Politik
Obama und Erdoğan beraten über regionale Konflikte
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan und US-Präsident Barack Obama haben sich am Dienstag über die sicherheitspolitische Entwicklung im Nahen Osten ausgetauscht. (Foto: cihan)
Vor dem Hintergrund der jüngsten PKK-Anschlagsserie, bei denen sowohl Sicherheitskräfte als auch Zivilisten ums Leben kamen, bekundete Obama dem türkischen Ministerpräsidenten sein Beileid.
Zudem würdigte Obama in dem 40-minütigen Telefongespräch die Rolle Erdoğans im Zusammenhang mit den Protesten gegen das „Mohammed-Video“. Der türkische Ministerpräsident warnte die Muslime davor, sich von dem Video provozieren zu lassen und verurteilte die Angriffe auf amerikanische Botschaftseinrichtungen. Auch die gemeinsame ablehnende Position gegenüber dem syrischen Regime wurde von beiden Politikern bekräftigt.
Obama-Erdoğan-Treffen fällt in eine Zeit sich zuspitzender Konflikte
Bei den heftigen Protesten gegen das „Mohammed-Video“ waren in Teilen der islamischen Welt diplomatische Vertretungen der USA angegriffen worden. In der libyschen Stadt Bengasi kamen bei einem Angriff wütender Demonstranten vier US-Botschaftsangestellte ums Leben.
Die kurdische Terroristengruppe PKK hat in der letzten Zeit ihre Angriffe gegen das türkische Militär verstärkt. So wurden am Dienstag bei einem Raketenangriff auf einen Konvoi in der Osttürkei neun türkische Soldaten getötet und weitere 70 teils schwer verletzt. Zwar führte das türkische Militär bereits eine großangelegte Operation in der Unruheregion Şemdinli durch, jedoch gelang es bisher nicht, die Angriffsserie der Terrorgruppe einzudämmen.
Lage in Syrien
Eine weitere Eskalation ist in Syrien zu beobachten. Der Konflikt schwappt immer mehr auf die Nachbarländer über. Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen um einen syrisch-türkischen Grenzübergang wurden drei Menschen in einem türkischen Dorf verwundet. Unter den Verletzten befanden sich auch eine Frau und ein Baby. Türkische Einsatzkräfte riefen die Anwohner auf, das Gebiet umgehend zu verlassen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anatolia berichtete, dass sechs Syrer bei den Gefechten verwundet und auf türkischem Boden behandelt wurden. Auch seien einige Rebellenkämpfer während der heftigen Kämpfe in die türkische Stadt Akçakale geflüchtet.
Die Türkei, die die syrische Opposition offen unterstützt, scheint immer stärker selbst von dem Konflikt betroffen zu sein. Neben den mehr als 80.000 syrischen Flüchtlingen, die es zu versorgen gilt, zeigt der Vorfall am Dienstag, dass die syrischen Rebellen die Türkei als Rückzugsraum nutzen und von dort aus den Großteil ihrer Operationen koordinieren. Das syrische Regime hat Ankara wiederholt beschuldigt, nicht hinreichend gegen das Einsickern islamistischer Kämpfer über die Grenze vorzugehen, was die Türkei vehement zurückweist. Der Fakt, dass sich bewaffnete syrische Rebellen nach dem Gefecht am Grenzübergang in die Türkei retteten, ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Bürgerkrieg in Syrien die türkische Grenzregion massiv zu beeinflussen droht.
Dem Gespräch der beiden Staatsmänner war am Montag ein Treffen der Generalstabschefs beider Länder vorausgegangen. Dabei ging es ebenfalls um sicherheitspolitische Themen. Obama und Erdoğan sind sich darüber einig, dass die beiden Nationen weiterhin eng in sowohl regionalen als auch globalen Fragen zusammenarbeiten werden.