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Niedergeschossen am 9., gestorben am 11.9.: In Gedenken an Enver Şimşek

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Vor genau vierzehn Jahren starb der Blumenhändler Enver Şimşek an seinen Verletzungen. Es war wohl der erste Mord des offiziell als „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) bezeichneten Terrornetzwerkes. (dpa)
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Es war wohl der erste Mord des offiziell als „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) bezeichneten Terrornetzwerkes. Vor genau vierzehn Jahren starb der Blumenhändler Enver Şimşek an seinen Verletzungen im Krankenhaus. Şimşek, Inhaber eines Blumenhandels in Schlüchtern, wurde am 9. September 2000 am Rande einer Ausfallstraße im Osten Nürnbergs, wo er seinen mobilen Blumenstand in einer Parkbucht aufgebaut hatte, mit acht Schüssen aus zwei Pistolen niedergeschossen. Er starb zwei Tage später im Krankenhaus.

Ein Zeuge hat möglicherweise den ersten Mord der NSU-Terroristen unmittelbar beobachtet. Der Zeuge sagte 2013 vor Gericht aus, er habe „mehrere metallische harte Schläge“ gehört, als er zur Tatzeit in Nürnberg mit seinem Auto an dem Verkaufsstand des türkischen Blumenhändlers vorbeigefahren war. Kurz darauf seien zwei Männer in Radlerkleidung schnell von dem Lieferwagen Şimşeks weggegangen.

Für Aufsehen sorgten auch die fragwürdigen Ermittlungsmethoden der Polizei. So seien bis zum Jahr 2006 „keine strukturierten Ermittlungen in diese Richtung vorgenommen worden“, obwohl bereits 2001 in der Sonderkommission die Möglichkeit eines fremdenfeindlichen Motivs angesprochen worden sei, so der leitende Kriminalbeamte Albert V. aus Nürnberg während des NSU-Prozess im Oberlandesgericht München im August 2013. Die Ermittlungen hätten sich nach den Morden an Enver Şimşek und Abdurrahim Özüdoğru vielmehr auf mögliche Verbindungen zu Drogengeschäften und zur Organisierten Kriminalität konzentriert. Im Fall Şimşek seien sogar die Telefone von Angehörigen überwacht worden, weil die Ermittler vermuteten, dass die Familie des Mordopfers mehr wissen könnte als sie ausgesagt habe.

Nebenklagevertreter hatten im August 2013 während des Prozesses die Ermittlungen der Polizei im Umfeld der Opfer thematisiert. Der Kriminalbeamter Albert V. aus Nürnberg sagte damals, die Vermutungen der Ermittler hätten sich nicht bewahrheitet. Semiya Şimşek, die Tochter des Opfers, zeigte sich damals zufrieden: „Ich wollte aus seinem eigenen Mund hören, dass die ganzen Ermittlungen und Verdächtigungen, denen wir über Jahre ausgesetzt waren, zu keinem Ergebnis geführt haben.“