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Geschichte

Graf Dracula und die Osmanen bald im Kino

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Vlad III. Drăculea, der Schulfreund von Fatih Sultan Mehmed, wird heutzutage lediglich mit Horrorfilmen und Vampiren in Verbindung gebracht. Wer war aber Drăculea wirklich?

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„Es gibt keine genauen Angaben, aber einige Quellen deuten darauf hin, dass ‚der Pfähler‘ eine Geisel (der Osmanen) war. Hollywood verdreht willkürlich die Geschichte. Wichtig ist hier, herauszufinden, warum dieser Film gedreht wird.”

So kommentiert Ilber Ortaylı, einer der bedeutendsten Historiker der Türkei, den Film „Dracula Untold”, welcher voraussichtlich am 2. Oktober in den Kinos erscheinen wird. Im veröffentlichten Trailer des Filmes sind klare Botschaften zu erkennen, beispielsweise dass es um „DAS BÖSE” geht. In diesem Fall sind die Osmanen gemeint.

Ein Film über historisch reale Charaktere erfordert üblicherweise eine wahrheitsgetreue Erzählung. Andererseits kann man von einer Manipulation sprechen. Soviel erst einmal zu der primitiven und simplizistischen Darstellung der Filmvorschau. Wir möchten heute die historische Persönlichkeit Vlad III. Drăculea (1431 – 1477) kennenlernen.

Im Roman Bram Stokers kann man natürlich von einem übertriebenen, fiktiven Charakter sprechen. Einige Rumänen sehen Dracula als einen Nationalhelden, der für Ordnung im Land gesorgt hat. War er, wie diese Rumänen behaupten, ein Held oder wie Bram Stoker es in seinem berühmten Roman darstellt, ein blutrünstiges Monster?

Fatih Sultan Mehmed II. und Graf Dracula

Vlad III. Drăculea wuchs mit Fatih Sultan Mehmed II., dem Eroberer, vor der Eroberung Istanbuls (1432 – 1481) im osmanischen Palast auf. Zu diesem Zeitpunkt bildete das Osmanische Reich auf dem Balkan eine große Macht. Eine Strategie der Osmanen war es, die Thronfolger von wichtigen Fürstentümern in der osmanischen Schule Enderun ausbilden zu lassen. Diese Taktik brachte mehrere Vorteile, wie die Abhängigkeit des jeweiligen Fürstentums oder dass diese Prinzen im Fall einer Thronbesteigung eine dankbare Einstellung zum osmanischen Sultan hatten und somit gute Beziehungen mit den Osmanen pflegten. Die Osmanen gewährten diesen Fürstentümern religiöse und sprachliche Freiheiten, Freiheiten für deren Traditionen und sogar ein freies Steuersystem.

Vlad III. Drăculea war auch einer dieser Thronfolger des Fürstentums Walachei. Er war empört, dass sein Vater Vlad II. Dracul ihn und seinen Halbbruder Radu den Osmanen überließ, anstatt gegen diese zu kämpfen. Er sah sich im Gegenteil zu Radu als Geisel in der Enderun-Schule und fiel mit seinem störrischen Verhalten öfter auf. Es heißt, dass er insgeheim die Osmanen und seinen Halbbruder hasste und Rache schwor. Diese Gedanken wurden später im Aufstand gegen die Osmanen auch bestätigt. Tatsache ist, dass Vlad III. und Radu in der besten Schule des Imperiums aufwuchsen und dieselben Gelehrten als Lehrer hatten wie Fatih Sultan Mehmed II.

Auch wenn Drăculea kein Freund der Osmanen war, verbesserte er nach seiner Ernennung zum Woiwoden (1456) den Zustand in der Walachei. Er setzte sich für die Armen ein und führte bestimmte Reformen durch, auch wenn türkische und deutsche Quellen diese Seite Vlads III. nicht beachten. Dem deutschen Historiker Hammer zufolge sagte der größte Woiwode Rumäniens, Stefan der Große (1433 – 1504), dem auch Vlad III. der „Pfähler”, untergeordnet war, die folgenden Worte in Bezug auf die Osmanen: „Wenn eine andere Macht unser Land regieren muss, dann sollten es die Osmanen sein, die eine gerechte Verwaltung haben.”

Vlad III. Tepes, der Pfähler (the Impaler)

Nach seiner Machtübernahme schien Vlad III. den Osmanen gegenüber loyal gesinnt zu sein. Im Jahr 1462 allerdings erhielt er den berüchtigten Beinamen „der Pfähler”, weil er die osmanischen Botschafter pfählen ließ. Nach diesem Ereignis erklärte er seinen Aufstand gegen das Osmanische Reich. Der Woiwode schickte den Quellen zufolge unter anderem auch Pestkranke ins Feldlager der Türken, damit diese sich mit Krankheiten infizierten. Der Sultan reagierte mit einem Aufmarsch seiner Truppen in die Walachei und bekam Unterstützung vom Fürstentum Moldau. Vlad III. suchte Zuflucht in Ungarn. Er wurde jedoch gestürzt und starb auf der Flucht. Die Ungarn jedoch übergaben den Kopf Vlads III. in Honig eingelegt dem Sultan nach einer Einigung mit den Osmanen und Fatih Sultan Mehmed II. setzte den Nachfolger des 1475, etwa ein Jahr vor Vlad III., verstorbenen Radu, Basarab Laiotă cel Bătrân, auf den Thron. Dieser regierte die Walachei anschließend über zehn Jahre hinweg. So beendete der Sultan die Ära des berühmten Dracula.