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Panorama

„Wir waren eine glückliche Familie“

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Uwe Mundlos’ Mutter will von den Taten ihres Sohnes nichts mitbekommen haben. In ihrer Aussage vor dem Münchner OLG enthüllt sie Details zum letzten Kontakt mit ihrem Sohn. „Mutti, mit den Waffen habe ich nichts zu tun“, soll er dabei gesagt haben. (Foto: rtr)

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NSU-Prozess
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„Der Uwe ist nicht mehr. Der Uwe lebt nicht mehr.“ Die unmissverständliche Nachricht erreicht die Mutter des mutmaßlichen Rechtsterroristen am Morgen des fünften November 2011. Es meldet sich eine Frauenstimme: „Hier ist die Beate vom Uwe.“Ilona Mundlos fällt die Aussage vor Richter Manfred Götzl am Münchner Oberlandesgericht nicht leicht. Die Erinnerung an ihren verstorbenen Sohn bringt die Mutter zwar ins Stocken, ihre Stimme bricht jedoch nicht, als sie am vergangenen Freitag erzählt, wie sie vom Tod ihres Sohnes erfuhr.

Am Tag des angeblichen Selbstmords von Uwe Mundlos informiert Zschäpe seine Mutter, die angeblich seit Jahren nichts von ihrem Sohn gehört haben soll. Zschäpe, sagt, er habe sich „in die Luft gesprengt“, im Fernsehen werde bereits darüber berichtet. Diese Aussage machte Mundlos’ Mutter während einer Polizeivernehmung. Vor Gericht gab sie an, sich nicht mehr an alle Details des Telefonats erinnern zu können. Die Aussage von Ilona Mundlos ist die letzte der Zeugenaussagen der Eltern der mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe.

„Uwe war ein Papa-Kind“

Ilona Mundlos scheint inzwischen eine gewisse Distanz gegenüber den Taten ihres Sohnes entwickelt zu haben. Gefühlsregungen sind außer den anfangs stockenden Ausführungen rar. Uwe sei „ein Papa-Kind“ gewesen. Sie habe sich mehr um ihren behinderten Sohn gekümmert. Als Uwe auszog, habe sie ihn beinahe „aus den Augen verloren“. Von der rechten Gesinnung ihres Sohnes will sie wenig mitbekommen haben. Ihr Mann hatte im NSU-Prozess jedoch geäußert, dass er die Entwicklung seines Sohnes und sein Abdriften in das rechtsextreme Milieu hilflos mitansehen musste.

Mutter Mundlos hätte jedoch mindestens eine Ahnung haben müssen, fielen ihr doch die weißen Schnürsenkel in Uwes Springerstiefeln auf. 1996 erzählte er ihr außerdem, dass er im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald von der Polizei des Platzes verwiesen worden war. Mundlos war damals in einer SS-ähnlichen Uniform in der Gedenkstätte aufmarschiert. Ilona Mundlos, die zu diesem Zeitpunkt sechsmal pro Woche nachts arbeitete, fragte ihren Sohn jedoch nicht nach den Gründen. „Ich wusste nicht, wo er hingeht und mit wem“. Trotzdem sagt sie mit Bestimmtheit: „Wir waren eine glückliche Familie.“

„Mutti, es ist was passiert“

Zu Beginn des Jahres 1998 tauchte Uwe Mundlos schließlich mit Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe unter. Die Radikalisierung ihres Sohnes will Ilona Mundlos nicht mitbekommen haben. Nur der Tag seines Abschieds ist ihr im Gedächtnis geblieben.

„Mutti, es ist was passiert.“ Aufgeregt kam er zu ihr und sagte, dass er verschwinden müsse. Uwe sei an diesem Tag im Jahr 1998 ganz aufgelöst und abwesend gewesen. Zwei Tage später habe ihr Sohn sie nochmals auf der Arbeit besucht. „Mutti, mit den Waffen habe ich nichts zu tun“, habe er gesagt. Der letzte Kontakt mit seiner Mutter zeichnet das Bild eines Getriebenen, der zu allem bereit ist.