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Politik

Neuer TV-Kanal in der Türkei: „Der Journalismus liegt am Boden“

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In der Türkei ist in dieser Woche ein neuer Nachrichtenkanal gegründet worden. Das teilte der langjährige Journalist Merdan Yanardağ via Twitter mit.

Es gebe im Land keine regierungskritischen Sender mehr, schrieb Yanardağ, der auch Chefredakteur des neuen Kanals ist, in einem Beitrag für die Nachrichtenseite „ABC Gazetesi“, die im vergangenen Jahr ebenfalls von ihm gegründet worden war. Entweder seien sie geschlossen worden, mit finanziellen Mitteln aus dem Markt gedrängt worden oder hätten schlicht keinen Wert auf guten Journalismus gelegt und so keine Einschaltquoten mehr erzielt. „In einer Zeit, in der in der Türkei große Veränderungen passieren, brauchen wir mehr denn je einen guten Sender, der Journalismus betreibt.“

Mit diesem Anspruch will „TELE 1“ eine Alternative in der von regierungsnahen und -treuen Sendern dominierten Medienlandschaft sein. Sie würden unkritisch die Regierungsperspektive übernehmen. Wahrheiten würden verdreht oder verschleiert werden. Mit TELE 1 wolle man diese Dominanz brechen. Die als „yandaş medya“ bezeichneten Medien hätten dazu beigetragen, dass der Journalismus im Land am Boden liege. 

Auch sonst nehmen sich Yanardağ und sein Team hohe Ziele vor. “Wir werden das Fernsehen des 21. Jahrhunderts erschaffen”, heißt es in der Pressemitteilung, in der sich der Sender der Öffentlichkeit vorstellt. Yanardağ gilt als Kritiker der AKP und der Gülen-Bewegung.

Die erste Sendung beginnt derzeit täglich um 8 Uhr. Aktuell heißt der Sender noch „Kültür Türk“, man habe allerdings die Namensänderung bereits in die Wege geleitet. Im Vordergrund sollen Nachrichten und Kultursendungen stehen. Zu empfangen ist der Kanal über Türksat, Digitürk und D-Smart.

Viele Medien und Journalisten wurden in den letzten Monaten geschlossen und verhaftet, insbesondere nach dem Putschversuch am 15. Juli. Die Regierung wirft ihnen „Terrorpropaganda“, „Agententätigkeit“ oder „Verrat von Staatsgeheimnissen“ vor.