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Kultur/Religion

Nicht von dieser Welt – Fabelwesen feiern die «Comic Con Germany»

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Das normale Leben hat für Viele Pause an diesem Wochenende in Stuttgart. Zur «Comic Con Germany» strömen tausende Fans nach Stuttgart, viele davon aufwendig geschminkt und verkleidet. Und das sind längst nicht nur Jungs in Superman-Kostümen.

Batman stolpert und schmeißt dabei fast Aschenputtel um. Der dunkle Ritter hatte, vertieft ins Gespräch mit Super Mario, die Märchenschönheit übersehen, als er am Einlass der «Comic Con Germany» in der Landesmesse Stuttgart ansteht. Doch die umstehenden Stormtrooper müssen nicht eingreifen, Batman entschuldigt sich, die Stimmung auf der Messe ist ausgelassen und freundlich.

Wo sich normalerweise Geschäftsleute austauschen, die bestenfalls von verschiedenen Kontinenten stammen, versammeln sich an diesem Wochenende Figuren aus verschiedenen Welten, verschiedenen Universen: Kämpferinnen aus japanischen Manga-Comics, Schurken aus «Star Wars» und Filmfiguren wie Indiana Jones treffen bei dem Event aufeinander.

Zum dritten Mal kommen Fans der Comic-, Fantasy- und Science-Fiction-Szene an diesem Wochenende in Stuttgart zusammen. Nach Angaben der Veranstalter ist die Popkultur-Messe die größte ihrer Art in Deutschland, zu den ersten beiden Auflagen kamen rund 50 000 Besucher. Eine stolze Zahl. Zur Ur-Comic-Con im kalifornischen San Diego kommen jährlich etwa 130 000 Menschen – und das an vier statt wie in Stuttgart an zwei Tagen.

1970 hatte in San Diego die erste «Comic Book Convention» (deutsch in etwa: Comicbuch-Messe) stattgefunden. Die Idee: Die eingefleischte Fangemeinde und die Autoren und Zeichner ihrer Lieblingscomics sollten direkt aufeinandertreffen. Heute ist die Comic Con ein etabliertes Format, das Nachahmer rund um die Welt findet, unter anderem in Dortmund, Berlin, München und Stuttgart.

Die meisten davon, so auch die Stuttgarter «Comic Con Germany», sind Besucher-Messen im wahrsten Sinne: Es sind keine Schauspieler, die verkleidet nach Schwaben gekommen sind, ihre Kostüme kommen weder aus Filmstudios noch von der Stange. Die Besucher sind die Hauptattraktion.

Sie haben teils Monate liebevoller Handarbeit und hunderte Euro investiert, um ihren Idolen so ähnlich wie möglich zu sein. Zwei Jahre hat ein weiterer Batman gebraucht, um sein Outfit zusammen zu bekommen. «Die Maske ist eine Handanfertigung aus den USA, der Umhang ist von einem Händler aus Deutschland und die Unterarme habe ich selbst gebastelt», erzählt der Mann aus Nordrhein-Westfalen. Cosplayer (Kunstwort aus costume/Kostüm und play/spielen) nennt man die besonders aufwendig verkleideten und geschminkten Fans.

«Es ist eigentlich keine Messe, es ist mehr wie ein Festival», erklärt eine Frau im Manga-Look aus München. Die Merchandise- und Comic-Stände und die 13 Schauspieler, die zum Autogrammeschreiben gekommen sind, scheinen fast Nebensache zu sein. So hält sich unter den Besuchern auch die Enttäuschung über die kurzfristige Absage von US-Schauspieler Chuck Norris in Grenzen. «Ich finde sowieso die ganzen Verkleideten am besten», sagt ein Besucher, der mit einem Freund extra aus Hamburg angereist ist.

Wer glaubt, hinter diesen Verkleideten würden sich nur Jungs in Superman-Kostümen verbirgen, der unterschätzt die Szene. Nur ein Viertel der Besucher der Messe im vergangenen Jahr war laut einer Umfrage jünger als 20. Knapp 60 Prozent des Publikums waren weiblich. Auf diesen für Außenstehende erstaunlichen Wert angesprochen, reagieren die meisten Besucher mit Schulterzucken. Geschlecht, Alter und Aussehen im wahren Leben interessieren hier niemanden. Sehen und gesehen werden, das ist hier das wichtigste.

(dpa)

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