Menschenrechte
Papst schenkt Erdogan Friedensengel – „Menschenrechte einhalten“
Papst Franziskus hat mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vor allem über die Lage der Kirche in der Türkei, die Aufnahme von Flüchtlingen sowie die Lage im Nahen Osten gesprochen. Das teilte der Vatikan im Anschluss an das Gespräch mit Vor allem sei es um den Status von Jerusalem gegangen. Man habe die Notwendigkeit von Frieden und Stabilität in der Region betont. Dafür brauche es „Dialog und Verhandlungen sowie die Einhaltung von Menschenrechten und internationalen Gesetzen“.
Zum Abschluss des Gesprächs am Montag, das mit 50 Minuten rund eine halbe Stunde länger dauerte als üblich, schenkte Franziskus Erdogan eine Medaille mit einem Friedensengel. „Das ist ein Friedensengel, der den Dämon des Krieges besiegt. Er ist Symbol einer Welt, die auf Frieden und Gerechtigkeit basiert“, erklärte der Papst dazu, wie beobachtende Journalisten anschließend berichteten.
Es war der erste Empfang eines türkischen Präsidenten oder Regierungschefs im Vatikan seit 59 Jahren. 1960 hatten der Heilige Stuhl und die Türkei volle diplomatische Beziehungen aufgenommen. In Ankara hatte Erdogan Franziskus bei dessen Türkei-Besuch 2014 empfangen. Am Montag nun wurde er von seiner Frau Emine in den Vatikan begleitet; sie trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kostüm, einen schwarzen Mantel und ein weißes Kopftuch.
Erdogan schenkte Franziskus eine aus Keramik gefertigte Panorama-Ansicht Istanbuls sowie Werke des islamischen Mystikers, Dichters und Philosophen Maulana Rumi (1207-1273). Der Papst überreichte ihm im Gegenzug eine Ausgabe seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ und seine Botschaft zum Weltfriedenstag 2018.
Erdogan dankte Franziskus zu Beginn der Begegnung für dessen Interesse. Die Atmosphäre des Treffens beschrieben die beobachtenden Journalisten als höflich und frohgestimmt. Der türkische Präsident hatte zuvor angekündigt, er wolle mit dem Kirchenoberhaupt auch über Terrorismusbekämpfung und Syrien sprechen. Der Heilige Stuhl sieht die türkische Militäraktion gegen kurdische Einheiten im syrischen Afrin mit Sorge. Der Papstbotschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, forderte immer wieder ein Ende der Gewalt.
Der Staatsbesuch in Rom und im Vatikan wurde von Protesten begleitet. In einer Kirche in Turin hatten Aktivisten am Sonntag die türkische „Operation Olivenzweig“ im Nordwesten Syriens gegen syrische Kurden kritisiert. Erdogan missbrauche den Olivenzweig, das christliche Symbol für den Frieden, um eine Kriegsaktion zu verdecken, so die Demonstranten.
Menschenrechtler und Journalisten demonstrierten zudem gegen die massiv eingeschränkte Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei und die Inhaftierung von 150 bis 170 Journalisten. Auch der deutsche Reporter Deniz Yücel ist dort immer noch in Haft. Kurden in Italien hatten zudem Demonstrationen im Bereich der Engelsburg unweit des Vatikan angekündigt. Die Stadt Rom verhängte für den Bereich zwischen Petersplatz und Quirinalspalast ein 24-stündiges Demonstrationsverbot. Im gesamten Gebiet galten hohe Sicherheitsvorkehrungen.
Erdogan wurde auch von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher empfangen. Im Anschluss standen Treffen mit Italiens
KNA/sst/rju/brg