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Gesellschaft

Özgecan Aslan: Mutter des mutmaßlichen Täters will Eltern besuchen

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Die Mutter von Suphi Altındöken, dem mutmaßlichen Mörders von Özgecan Aslan, will die Opferfamilie besuchen. Unterdessen weigern sich die Anwälte in Mersin die mutmaßlichen Täter zu verteidigen. (Foto: cihan)

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Der tragische Tod der Psychologiestudentin Özgecan Aslan hat die Türkei verändert. Tausende Menschen gehen auf die Straßen und verurteilen die Gewalt gegen die 20-Jährige und allen anderen Frauen in dem Land. Der Sarg von Özgecan wurde zu ihrer letzten Ruhestätte deswegen von Frauen getragen.

Die Mutter der Verstorbenen, Songül Aslan, stellt sich immer wieder die Frage nach dem Warum. „Meine Tochter ist unschuldig“, beteuert sie und versucht das Geschehene zu verstehen. „War es ihr einziger Fehler, in den Bus einzusteigen und nach Hause zu fahren?“ Auch der Vater, Mehmet Aslan, stellt sich die Fragen nach dem Warum. „Kein Mensch bringt ein schlechtes Kind auf die Welt. Die Umstände, Verhältnisse und die Umgebung verändern die Menschen. Ich habe immer meinen Kindern beigebracht, dass sich die Zahl der Menschen mit Bildung erhöhen muss, damit sich die Liebe in der Gesellschaft ausbreitet“. Mit Blick auf den mutmaßlichen Mörder seiner Tochter sagte Mehmet Aslan: „Wenn man immer wieder jemanden schlägt, weil er etwas falsch macht, wird das Ganze so weiter gehen“.

„Er hat mich mit einem Gürtel und Schneidewerkzeugen geschlagen“

Unterdessen hat sich auch die Mutter des mutmaßlichen Täters, Songül Altındöken zu Wort gemeldet. Offenbar wurde der 26-Jährige in seiner Kindheit selbst Opfer von massiver Gewalt. „Ich konnte mein Kind nicht beschützen. Sein Vater neigt zu Gewalt. Seit einigen Jahren leben wir getrennt. Ich wollte nicht, dass unsere Kinder bei ihm groß werden“, sagte die Mutter in der Nachrichtensendung des türkischen Senders Show TV.

Auch die Frau sei vom Vater des mutmaßlichen Täters schwer misshandelt worden. „Er hat mich mit einem Gürtel und Schneidewerkzeigen geschlagen. Ich habe das niemandem erzählt“.

Die Mutter von Suphi Altındöken will die Familie von Özgecan besuchen. „Ich weiß nicht, was ich der Familie erzählen soll. Es gibt so viele Faktoren“, berichtet die Mutter in der Nachrichtensendung. „Was hat mein Kind nicht alles durchgemacht. Ich kann das alles nicht erzählen“. Das alles solle die Tat ihres Sohnes aber nicht entschuldigen, beteuert sie.

Anwälte in Mersin wollen mutmaßliche Täter nicht verteidigen

Bislang konnten der mutmaßlichen Täter sowie seine zwei Komplizen, der Vater Necmettin Altındöken (50) und sein Freund Fatih Gökçe (20), die bei der Beseitigung der Leiche mitgeholfen haben sollen, nicht vor den Haftrichter gebracht werden. Die rund 1.600 Verteidiger der Anwaltskammer von Mersin haben sich bislang geweigert, die Verteidigung für die drei Tatverdächtigen zu übernehmen. „Das Strafrecht, die Verfassung und die Europäische Menschenrechtskonvention garantieren jedem das Recht auf einen Anwalt. Wir wissen das, aber kein Anwalt will den Fall übernehmen“, sagte der Vorsitzende der Anwaltskammer von Mersin, Alpay Antmen.

Inzwischen hat sich aber ein Rechtsanwalt gemeldet, der den mutmaßlichen Komplizen Fatih Gökçe verteidigen will. „Ich habe meine eigenen Gründe. Es gibt so etwas wie ein Recht auf Verteidigung. Wir haben ein Problem, weil wir nicht wissen was es bedeutet Anwalt zu sein“, kritisierte der Verteidiger Nazmi Karataylı die Mitglieder der Anwaltskammer von Mersin in der Zeitung „Evrensel“. Die Juristen aus der südlichen Stadt aber wollen sich nicht von ihrem Kurs abbringen lassen. Sie wollen aus Solidarität nur der Familie von Özgecan Aslan beistehen.