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Politik

Konflikt in der Türkei erreicht deutsche Straßen

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Der Konflikt in der Türkei wird zunehmend auch auf deutschen Straßen spürbar. Am Wochenende kam es in mehrere Großstädten zu Demonstrationen mit teilweisen Ausschreitungen zwischen PKK-Gegnern und -Unterstützern.

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TGB-Demo in Berlin am 13.09.
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Der Konflikt zwischen der türkischen Regierung und der terroristischen PKK schwappt zunehmend auch nach Deutschland über. Beide Lager gerieten am Wochenende in mehreren deutschen Städten aneinander.

Am Rande von Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Unterstützern der PKK wurde in Hannover ein Kurde durch einen Messerstich schwer verletzt. Der 26-Jährige sei nach einer Notoperation außer Lebensgefahr, teilte die Polizei am Sonntag mit. Aus Protest zogen am Nachmittag rund 1100 Menschen, überwiegend Kurden, durch die Stadt. Gegen den mutmaßlichen Messerstecher werde wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt. Bei dem Mann soll es sich um einen 50-jährigen Deutschen mit türkischen Wurzeln handeln, der zuvor an der Kundgebung gegen die PKK teilgenommen hatte.

Trotz eines Versammlungsverbots kam es am Sonntag in Essen zu Auseinandersetzungen zwischen einigen Hundert Türken und Kurden. Türkische Nationalisten hätten in den vergangenen Tagen in Sozialen Medien für eine Kundgebung in Essen geworben, teilte die Polizei mit. Rund 150 türkischstämmige Personen und 80 bis 100 Gegendemonstranten aus dem PKK-Lager seien zu dem Treffpunkt gekommen. Beide Gruppen hätten sich verbale Auseinandersetzungen geliefert. „Körperliche Auseinandersetzungen konnten durch zahlreiche Polizeikräfte verhindert werden“, teilte die Polizei mit.

In Hamburg folgten nach Polizeiangaben rund 1000 Menschen dem Aufruf des links-nationalistischen Türkischen Jugendbundes TGB (der der Vatan Partisi von Doğu Perinçek nahesteht) und versammelten sich in der Innenstadt, um gegen die PKK zu demonstrieren. Im Stadtteil St. Georg kamen derweil rund 250 Kurden zusammen. Die Stimmung sei aufgeheizt gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hielten beide Gruppen räumlich getrennt. Auch Wasserwerfer fuhren auf. Durch den Bahnhof sei eine große Anzahl von Demonstranten und Mitgliedern des linken Spektrums gezogen, sagte der Sprecher der Bundespolizei. Der Zugverkehr am Hamburger Hauptbahnhof musste am Sonntagabend für eine Viertelstunde unterbrochen werden, weil Personen im Gleis gemeldet worden waren.

Auch in Berlin kam es am Wochenende zu Demonstrationen und Gewalt. Am Sonntag marschierten im Rahmen einer angemeldeten Demonstration des TGB Berlin laut Polizeiangaben bis zu 1500 Teilnehmer von Charlottenburg nach Schöneberg. Als ein Teil der Demonstranten nach Kreuzberg weiterzog, kam es am Kottbusser Tor zu Ausschreitungen als laut Polizeiangaben 50 bis 70 türkische Nationalisten einen Stand der HDP angriffen. Daraufhin gab es in der angrenzenden Adalbertstraße Schlägereien. Erst die Polizei konnte die Situation beruhigen. Die Gegend um das Kottbusser Tor glich am Sonntagnachmittag einer Sicherheitszone, eine ganze Polizeihundertschaft bewachte das Gebiet; die Stimmung blieb dennoch gespannt.

Bereits am Donnerstag gerieten am Kottbusser Tor die einschlägigen Konfliktparteien aneinander, nachdem sich ungefähr 1000 kurdische Demonstranten durch einen Autokorso türkischer Nationalisten provoziert fühlten. Es flogen Flaschen und Steine, auch hier konnte erst die Polizei die Situation beruhigen. Ebenfalls am Donnerstag kam es in Frankfurt zu Ausschreitungen. Eine von der TGB als Solidaritätsmarsch für gefallene türkische Soldaten angemeldete Demonstration mit ungefähr 400 Teilnehmern war am Hauptbahnhof von einer Gruppe mutmaßlich kurdischer Aktivisten angegriffen worden. Es sollen ebenfalls Flaschen und Steine geflogen sein. Laut Polizei wurden fünf Menschen verhaftet. (dpa/dtj)