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Panorama

Nicht nur im Osten gibt es Nazis

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Nebenklagevertreter der Familie des getöteten Mehmet Kubaşık vermuten, dass der sog. NSU in Dortmund Unterstützer hatte. Beweise gibt es dafür bislang keine. Doch warum tauchte ein stadtbekannter Neonazi kurz nach dem Auffliegen des NSU ab?

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Nebenklagevertreter der Familie des getöteten Kiosk-Besitzers Mehmet Kubaşık vermuten, dass der NSU in Dortmund Unterstützer hatte.
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„Im Osten sind sie alle braun!“ Dieses geflügelte Wort gehört der Vergangenheit an. Denn im Westen der Bundesrepublik sorgen Rechtsradikale für Angst und Schrecken –besonders in Dortmund. Die Revierstadt ist eine Hochburg der deutschen Neonazi-Szene: Immer wieder sorgen dort Rechtsextremisten für Unruhe. Mal stürmen Neonazis eine Wahlparty im Rathaus, ein anderes Mal ziehen sie Fackeln schwenkend vor einer Flüchtlingsunterkunft.

Der Stadtteil Dorstfeld ist mittlerweile eine No-Go-Area für Flüchtlinge, Linke und Menschen mit Migrationshintergrund. Dass selbst das altehrwürdige Fernsehformat „Tatort“ einen Neonazi-Fall in der Stadt, die sich der „Metropolregion Ruhr“ zugehörig fühlt, dreht, ist bezeichnend. Nun tauchen sogar Verdachtsmomente auf, dass der NSU in Dortmund Unterstützer hatte.

Radikale Szene in Dortmund

Zumindest, wenn man den Nebenklagevertretern der Familie des getöteten Dortmunders Mehmet Kubaşık im Münchener NSU-Prozess Glauben schenkt. Sie vermuten, dass Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bei dem Mord von Dortmunder Neonazis Unterstützung erhielten. Im Fokus der Spekulationen steht die sogenannte Combat-18-Gruppe, die schon mit ihrem Namen (aus dem Szenecode übersetzt: „Kampf für Adolf Hitler“) klare Verhältnisse schafft.

Die Bewegung agiert als militanter Arm einer weltweit operierenden Neonazi-Gruppierung und machte in Dortmund durch besonders brutale Übergriffe auf Flüchtlinge und Linke auf sich aufmerksam. Immer ganz vorne mit dabei: der Dortmunder Marko Gottschalk. Als Sänger der Rechtsrock-Band „Oidoxie“ ist er bundesweit bekannt.

Rückkehr aus Schweden

Recherchen des WDRs zufolge tauchte Gottschalk, der sich Combat 18 auf die Brust tätowieren ließ, nicht einmal sechs Monate nach dem Auffliegen des NSU 2011 unter. Gottschalk setzte sich nach Schweden ab, ist allerdings seit Ende März wieder in Dortmund auf Szenetreffen anzutreffen. Seither soll der Neonazi, Angaben des Rundfunksenders zufolge an mindestens drei Veranstaltungen der Dortmunder Neonazi-Szene teilgenommen haben. Zuletzt bei einem Neonazi-Aufmarsch im Dortmunder Stadtteil Mengede gegen Flüchtlinge am 28. Mai.

Gottschalk, dem eine Beziehung zum NSU nur schwer nachzuweisen ist, soll nach Willen der Nebenklageanwälte vor dem Münchener NSU-Prozess als Zeuge geladen werden. Die Dortmunder Neonazi-Szene und Combat 18 seien wichtige Ansatzpunkte für die Ermittlungen zum NSU, sagt Anwalt Carsten Illius.

Schließlich hatten Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe in Chemnitz erwiesenermaßen Kontakt zu Combat-18-Leuten. Dass Zschäpe eine Brieffreundschaft mit Robin S., einem derzeit inhaftierten Mitglied der Dortmunder Combat-18-Gruppe, pflegt, beweist hingegen noch gar nichts. Immerhin: Robin S. ist ebenfalls ein enger Freund von Marko Gottschalk. Das ist zumindest ein Indiz.