Connect with us

Allgemein

Orhan Pamuk über Ahmet Altan: „Wir werden uns schämen“

Published

on

Spread the love

Der preisgekrönte türkische Schriftsteller und Denker Orhan Pamuk hat sich nach der erneuten Verhaftung des Journalisten Ahmet Altan zu Wort gemeldet. Dabei beklagt sich Pamuk über die Ignoranz vieler Zeitgenossen.

Orhan Pamuk bekam 2006 den Nobelpreis für Literatur verliehen und ist spätestens seither weltbekannt. Seine Bücher sind in nahezu alle Sprachen der Welt übersetzt worden. Pamuk ist seit vielen Jahren für sein Engagement für Menschenrechte bekannt. In der Türkei nimmt er gegenüber der Regierung eine kritisch-distanzierte Haltung ein. Andererseits widerspricht der Schriftsteller den Stimmen, die sich aus religionspolitischen Gründen gegen eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union stark machen. Für viele ist Pamuk ein Vermittler, eine Brücke der Vernunft. Nach der erneuten Verhaftung des 69-jährigen türkischen Journalisten Ahmet Altan hat sich die mahnende Seite von Pamuk wieder zu Wort gemeldet.

Orhan Pamuk beklagt sich über Ignoranz und Ungerechtigkeit

In einer Erklärung, die auf dem Online-Portal T24 erschien, beklagt sich der Nobelpreisträger über die erneute Inhaftierung von Ahmet Altan, der bereits für 1138 Tage in türkischer Haft verweilen musste. „Solange die systematische Ungerechtigkeit gegen Ahmet Altan andauert und wir schweigen, werden wir uns vor uns selbst und vor unserer Menschlichkeit schämen“, so Pamuk. Für diejenigen, die die Bevölkerung mit Angst unterdrücken und regieren wollen, sei der Mut und die Haltung von Altan ein großes Problem. Der Nobelpreisträger fordert dessen sofortige Freilassung, denn „die Türkei muss endlich wieder zu einer normalen und gerechten Justiz zurückkehren“.

Für die Wahrheit so mutig sein wie Ahmet Altan

Dass Pamuks Statement auf T24 erschien, ist wohl kein Zufall. Denn auch der erste Artikel, den Ahmet Altan in seiner kurzweiligen Freiheit schrieb, wurde auf jenem Portal veröffentlicht. „Um in der Türkei die Wahrheit zu sagen, muss man so mutig und so stark sein wie Ahmet Altan. Er war ohnehin seit drei Jahren aus politischen Gründen, mit hanebüchenen und unglaubwürdigen Belegen, inhaftiert. Diejenigen, die ihn nach drei Jahren Haft freigelassen haben, ließen ihn wieder verhaften, als sie bemerkten, dass der mutige Autor, trotz des enormen Druckes, keine Angst hat und nicht aufgibt, den Staat, die Regierung mit einer beispielhaften Zivilcourage weiterhin zu kritisieren“, so Pamuk.

Der Schriftsteller bezeichnet die Bestrafung von Altan als systematische Verfolgung. An diesem Fall werde deutlich, an welchem Punkt die türkische Justiz angelangt sei. Pamuk ist sich sicher, dass je länger Ahmet Altan verhaftet bleibt, „diese ohnehin merkwürdige und immer merkwürdiger werdende Rechtlosigkeit uns alle weiter vergiften“ werde.