Connect with us

Politik

ISIS-Vormarsch: Syrische Kurden führen Wehrpflicht ein

Spread the love

ISIS-Vormarsch: Nachdem der militärische Druck auf die syrischen Kurden in den letzten Wochen gestiegen ist, wurde nun die Wehrpflicht in den kurdischen Gebieten eigeführt. Auch die PKK entsendet Kämpfer nach Syrien, um ISIS zu stoppen. (Foto: rtr)

Published

on

ISIS-Vormarsch: Nachdem der militärische Druck auf die syrischen Kurden in den letzten Wochen gestiegen ist, wurde nun die Wehrpflicht in den kurdischen Gebieten eigeführt. Auch die PKK entsendet Kämpfer nach Syrien, um ISIS zu stoppen.
Spread the love

Seit Januar 2014 besteht in drei Gebieten im Norden Syriens eine selbstdeklarierte kurdische Provinzregierung, die dort für relative Sicherheit sorgt. Die als PKK nahe geltenden kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG kämpfen seit erstarken extremistischer Gruppen im syrischen Bürgerkrieg einen blutigen Kampf gegen diese Gruppen. Bislang hatte die YPG weitestgehend die Oberhand. Doch seit dem Vormarsch verschiedener sunnitischer Gruppen im Irak und der Einnahme der Millionenmetropole Mossul durch die Terrororganisation „Islamischer Staats im Irak und in Syrien“ (ISIS, mittlerweile nur noch IS) verfügt die Gruppe auch über schwere Waffen.

IS erbeutete von fliehenden irakischen Armeeeinheiten unter anderem etliche Panzer und gepanzerte Humvee-Transportfahrzeuge und setzt diese nun scheinbar im Norden Syriens gegen Einheiten der syrischen Kurden ein. Die Kurden geraten nun militärisch stark unter Druck und fürchten um Geländegewinne und politische Erfolge, die sie im Laufe der vorangegangenen drei Jahre verbuchen konnten. Um die kurdischen Gebiete gegen die Angriffe des IS zu schützen hat die Provinzregierung die Wehrpflicht eigeführt. Auch die PKK will die YPG stärker unterstützen.

Juan Mohammed, ein Sprecher der kurdischen Stadt Qamishli, äußerte sich am Donnerstag Al-Jazeera gegenüber, dass die größten der drei syrischen Kurdenregionen in der Vorwoche die Wehrpflicht eingeführt hatten. Demnach müssten alle erwachsenen Männer für sechs Monate ihre „Selbstverteidigungspflicht“ erfüllen. Das Gesetz wurde vom Legislativrat verabschiedet, der im Kanton Jazira als Lokalparlament fungiert und trat Anfang dieser Woche in Kraft.

Dienstpflicht für Männer zwischen 18 und 30 Jahren

Das nun eingeführte Gesetz über die Wehrpflicht sieht vor, dass jede Familie eines seiner männlichen Mitglieder zwischen 18 und 30 Jahren für die YPG abstellt. Nach der sechsmonatigen Grundausbildung können die Betroffenen entscheiden, ob sie an die Front wollen.

Unterdessen schließen sich zunehmend auch Kämpfer der in der Türkei verbotenen PKK den Einheiten der YPG an. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Cihan. Ein am vergangenen Sonntag veröffentlichter Bericht besagt, der inhaftierte PKK-Führer Abdullah Öcalan und führende Kommandeure der PKK in den Bergen von Kandil im Nordirak hätten die Kurden dazu aufgerufen, sich der YPG anzuschließen, nachdem IS-Extremisten die syrische Stadt Ain al-Arab (kurdisch Kobane) in der Vorwoche mit schweren Waffen angegriffen hätten.

HürriyetDailyNews berichtete, dass allein in den letzten Tagen etwa 800 kurdische Kämpfer die türkisch-syrische Grenze überquert haben, um die überlasteten YPG-Einheiten zu unterstützen. Die eigentlich für den Guerillakampf ausgebildeten PKK-Kämpfer werden den Quellen zufolge nach 15 tägigen Vorbereitungen direkt in die Gefechte mit IS geschickt. Die türkische Armee hat dem Bericht nach als Reaktion auf die Entsendung der PKK ihre Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze verstärkt, um illegale Grenzübertritte zu vermeiden.

Die Kurden geraten nun militärisch stark unter Druck und fürchten um Geländegewinne und politische Erfolge, die sie im Laufe der vorangegangenen drei Jahre verbuchen konnten. (rtr)

Die Wehrhafte Minderheit

Die Kurden sind die bedeutendste ethnische Minderheit in Syrien, mehr als 10% der 23 Millionen Einwohner des Landes gehören dieser Volksgruppe an. Die Kurdische Demokratische Union (PYD) ist die führende politische Kraft der Region und gilt genau wie die YPG als PKK nahe. Im Laufe der drei Jahre des syrischen Bürgerkrieges hatte die kurdische Minderheit im Lande ein halbautonomes Territorium schaffen können, nachdem die Regierungstruppen die Region weitestgehend verlassen hatten.

Die Kurden haben in den von ihnen kontrollierten Territorien drei zivile Lokalverwaltungen aufgebaut, nämlich für die Kantone Afrin, Kobani und Jazira. Den Selbstverteidigungseinheiten ist es gelungen, mehrere Rebellengruppen aus Städten der Region zu vertreiben und Gebiete entlang der türkisch-irakischen Grenze einzunehmen.