Connect with us

Politik

Diyarbakır: Bereits 45 kurdische Mütter fordern Freilassung ihrer Kinder

Spread the love

Die Zahl der Mütter, die sich den Protesten vor dem Rathaus von Diyarbakır angeschlossen haben, um die terroristische PKK zur Rückgabe ihrer mutmaßlich verschleppten Kinder aufzufordern, hat sich auf 45 erhöht. (Foto: dha)

Published

on

Die Zahl der Mütter, die sich den Protesten vor dem Rathaus von Diyarbakir angeschlossen haben, um die terroristische PKK zur Rückgabe ihrer mutmaßlich verschleppten Kinder aufzufordern, hat sich auf 45 erhöht.
Spread the love

Die Zahl der kurdischen Mütter, die im Osten der Türkei vor dem Rathaus von Diyarbakır gegen die Entführungen ihrer Kinder durch die PKK protestieren, ist auf 45 gestiegen. Zu Beginn der Proteste am 19. Mai hatten sich drei Mütter versammelt, deren Kinder von Angehörigen der Terrorgruppe PKK verschleppt worden sein sollen.

Bis Mittwoch hatten sich weitere Mütter zugesellt, am Ende waren es bereits 33 von ihnen, die eine Rückkehr ihrer Kinder verlangten. Mittlerweile sind Mütter aus mehreren Provinzen vor Ort, darunter Erzurum, Kars, Mardin und Izmir. Die Frauen halten weinend Schilder mit Bildern ihrer verschwundenen Kinder in die Luft halten. Ihre Forderungen richten sich sowohl an die türkische Regierung als auch an den inhaftierten Führer der terroristischen PKK, Abdullah Öcalan. 

Gegenüber Reportern betonte der stellvertretende Premierminister Bülent Arınç am Donnerstag, die Verantwortung dafür, die PKK am Verschleppen von Kindern zu hindern und diese wieder ihren Eltern zurückzugeben, liege in den Händen der Kurdenpolitiker, die ins Parlament gewählt wurden, um die kurdische Bevölkerung zu vertreten.

Arınç: Kurdische Politiker gefordert

Arınç bezeichnete den anhaltenden Protest der kurdischen Mütter in Diyarbakır als völlig legitim und betonte, nicht nur die lokalen Autoritäten vor Ort, sondern die gesamte Türkei sollte den weinenden Müttern ihre Unterstützung zeigen. „Vor allem auch die kurdischen Abgeordneten sollten die Mütter unterstützen“, äußerte Arınç. „Wenn sie wirklich an den Friedensprozess glauben, kann dieser nicht vollzogen werden, indem man Kinder täuscht und sie in die Berge verschleppt, sondern dadurch, dass man sie zurückholt und am politischen Prozess teilnimmt. Es gibt in Diyarbakır einige Leute, die das Weinen dieser Mütter ignorieren.“ 

Premierminister Recep Tayyip Erdoğan hatte gegenüber der prokurdischen Barış ve Demokrasi Partisi (Partei für Frieden und Demokratie; BDP) und ihrer Schwesterpartei, der Halkların Demokratik Partisi (Demokratischen Partei der Völker; HDP) ein als Ultimatum aufgefasstes Statement abgegeben, in dem der Regierungschef die Partei dazu auffordert, sich für die entführten Kinder einzusetzen. Der Co-Vorsitzende der BDP, Selahattin Demirtaş, erwiderte auf die Forderungen Erdoğans: „Wenn wir die Kinder aus den Bergen holen sollen, dann können wir gleich deinen Posten übernehmen.“

Die Liste der kürzlich mutmaßlich von der PKK verschleppten Kinder ist lange. Sie umfasst unter anderem folgende Kinder:

  • Remiz Altan, 18 Jahre alt, vor 36 Tagen verschleppt
  • Leyla Güneş, 17, vor 18 Monaten verschleppt
  • Sedat  Bozoğlu, 21, vor 41 Tagen verschleppt
  • Mazlum Eşiyok, 12, seit drei Monaten verschwunden
  • Mehmet Yilmaz, 18, hat sich vor 18 Monaten der PKK angeschlossen
  • Remzi Altan, 18, vor vier Monaten entführt
  • Özcan Güney, 14, vor zwei Monaten gekidnappt
  • Sedat Bozoğlu, 20, seit einem Monat verschwunden
  • Ahmet Akbaş, 17, vor drei Monaten gekidnappt
  • Yunus Dalgin, 13, seit 55 Monaten in der Gewalt der PKK
  • Berat Güler, 18, seit sieben Monaten bei der PKK
  • Kasim Vedat Gün, 21, vor drei Monaten verschleppt
  • Efecan Toktan, 14, vor zwei Monaten entführt
  • Yusuf Aker, 14, vor drei Monaten gekidnappt
  • Büşra Esendur, 20, vor elf Tagen verschleppt

Die Regierung in Ankara führt seit Ende 2012 Gespräche mit dem inhaftierten Führer der PKK, Abdullah Öcalan, auf Imrali, um den jahrzehntelangen Bürgerkrieg in den Kurdengebieten zu beenden. Seit Erklärung eines Waffenstillstandes im März 2013 durch Öcalan gibt es keine Kampfhandlungen mehr zwischen Regierungstruppen und PKK-Verbände, allerdings ist auch der Friedensprozess ins Stocken geraten, weil die kurdische Seite der Regierung eine Verzögerung der Umsetzung der bislang getroffenen Vereinbarungen vorwirft. Gleichzeitig werden Verbände der terroristischen PKK wieder aktiv und rekrutieren tausende neue Kämpfer.

Unter den neu rekrutierten Kämpfern befinden sich auch Minderjährige. Mehrere Polizeioffiziere in der Region berichteten, dass seit dem momentan laufenden Friedensprozess zwischen der türkischen Regierung und der PKK auf kurdischen Familien ein nie da gewesener Druck seitens der PKK laste. Familien, die sich gegen die zunehmende Einflussnahme der PKK auf ihre Kinder, speziell auf ihre Töchter, wehrten und die Polizei kontaktierten, erhielten daraufhin oft Morddrohungen. Viele Familien hätten sich aus Angst vor den schwerbewaffneten PKK-Einheiten dem Willen der PKK gebeugt und ihre Kinder der Terrororganisation übergeben müssen. Mehr zu der Langzeitstrategie und Methoden der PKK hier.

PKK-kritischer Kurdenpolitiker verschleppt

Der Generalstab der Türkischen Streitkräfte (TSK) veröffentlichte am Donnerstag einen Bericht über die jüngsten Aktivitäten der PKK in der Region. Dem Bericht zufolge führt die PKK regelmäßig Entführungen in der Region durch. 

Auch Ercan Alparslan, der Bezirksvorsitzende der islamisch-konservativen kurdischen Partei Hüda-Par, wurde am Mittwochabend von einer Gruppe von mutmaßlichen PKK-Terroristen verschleppt, als er in seinem Auto in Dicle unterwegs war. Der Generalsekretär von Hüda-Par, Zekeriya Yapıcıoğlu, protestierte aufs Schärfste und drohte der PKK Konsequenzen an, sollte sein Parteifreund nicht schnellstmöglich wieder freikommen.

Der Bericht besagt außerdem, dass Angehörige der PKK auch während des Friedensprozesses weiterhin Morde begeht. Ein in dem Bericht genanntes Beispiel dafür ist der Fall eines kurdischen Dorfschützers aus der Provinz Mardin. Demnach haben zwei PKK-Kämpfer den Dorfschützer Mehmet Uğurtay in Altinoluk im Bezirk Dargeçit  vor den Augen seiner Kinder ermordet. Der Mann hatte dem Bericht zufolge die Kinder  gerade zur Schule gebracht. Die Täter konnten fliehen.