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Özgürüz: Can Dündars Weggefährter tritt zurück

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Es sollte ein Vorzeigeprodukt für türkische Medien werden. Doch den richtigen Durchstart hat das Online-Nachrichtenportal Özgürüz nie geschafft. Nun tritt auch der Mitbegründer von Özgürüz und der Weggefährte des Chefredakteurs Can Dündar zurück. 

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Es sollte ein Vorzeigeprodukt für türkische Medien werden. Doch den richtigen Durchstart hat das Online-Nachrichtenportal Özgürüz nie geschafft. Nun tritt auch der Mitbegründer von Özgürüz und der Weggefährte des Chefredakteurs Can Dündar zurück. 

In einem wütenden Facebook-Beitrag schreibt der türkische Journalist mit armenischen Wurzeln und „Özgürüz“ Mitbegründer Hayko Bağdat, dass er nicht mehr weiter für das deutsch- und türkischsprachige Exilmedium „Özgürüz“ tätig sein wird. Als Begründung nannte er die schlechten Arbeitsbedingungen: „so als wären wir Leiharbeiter“. Das Recherchenetzwerk CORRECT!V unter der Leitung von David Schraven arbeitet gemeinsam mit dem türkischen Exil-Journalisten und „Özgürüz“ Chef-Redakteur Can Dündar und seinem Team an Özgürüz. CORRECT!V ist auch für die personellen Angelegenheiten von Özgürüz-Mitarbeitern zuständig. „Wir wollen, dass die Türkei weiterhin ein Teil des freien Europas bleibt. Wir wollen, dass die Menschen in der Türkei wahrhaftige Informationen bekommen und nicht in Lügen ersticken“, schreibt Schraven in einem Beitrag vom Januar. Man wolle „die Menschen in der Türkei informieren und die Menschen in Deutschland über die Verhältnisse aufklären“, so Schraven weiter. Das Medium ging am 24. Januar, also am Ermordungstag des Investigativ-Journalisten Ugur Mumcu online.

„Ungerechte Arbeitsverhältnisse“

Durch die Prominenz des ehemaligen „Cumhuriyet“-Chefredakteurs und Exil-Journalisten Can Dündar erlangte das Medium in der Anfangsphase eine große Popularität. Auch viele Medien berichteten wohlwollend darüber. Jetzt scheint es mit „Özgürüz“ aber schon bergab zu gehen. Der Mitbegründer des Mediums, Hayko Bağdat, erklärte mit einem Brandbrief via Facebook am vergangenen Dienstag seinen Rücktritt. „Könnt ihr diesen Brief bitte übersetzen und mit der deutschen Öffentlichkeit teilen?“ forderte Bağdat auf. In seinem Text teilt der Journalist sowohl dem CORRECT!V Chef Schraven, als auch dem „Özgürüz“ Chefredakteur Dündar aus. Die Arbeitsverhältnisse seien nicht wirklich gerecht, eine Mitarbeiterin hätte sogar seit zwei Monaten ihren Lohn nicht mehr erhalten. Zuletzt habe es mehrere Vorfälle gegeben, die Bağdat nicht einfach so hinnehmen wollte. Vor allem das Verhalten von David Schraven bezüglich der finanziellen Angelegenheiten gegenüber seinen Mitarbeitern sei für ihn nicht akzeptabel. 

„Dieser Fernseher und diese Kameras waren sehr teuer!“ 

Den letzten Stoß für seine Entscheidung habe aber ein Vorfall in der Redaktion gegeben: Dabei soll ein Mitarbeiter von „Özgürüz“ bei der Arbeit in Ohnmacht gefallen sein und während seines Sturzes habe er unbeabsichtigt einen teuren Redaktionsfernseher mitgerissen und dabei auch noch andere Gegenstände, wie Kameras beschädigt haben. „Dieser 350kg schwere Fernseher ist auf ihn gefallen und wir dachten er ist gestorben“ schildert Bağdat den Vorfall.

„Can Dündar hat die Arbeitsrechte seiner Mitarbeiter nicht geschützt“

Hayko Bağdat schriebt von seiner großen Enttäuschung über David Schraven, da sich dieser mehr um die teuren Geräte gekümmert habe, als sich um die Gesundheit seines Mitarbeiters zu sorgen. Hayko Bağdat meint, dass ihn all diese Vorfälle gestört hätten. Insbesondere die undurchsichtbaren Versicherungsfälle seien nicht mehr hinzunehmen. Bağdats Kollege, der einen Arbeitsunfall erlitt, sei aufgrund von schlechten Versicherungsverhältnissen, die nach Angaben des Journalisten auf CORRECT!Vzurückzuführen sind, im Krankenhaus nicht behandelt worden. 

„Warum fällst du uns in den Rücken Can Dündar?“

Auch Can Dündar hätte seine eigenen Kollegen nicht konsequent genug vor David Schraven verteidigt. Als Schraven zum ersten Mal im Krankenhaus anrief, soll er sich nicht um den Zustand des Mitarbeiters erkundigt haben, so die Behauptung von Bağdat. Daraufhin habe er sich an Can Dündar gewendet und seine große Enttäuschung geschildert: „Er wäre fast gestorben…“ Can Dündar habe sein großes bedauern zum Ausdruck gebracht, aber dann aus dem Grund seine Mutter nach Hause fahren zu müssen zunächst weggefahren. „Kurze Zeit später kam eine SMS von Schraven: Wie geht es dem Mitarbeiter?“ Can Abi (großer Bruder), warum fällst du uns in den Rücken? Vielleicht hätte der Junge ihn verklagt und seine Rechte eingefordert..?!“

Hayko Bağdat zeigte mit seinem Brief auch ernsthafte Zweifel daran, dass das Projekt „Özgürüz“ in dieser Konstellation seinen beabsichtigen Zweck erfüllen kann: „Can abi (großer Bruder) hätte David in seine Schranken weisen müssen. Er hätte sagen müssen: „Wie sollen wir mit so jemandem wie Dir die AKP stürzen? Kümmer dich doch erst einmal um das Leben deines Mitarbeits“. Can Abi ist (mit-)schuldig, weil er das nicht sagen konnte und auch mich daran gehindert hat das schon vorher zu sagen.“ 

Wir haben den CORRECT!V-Chef David Schraven zum Thema befragt. Lesen Sie hier seine Antworten.