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Panorama

Neun afroamerikanische Tote: Weißer Täter immer noch auf der Flucht

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Ein weißer Mann eröffnet in einer hauptsächlich von Schwarzen besuchten Kirche das Feuer. Neun Menschen sterben. Das Entsetzen im US-Südstaat South Carolina ist groß – zumal im Nachbarort erst kürzlich ein Afroamerikaner erschossen wurde. (Foto: dpa)

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Auf der Calhoun Street im historischen Kern der US-Südstaatenstadt Charleston stehen die Menschen im Dunkeln herum und unterhalten sich mit gedämpfter Stimme. Sie haben erfahren, dass es in der geschichtsträchtigen, hauptsächlich von Afroamerikanern besuchten Emanuel-Methodistenkirche ein Blutbad gegeben hat, wie der örtliche Sender „Live 5 News“ berichtet. Es gibt neun Tote.

Täter soll ein etwa 20 Jahre alter weißer Mann sein. Er ist noch auf der Flucht. Polizeichef Gregory Mullen spricht auf einer nächtlichen Pressekonferenz von einer rassistisch motivierten Tat. Der Täter soll während einer Bibelstunde das Feuer eröffnet haben.

„Es sieht sehr schlimm aus“, sagt Thomas Dixon, ein Pastor. „Anscheinend hat der Täter einfach die Kirche betreten und losgeschossen.“

Der Tatort ist abgesperrt, wie Fotos und Fernsehbilder zeigen. In den Straßen in der Umgebung stehen Polizeiautos und Rettungswagen kreuz und quer, überall Blaulicht. Im Hintergrund ist Sirenengeheul zu hören. Im Nachthimmel über der weiß gestrichenen Kirche aus Backstein kreisen Polizeihubschrauber auf der Suche nach dem mutmaßlichen Täter, wie der Sender CNN berichtet.

Kirche ist historisch

Unweit der Kirche halten sich Menschen an den Händen und beten. Eine Gruppe von Geistlichen ist aufgeregt. Die Männer haben auch Angst, dass die Lage eskalieren könnte. In den vergangenen Monaten waren an mehreren Orten in den USA Afroamerikaner von weißen Polizisten erschossen worden, es kam danach vielfach zu Straßenprotesten.

Auch im benachbarten North Charleston – rund 15 Minuten mit dem Auto entfernt – war es im April zu einem solchen Zwischenfall gekommen. Ein Polizist schoss von hinten achtmal auf einen flüchtenden Afroamerikaner. Der auf einem Video festgehaltene Fall löste Empörung aus.

Bürgermeister Joe Riley spricht von einer „herzzerreißenden Tragödie in dieser äußerst historischen Kirche“. In dem Gotteshaus hatten einst Sklaven auf dem Weg in den Norden Zuflucht gesucht. „Ein böser und hasserfüllter Mensch hat das Leben von Bürgern genommen, die zum Gebet zusammengekommen waren“, sagt Riley.

„So etwas darf nicht passieren. Die Leute müssen unbehelligt in die Kirche kommen können. Das muss sein“, sagt einer der versammelten Geistlichen dem Sender CNN. Sie rufen die Menschen dazu auf, Ruhe zu bewahren, verlangen aber auch Gerechtigkeit. (dpa/dtj)