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DTJ-Blog

Paris: Aus der 9 wurde eine 13

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Es ist eine Tragödie, die Frankreich „mitten ins Herz“ getroffen hat.

Die Welt ist entsetzt und findet keine Worte dafür…

Es gibt Bilder dieser Terrornacht, die „mehr als tausende Worte sagen“. Eines davon zeigt die Erschrockenheit der Menschen; es zeigt all das, was Paris in dieser Nacht zu widerspiegeln vermag und was die Menschen an diesem schwarzen Freitag erleben müssen. Die beiden Politiker beider Länder, Präsident François Hollande und der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, sind fassungslos und erschüttert über das, was sie während des Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich gehört und gesehen haben.

Dieses Massaker gilt nach dem zweiten Weltkrieg hinsichtlich der Todeszahl als größtes Blutbad in der Geschichte Frankreichs. Es ist ein Massenmord, das Frankreichs Hauptstadt heimsuchte und bei dem unzählig viele unschuldige Menschen sterben mussten.

In der Terror-Nacht des 13. Novembers sind fast zeitgleich Anschläge an sieben Orten in Paris verübt worden. Die schreckliche Gegebenheit, dass mindestens 129 Menschen ihr Leben verloren haben und mehr als 300 Verletzte um ihr Leben kämpfen müssen, hat weltweit Bestürzung und unendliche Trauer ausgelöst. Dieses Blutbad hat die Welt schockiert und seit dem 11. September 2001 hat es zum ersten Mal in diesem Ausmaß ein sogenanntes westliches Land getroffen. Frankreichs Präsident Hollande sprach deshalb von Krieg und rief in ganz Frankreich den Ausnahmezustand aus. Frankreich hat sein 9/11, nur, dass aus der 9 eine 13 wurde.

Sie wollten bloß ins Kino gehen oder Fußball schauen

Stellen wir uns einmal die Frauen, Kinder und Männer vor, die in Restaurants, im Einkaufszentrum, in Kaffees und im Bataclan im XI. Arrondissement ziellos erschossen wurden. Nach einer anstrengenden Woche wollten sie bloß ins Kino gehen, ein Rockkonzert besuchen, andere wollten mit ihren Freundinnen ins Kaffee gehen, aber weder die Opfer noch die Angehörigen, niemand wusste, dass einige dieser Menschen nie wieder nach Hause kommen würden.

Sie haben sich am Freitagabend von ihren Familienangehörigen verabschiedet und die Wohnung verlassen, um sich vielleicht das Freundschaftsspiel zwischen Frankreich und Deutschland im Stade de France anzuschauen. Keiner hat damit gerechnet, dass in Frankreich kurze Zeit nach dem Attentat auf Charlie Hebdo eine Tragödie solchen Ausmaßes geschehen könnte.

Es stellen sich unzählige Fragen der Ungewissheit und des Zweifels, die nach einer Antwort verlangen. Warum sind die Anschläge genau während des Spiels zwischen Frankreich und Deutschland verübt worden? Waren die deutschen Spieler Ziel des unglaublichen Massenmordes? Warum ist es ausgerechnet vor dem G20-Gipfel und an einem Freitag geschehen? Außerdem sollte einen Tag danach in Österreich die Syrienpolitik konferiert werden. Sind dies alles Zufälle oder sind es zielorientierte Motive und Taten, die professionell geplant waren?

Zusammenhalt in Notsituationen

Frankreich hat gezeigt, dass es ein Land ist, das in einer Notsituation zusammenhält. Die Bürger der Weltmetropole haben in den schweren Stunden Solidarität gezeigt. Taxifahrer haben den Menschen geholfen und sie unentgeltlich nach Hause in Sicherheit gefahren. Da die Infrastruktur in der Nacht der Tragödie zusammen gestürzt ist, haben die Menschen über soziale Netzwerke kommuniziert und für die Leute, die nicht nach Hause kommen konnten, ihre Wohnungen und Betten bereitgestellt. Unzählige Menschen haben sich mit ihren Mitbürgern solidarisiert und ihnen ihre Türen geöffnet.

Experten zu Folge werden nach diesem Blutbad in der französischen Hauptstadt und in ganz Europa Unruhen herrschen. Es wird wahrscheinlich wieder und wieder über den Islam debattiert. Vermutlich werden die Pegida-Bewegung bzw. andere rechtsextremistische Gruppen dies ausnutzen und Unruhe verbreiten.

Die Ursachen des Terrorismus dürfen aber nicht in der Religion gesucht werden, denn Terror und Gewalt, egal wo und in welcher Form, sollten nicht im Kern der Religion zu finden sein. Außerdem sollten nicht alle Muslime über einen Kamm geschert werden. Des Weiteren wird sich die Wut der Bürger rasch gegen Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund richten und ihnen Fremdenhass zu spüren geben.

All das führt dazu, dass fremdenfeindliche Äußerungen europaweit, vermutlich aber besonders in Deutschland, zunehmen werden. Populistische Aussagen wie „Wir haben euch gewarnt vor der Flüchtlingswelle“, werden in Deutschland zunehmend Verwendung finden. Wie der Film „Mein Name ist Khan (und ich bin kein Terrorist)“ die Tragödie in der Gesellschaft nach dem 11. September in den Vereinigten Staaten widerspiegelt und zeigt, was Minderheiten erleben müssen, so wird es europaweit erfolgen. Vielmehr sollte den Sicherheitsorganen und dem Rechtsstaat Glauben geschenkt und sie sollten unterstützt werden, damit die Verantwortlichen dieses Anschlags vor Gericht gestellt werden.

Die vielen Bilder und Aufzeichnungen von Ermordeten, Verletzten oder angstvoll schreienden Menschen, die dem Tod zu entkommen versuchten, werden noch lange in unserer Erinnerung bleiben.

Weitere Fragen, die wir uns stellen sollten sind, wer bzw. welche Gruppen und Länder wegen ihrer Interessen dahinter stehen und wer die Waffen für die Terroristen bereitgestellt hat und die Schuld an dem Blutbad von 129 Personen trägt. Wer hat sie dabei unterstützt, dass sie mit Kalaschnikows auf brutale Art und Weise wahllos Menschen erschießen und Bomben mitten im Herzen der Hauptstadt Frankreichs zum Explodieren bringen? Was war ihr Motiv, dass sie Millionen von Franzosen in Angst und Schrecken versetzt haben und sie ihrer Familienmitglieder beraubt haben?

Über das Leben der Pariser Bevölkerung hat sich ein Schatten der Angst und Erschütterung gelegt und „alles, was bleiben wird, sind unsere gebrochenen Herzen“


(Foto: dpa)