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Bildung & Forschung

NRW: Islamischer Religionsunterricht wird neu organisiert

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Das Land NRW will den islamischen Religionsunterricht weiter ausbauen und ein neues Kapitel in der Zusammenarbeit mit den Islamverbänden aufschlagen.

Wie Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in dieser Woche mitteilte, wird eine Kommission mit Vertretern von sechs Islam-Organisationen dem Land nun in einem bundesweit einmaligen Modell als Ansprechpartner für den bekenntnisorientierten Unterricht zur Verfügung stehen. Das Gremium könne seine Arbeit jetzt analog zur Beteiligung der Kirchen beim katholischen und evangelischen Religionsunterricht aufnehmen.

Derzeit erhalten knapp 22.000 Schüler:innen an 260 Schulen in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht von 300 Lehrkräften. Der Unterricht liegt in der Verantwortung des Landes. Er werde von in Deutschland ausgebildeten Religionslehrern erteilt, betonte Gebauer. Muslimische Schüler:innen hätten ein Recht darauf. Es würden dabei auch Kenntnisse über andere Religionen vermittelt. „Das schützt vor Vorurteilen und schärft den Blick.“ Offenheit, Toleranz und Respekt gegenüber anderen Religionen und Anschauungen sollten gestärkt werden, schilderte die Ministerin.

Ditib darf wieder mitbestimmen

Auch die Ditib als größte Islam-Organisation in Deutschland ist bei dem Unterrichtsfach jetzt wieder neu mit im Boot. Das Land hatte vor einigen Jahren jede Kooperation mit der umstrittenen Türkisch-Islamischen Union wegen ihrer Nähe zu Ankara auf Eis gelegt – auch im Schulbereich. Gebauer zufolge hatte die Ditib in den vergangenen Monaten „intern, aber auch öffentlich“ eine „Staatsferne“ dargelegt und auch auf eine Unabhängigkeit des Landesverbands hingewiesen. Der Ditib-Bundesverband hatte nach anhaltender Kritik um Vertrauen geworben und Reformen angekündigt.

Voraussetzung für eine Aufnahme in die Kommission sei, „dass die Organisation in der Zusammenarbeit beim Islamischen Religionsunterricht eigenständig und staatsunabhängig ist und die Verfassungsprinzipien achtet.“ Die Kommission vertritt laut Ministerium die Interessen und Anliegen der islamischen Organisationen bei dem ordentlichen Unterrichtsfach. Konkret geht es um eine Beteiligung bei der Genehmigung von Lehrbüchern. Außerdem sollen sie „religiöses Einvernehmen“ herstellen bei Kernlehrplänen, die in staatlicher Verantwortung erarbeitet würden.

Mehrere Islamverbände im Boot

Die Islamverbände entscheiden der Ministerin zufolge zudem über die religiöse Unterrichtserlaubnis – Idschaza – für die Pädagogen. Der Verband der Islamlehrer hatte kritisiert, der zuvor tätige – und nun aufgelöste – Beirat habe nicht unabhängig und neutral agiert, die Idzascha-Vergabe stattdessen den Charakter eines „Gesinnungstests“ gehabt.

Dass die neue Kommission sich jetzt konstituieren könne, stelle einen wichtigen Schritt für einen weiteren Ausbau des islamischen Religionsunterrichts dar, unterstrich die Politikerin in Düsseldorf. Sie sprach von einem „Meilenstein“. Man sei mit mehreren Verbänden im Gespräch gewesen und habe diese eingehend geprüft. Neben der Ditib stellen weitere fünf Organisationen jeweils ein Mitglied und einen Stellvertreter für das Gremium: Der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), die Islamische Religionsgemeinschaft NRW, das Bündnis Marokkanische Gemeinde (BMG), die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken (IGBD) und die Union der Islamisch-Albanischen Zentren.

2012 hatte der islamische Religionsunterricht in NRW an 33 Schulen mit 42 Lehrkräften und 1800 Schüler:innen begonnen. Seitdem wächst der Bedarf. Ein organisatorisches Übergangsmodell war ausgelaufen, eine Neuordnung fällig. Gebauer sagte, die Kommission sei offen für weitere Mitglieder. Die Verfassung schreibe die Beteiligung einer Religionsgemeinschaft vor. Die ihr zugewiesenen Aufgaben nehme nun das neue Gremium wahr.

dpa/dtj

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