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Politik

PKK rekrutiert tausende neue Kämpfer

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Eigentlich sollten alle PKK-Terroristen die Türkei umgehend verlassen. So war es mit Öcalan vereinbart. Doch die PKK nutzt die momentane Ruhe, um massenhaft neue Kämpfer zu rekrutieren. Steht ein erneuter Krieg im Osten bevor? (Foto: dha)

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Die PKK rekrutiert Jugendliche. Dabei nutzt sie eine perfide Langzeitstrategie. Im Visier der Terrorgruppe: kurdische Familien und religiöse Werte.
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Während türkische und kurdische Politiker über die nächsten Schritte im seit Ende letzten Jahres vorangebrachten Friedensprozess debattieren, intensiviert die PKK anscheinend ihre Rekrutierungsarbeit. Die türkische Zeitung „Today’s Zaman“ berichtete am Dienstag, dass die Zahl der kurdischen Jugendlichen, die sich der Terrororganisation anschließen, in den letzten Monaten rapide angestiegen ist. Der ehemalige türkische Staatsanwalt Gültekin Avcı warnte in einer Kolumne für die Zeitung „Bugün“ davor, dass die Zahl der PKK-Terroristen in der nahen Zukunft die 10.000er-Marke übersteigen könnte.

Die PKK hat momentan leichtes Spiel, um neue Rekruten anzuwerben, da ihre Einheiten sich auf Grund des Friedensprozess relativ frei bewegen können und beispielsweise auf Sommerfesten in ländlichen Regionen in den Provinzen Diyarbakır, Mardin, Hakkâri und Van anwesend sein können, ohne dass türkische Sicherheitskräfte eingreifen würden, sagte Avcı.

5 000 neue Kämpfer für den Frieden?

Experten schätzten die Zahl der aktiven PKK-Terroristen Anfang des Jahres auf ungefähr 5 000. Jedoch habe die PKK seit Beginn des Friedensprozesses schätzungsweise 2 000 neue Rekruten anwerben können, da sie sich in einigen Regionen im Südosten der Türkei nahezu ungestört bewegen könne, so „Today’s Zaman“.

Der in Diyarbakır lebende kurdische Intellektuelle İbrahim Güçlü prognostizierte eine Verdoppelung oder sogar Verdreifachung der Anzahl an PKK-Kämpfern, sollte sich das Verhalten der Sicherheitskräfte nicht ändern. „Menschen überall (im Südosten der Türkei) können sehr einfach Kontakt mit der PKK aufnehmen“, sagte Güçlü „Zaman“. Das Wachstum der PKK decke sich Güçlü zufolge außerdem mit den Äußerungen des inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan, der vor einigen Monaten sagte, der bewaffnete Arm der PKK werde zukünftig 50 000 Kämpfer umfassen.

„Dieses Jahr ist die Zahl der neuen PKK-Rekruten im Vergleich zum Jahr 2010 um 2 000 gestiegen“, sagte Mehmet Özcan, Chef der türkischen Denkfabrik „Ankara Strategie Institut“, der Zeitung „Zaman“. Das Jahr 2010, in dem die AKP-Regierung eine Friedensinitiative zur Lösung des Terrorproblems in der Türkei vorantrieb, stellte einen Höhepunkt der PKK-Rekrutierungsbemühungen dar, da sich in diesem Jahr 2 300 Personen der Terrorgruppe anschlossen.

Des Weiteren lassen kürzlich beobachtete Operationen der PKK, wie etwa die Gründung eigener Sicherheitseinheiten in einigen Dörfern, die Entführung von Arbeitern und die oben erwähnte Rekrutierung neuer Kämpfer, die Hoffnung auf eine erfolgreiche Beendigung der Friedensgespräche schwinden.

PKK nutzt Friedensprozess, um an Stärke zu gewinnen

Der derzeitige Oberkommandeur des militärischen Arms der PKK, Murat Karayılan, warnte am Donnerstag davor, dass der Friedensprozess sich auf eine Sackgasse zubewege und betonte, dass die kommende Woche entscheidend für eine mögliche Fortführung der Friedensgespräche werde. „Die Gefängnisse sind voll mit kurdischen Politikern. Diese Tatsache stellt ein Hindernis für den Friedensprozess dar. Sollte sich die Haltung des türkischen Staates (bezüglich dieses Aspekts) nicht ändern, ist der Friedensprozess blockiert.“ sagte Karayılan.

Er machte darüber hinaus klar, dass die PKK nicht beabsichtige, sich aus der Türkei zurückziehen, bevor nicht das System der Dorfwächter abgeschafft ist. Das System der Dorfwächter wurde im Jahre 1984 eingeführt und die Dorfwächter assistieren türkischen Sicherheitskräften seitdem bei ihrem Kampf gegen die Terrorgruppe. Durch den Einsatz aus den kurdischen Dörfern stammender Dorfwächter versuchte die türkische Armee, den Zugang der PKK zur Bevölkerung zu unterbinden. Nicht selten zeichneten sich diese Leute jedoch durch eine besondere Neigung zu Korruption und Denunziantentum aus, sodass die Dorfwächter in der Bevölkerung bald außerordentlich verhasst waren.

Widersprüchliche Angaben über bereits abgezogene Terroristen

Der Direktor der Çanakkale Onsekiz Mart Universität, Sedat Laçiner, deutete das Verhalten der PKK als Versuch, die Friedensgespräche für die heimliche Vorbereitung auf eine größere gewaltsame Konfrontation mit der Türkei zu nutzen. „Bis sie sich selbst dazu in der Lage sehen, zu einem finalen Schlag (gegen die türkischen Streitkräfte) auszuholen, sehen sie den Friedensprozess als ein Mittel zur eigenen Stärkung an. Die Zahl der PKK-Kämpfer in den Bergen hat massiv zugenommen und es laufen momentan Vorbereitungen für einen bewaffneten Zusammenstoß“, sagte Laçiner in der Sonntagsausgabe der „Zaman“.

Die kurdische BDP und Öcalan geben an, dass 80 Prozent der PKK-Kämpfer die Türkei bereits verlassen haben oder sich auf dem Weg zur Grenze befänden. Den Angaben der türkischen Regierung zufolge haben jedoch bislang nur ca. 20 Prozent der Terroristen das Land verlassen. Die BDP fordert nun von Ankara, im zweiten Schritt des Friedensprozesses zahlreiche Reformen zur Verbesserung der Rechte der Kurden durchzuführen.

Die PKK hat außerdem seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges ihre Operationen in den kurdisch dominierten Gebieten in Syrien verstärkt und benutzt diese Region neben dem Nordirak als zusätzlichen Rückzugsraum.