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Politik

Nur in Handschellen: Inhaftierter Vater auf Beerdigung von Sohn

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Ein Foto während einer Beerdigung sorgt in der Türkei derzeit für Aufregung. Zu sehen ist darauf ein Mann, der an einem Grab steht und umgeben ist von Soldaten. 

Es ist Bekir Görmez, der nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 verhaftet worden war und seine Arbeit verlor. So wie Zehntausende andere, zum Teil zu Unrecht beschuldigte, nach Monaten wieder freigekommene Menschen, die jetzt vor einer ungewissen Zukunft stehen. 

Gar keine Zukunft hat nunmehr Berk Görmez, der Sohn von Bekir und Fadime Görmez. Denn der 14-jährige Krebskranke verstarb vergangene Woche. Es ist seine Beerdigung, die das Foto darstellt. Der inhaftierte Vater durfte gemeinsam mit seiner an den Nieren erkrankten Ehefrau seinen Sohn auf dem Weg zu dessen letzter Ruhestätte begleiten. Die Familie war bereits vergangenes Jahr bekannt geworden, als die Mutter ein Video am Krankenbett ihres Sohnes aufnahm, in dem sie um Hilfe bat. 

Es ist ein Detail, das Betrachter stutzen lässt. Bekir Görmez sind Handschellen angelegt, die er während der Bestattung nicht abnehmen durfte, obwohl er von mehreren Soldaten begleitet wurde.

Während viele, vor allem AKP-Anhänger die harte Gangart verteidigen, wird das Verhalten der Behörden in den sozialen Netzwerken auch kritisiert. „Es gibt keinen Vergleich zu dem hier“, schrieb beispielsweise ein Nutzer auf Twitter. Er postete Bilder von ehemaligen Ergenekon-Verdächtigen, die bei ähnlichen Beerdigungen ohne Handschellen auf dem Friedhof herumlaufen durften. So konnte beispielsweise Mehmet Haberal, einer der Hauptverdächtigen im umstrittenen Ergenekon-Prozess, bei der Beerdigung seiner Mutter problemlos und ohne Handschellen zugegen sein. 

150.000 Menschen in der Türkei haben Job verloren

Görmez arbeitete vor dem 15. Juli an der privaten Mevlana-Universität in Konya, die als Gülen-nah galt. Die türkische Regierung macht den in den USA lebenden Gelehrten Fethullah Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Gülen und seine Anhänger weisen diese Kritik strikt zurück. Derzeit sind knapp 60.000 Menschen in der Türkei wegen mutmaßlicher Teilhabe am Putschversuch oder Sympathien für die Gülen-Bewegung zum Teil ohne eine Anklageschrift inhaftiert. Knapp 150.000 Menschen haben ihre Arbeit verloren. 

Es wird verstärkt Kritik auch aus Reihen der AKP am Vorgehen der Regierung laut, da jüngst immer wieder Fälle bekannt wurden, in denen Menschen zu Unrecht verhaftet und als Putschisten oder Volksverräter diffamiert wurden. Die Kritik zielt darauf ab, dass den Beschuldigten kein fairer Prozess gemacht wird, sondern in den allermeisten Fällen eine Vorverurteilung stattfindet.

Yavrusu yokluğunda ölen bir babanın cenazede kelepçeli tutulmasının başka örneği yok. Ergenekon davasında tutuklu Dursun Çiçek,Mehmet Haberal annelerinin,Doğan Yurdakul eşinin cenazelerine nasıl katıldı? Haberal kahkaha atıyor, Yurdakul telefonla görüşüyor, Çiçek işe gider gibi! pic.twitter.com/R9rMi7Myqq

— Ahenk Sarıoğlu (@AhenkSarioglu3) 9. Januar 2018

Die Familie Görmez ist bereits vergangenes Jahr bekannt geworden, als die Mutter ein Video am Krankenbett ihres Sohnes aufnahm, bei der sie um Hilfe bat. 

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