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Politik

Türkei: Das sind die letzten Wahlprognosen

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Kurz vor den Parlamentswahlen am Sonntag bleibt es nach wie vor spannend. Die letzte Umfrage des Instituts KONDA sagt einen knappen Wahlgang voraus. Ob die AKP weiter allein regieren kann, steht auf Messers Schneide.

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In der Türkei haben die Kommunalwahlen begonnen.
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Zwei Tage vor den entscheidenden Parlamentswahlen am 07. Juni bleibt es laut letzten Wahlprognosen weiterhin spannend.

KONDA, eines der renommiertesten Meinungsforschungsinstitute der Türkei, hat gestern die Ergebnisse seiner letzten Umfrage vor den Wahlen am Sonntag veröffentlicht. Ihr zufolge wird bis zum Schluss unvorhersehbar sein, ob die AKP weiterhin allein an der Regierung bleiben kann oder die absolute Mehrheit verfehlt und eine Koalition bilden muss.

Im Einzelnen sieht KONDA die AKP bei 41%, die CHP bei 27,8%, die MHP bei 14,8%, die HDP bei 12,6% und andere Parteien bei zusammen 3,8%. Vor allem das hohe Ergebnis der HDP dürfte AKP-Anhängern Kopfzerbrechen bereiten, denn auch wenn KONDA eine Fehlerquote von +/- 2,4% angibt, so sieht es laut der Umfrage so aus, als würde sie es klar über die 10%-Hürde und damit ins Parlament schaffen. Bisherige Umfragen unterschieden sich stark in der Prognose für das Ergebnis der HDP, teils sahen sie sie deutlich über zehn Prozent, teils knapp darunter.

Diagramm KONDA 05.06.2015

Genaue Sitzverteilung vor den Wahlen kaum vorhersagbar

Um die absolute Mehrheit, die für eine Alleinregierung notwendig ist, zu erreichen, benötigt man 276 der 550 Sitze in der Großen Nationalversammlung. Ob die AKP mit diesem oder einem nur geringfügig Ergebnis eine Alleinregierung bilden könnte, geht aus den bisherigen Zahlen nicht eindeutig hervor, da die Verteilung der Stimmen auf die verschiedenen Wahlkreise sowie die Ergebnisse der Stimmen aus dem Ausland bei der Berechnung der Sitzverteilung noch eine Rolle spielen werden. „Mit der jetzigen Stimmenverteilung könnte die AKP zwischen 270 und 278 Sitzen erhalten. Es wird also bis zur letzten Minute spannend bleiben“, meint Bekir Ağırdır, Direktor von KONDA.

Aufgrund der Auslandsstimmen erwartet Ağırdır ein verlässliches Endergebnis auch erst spät in der Wahlnacht. Dafür sagt er eine signifikant höhere Wahlbeteiligung als bei der letzten Wahl voraus. Waren zu den Präsidentschaftswahlen am 10. August letzten Jahres 74% der Wahlberechtigten an die Urnen geströmt, so erwartet er am Sonntag eine Beteiligung um die 88%. Dafür verantwortlich sei das offene Ende (im Gegensatz zu Erdoğans absehbarem Sieg im August) sowie der Umstand, dass die letzten Wahlen mitten in der Ferienzeit stattfanden.

KONDA ist das einzige Meinungsforschungsinstitut in der Türkei, das noch so kurz vor den Wahlen Umfrageergebnisse veröffentlicht. Prognosen so kurz vor Wahlen sind auch in der Türkei umstritten, da viele einen Einfluss auf das Wählerverhalten mutmaßen. So soll es bei knappen Ergebnissen zu Mobilisierung, bei eindeutigen zu einer Demobilisierung von Wählern kommen, während abwechselnd Bandwaggon-Effekte (man wählt den absehbaren Sieger) oder ganz gegenteilig Underdog-Effekte (also man unterstützt den scheinbar unterlegenen Kandidaten) vermutet werden. Empirisch belegen lässt sich der vermeintliche Einfluss solcher Umfragen auf die offiziellen Endergebnisse jedoch bisher nicht.