Politik
Pakistan: Erneut türkische Staatsbürger überfallen
In Pakistan sind offenbar erneut türkische Staatsbürger entführt worden. Dies berichten türkische Medien. Was steckt dahinter?
In Pakistan sind offenbar erneut türkische Staatsbürger entführt worden. Dies geht aus türkischen Medienberichten hervor. Demnach soll es in der Nacht auf Donnerstag einen Überfall auf eine türkische Familie gegeben haben. Fünf Männer seien in die Wohnung der Familie eingedrungen und sollen sich als Mitarbeiter des pakistanischen Geheimdienstes FIA ausgegeben haben. Die Männer sind offenbar auf der Suche nach dem Schulleiter der Gülen-nahen Schule Pak-Turk School. Zwei Stunden lang hätten die Männer versucht zu erfahren, wo sich der Schulleiter aufhält. Laut Angaben der Familienangehörigen hätten die Männer der Familie gedroht: „Wenn ihr uns nicht sagt, wo er ist, werden wir alle Türken in Pakistan mitnehmen.“ Die Männer sollen die Familie zudem gezwungen haben, ins Auto zu steigen und sie zu dem Schulleiter zu bringen. Dies habe aber der Anwalt der Familie verhindern können. Nach etwa zwei Stunden seien die Männer wieder weggefahren.
Die Pak-Turk-Schule wurde auf Drängen der türkischen Regierung vor etwa einem Jahr geschlossen. Die Pakistanische Regierung hatte den Mitarbeitern der Schule 30 Tage Zeit gegeben, das Land zu verlassen. Insgesamt betraf die pakistanische Entscheidung 108 Mitarbeiter und ihre Familienangehörigen. Doch in einer gerichtlichen Instanz wurde dieser Vorstoß verhindert. Seitdem stehen die Mitarbeiter unter dem Schutz der Vereinten Nationen und haben ein spezielles Visum für das Land erhalten.
Zuletzt wurde im pakistanischen Lahor eine Familie entführt. Laut türkischen Medienberichten soll die Familie an die Türkei ausgeliefert werden.
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Erdogan will die Auslieferung von Gülenisten in aller Welt
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und die gesamte türkische Opposition sehen in Fethullah Gülen und seiner Bewegung den Drahtzieher für den gescheiterten Putschversuch vom 15. Juli 2016 in der Türkei. Die Bewegung und Gülen selbst weisen diese Vorwürfe strikt zurück. Seit dem die türkische Regierung auch bei Verbündeten im Ausland aufdringlich danach ersucht, die Institutionen der Bewegung zu schließen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen an die Türkei auszuliefern, vermehren sich die Länder, die sich an den ausdrücklichen Wunsch des türkischen Staatspräsidenten halten. Aber auch auf inoffiziellen Wegen geschehen Auslieferungssituationen, wie beispielsweise in Malaysia. Dort wurden Leiter einer türkischen Schule aus einer PKW-Garage entführt und an die Türkei ausgeliefert. Die in zivil bekleideten Kidnapper stellten sich als malaysische Polizisten heraus, als das Thema an die Öffentlichkeit gelangte.
Auch aus Marokko, Saudi-Arabien und Georgien sind ähnliche Fälle bekannt.
Nach Malaysia, Marokko, Saudi-Arabien und Georgien, hatte sich auch Pakistan diesem Wunsch der türkischen Regierung angeschlossen. Die Regierung beschloss im November 2016 sämtliche Lehrer und das restliche Personal von Gülen-nahen Einrichtungen auszuliefern.
Entführungen in der Türkei seit Putschversuch gestiegen
Ähnliche Fälle gibt es auch aus der Türkei selbst. Einige der Entführten Personen tauchten später bei der Polizei auf. Was aber steckt hinter diesen Entführungen? Darüber will Human Rights Watch (HRW) nun Aufklärung. Der HRW fordert seit Monaten von der Türkei die Untersuchung von Entführungen, bei denen nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation womöglich Behörden die Betroffenen haben verschwinden lassen.
Regierungsnahe Journalisten haben bereits in der Vergangenheit davon gesprochen, dass der türkische Staat spezielle Teams gegründet hat, um Gülen-Anhänger im Ausland wieder in die Türkei zu holen. Einer der bekanntesten Journalisten dieser Art, Cem Küçük, schrieb vergangenes Jahr auf Twitter, der Staat habe hierfür ein großes Budget freigegeben:
Devlet Yurtdışındaki FETÖ’cülerin „her yolla“ buraya getirilmesi için özel birim kurdu,büyük bütçe ayrıldı.
— Cem Küçük (@cemkucuk55) 2. November 2016
(Lesen Sie mehr zu Entführungen in der Türkei)
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