so nicht beantworten“, sagt Doorsoun.

dtj/dpa

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