Connect with us

Wirtschaft

Neue Unternehmenskultur jenseits altbackener Hierarchieebenen

Spread the love

Mit dem Modell „Holacracy“ kann man Hierarchien abbauen. So fördert man Transparenz, bessere Kommunikation und die Bereitschaft zur Mitarbeit. (dpa)

Published

on

Spread the love

Das auf Arthur Köstler zurückgehende Modell der Holacracy verfolgt das Ziel, Verantwortungsgemeinschaften jenseits starrer Hierarchien zu bilden. Auf diese Weise sollen mehr Transparenz, bessere Kommunikation und die Bereitschaft zur Mitarbeit gefördert werden.

Nicht immer verbirgt sich hinter Wortungetümen und Anglizismen, die in die betriebswirtschaftliche Debatte einfallen wie Zieten aus dem Busch, auch tatsächlich etwas Substanzielles. Im Falle des so genannten Holacracy-Modells jedoch scheint sich doch eine interessante Entwicklung zu manifestieren, die zumindest in einigen Bereichen die Arbeitswelt von morgen revolutionieren könnte.

Holacracy soll eine neue Form der Unternehmenskultur schaffen, die auf nicht weniger abzielt als auf den Abbau von Hierarchien als solchen. Wo heute noch die Arbeitswelt von gestern tagtägliche Praxis mit all ihren Potenzialen für mangelnde Effizienz, die von falschem Führungsverhalten über informelle Seilschaften, Mobbing oder Ränkespiele bis hin zu Kollegen reichten, die innerlich gekündigt haben, wird künftig jene Kultur der Gleichberechtigung und des wechselseitigen Respekts Einzug halten, die man eher von Geschäftsbeziehungen unter Selbstständigen kennt.

Dennoch ist die Kooperation vergleichsweise noch verbindlicher und vollzieht sich unter dem Dach eines gemeinsamen Unternehmens. Was allerdings fällt, sind die klassischen Hierarchieebenen.

Entscheidungsprozesse orientieren sich nach dem Konzept der Holacracy nicht mehr an der hierarchischen Positionierung, sondern vor allem an drei großen prozessualen Erfordernissen: der strategischen Positionierung, dem Projektmanagement und der kurzfristigen und zum Tagesgeschäft gehörigen operativen Agenda.

Die Holacracy-Revolution wird zur Folge haben, dass Mitarbeiter eines Unternehmens können jederzeit Veränderungsvorschläge einbringen können, ohne einen Gesichtsverlust befürchten zu müssen. Es werden nicht mehr die bisherigen starren Führungs- und Leitungsebenen im Vordergrund stehen, sondern es wird durch die Schnittmenge der unterschiedlichen, zusammenwirkenden Entscheidungseinheiten im Unternehmen im Rahmen einer neuen Verlinkungskultur ein neues „Betriebssystem“ für das Unternehmen geschaffen.

Holacracy soll Führung nicht ersetzen, nur verändern

Führung und starke Führungspersönlichkeiten werden innerhalb der Holacracy-Kultur zwar immer noch gebraucht – es fällt jedoch die starre Zuordnung des klassischen hierarchischen Models weg. Führung verteilt sich künftig auf mehrere Ebenen.

Jeder dieser Verantwortungsbereiche manifestiert sich in spezifischen Formen von Meetings und Adhoc-Koalitionen, die situativ entstehen und situativ handeln. Die Kreise der Entscheidungsfindung, die sich so immer wieder in neuer Zusammensetzung finden, werden über die traditionellen Hierarchieebenen hinweg entworfen.

Damit dieses System funktionieren kann, ist es jedoch erforderlich, im gesamten System sowohl top down als auch bottom up die unbedingte Transparenz in allen Prozessen zu wahren. Die adäquate Einbindung und Implementierung der Social-Media-Kultur kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.

Prinzip der Selbstorganisation

Das Prinzip der Holakratie geht auf den Philosophen Arthur Köstler zusammen: Holons, also Einheiten, organisieren sich demnach jeweils in ihrer Einheit bis zu einem gewissen Maß selbst. Die nächstgrößere Einheit lebt von diesen kleineren Einheiten, umgekehrt existieren die kleineren Einheiten in der großen. Übertragen auf Unternehmen würde dies bedeuten, dass jede Hierarchieebene von der anderen partizipiert und in gewissem Umfang Entscheidungen absolut autonom treffen kann.
Erreicht werden sollen dadurch nicht nur mehr Spontaneität und die Befreiung von Führungskräften aus ihrer Sandwichposition, sondern unter anderem auch mehr Wille zur Partizipation, die Übernahme von Verantwortung, mehr Motivation und eine höhere Flexibilität.