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Gesellschaft

Poetry Slam: Deutsch-Palästinenserin hilft syrischen Flüchtlingen in der Türkei

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Eine junge Künstlerin macht auf gesellschaftskritische Themen aufmerksam – ihr Mittel sind ihre eigenen Worte. Ihr nächster Auftritt findet morgen statt, die Einnahmen sollen an syrische Flüchtlinge in der Türkei gespendet werden.

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Faten El-Dabbas setzt sich mit ihren Texten mit gesellschaftskritischen Themen auseinander.
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Bilder und Worte sind stärker als Waffen. Davon machen viele Künstler Gebrauch, denn Kunst war schon immer die stärkste und friedlichste Art des Protests. Dies machte sich auch eine junge Deutsch-Palästinenserin zu Eigen. Faten El-Dabbas ist eine 25-jährige Poetry Slammerin aus Berlin. Die Politikwissenschaftlerin veröffentlicht auf ihrer Facebook-Fanseite regelmäßig eigene Texte in deutscher und englischer Sprache. Ihre Botschaft: Protest durch Kunst- für ein differenziertes Meinungsbild in Deutschland.

Bisher nahm sie an vielen Wettbewerben und Veranstaltungen teil und erreichte mit ihren Texten zahlreiche Menschen. Am morgigen Dienstag findet ihr nächster Auftritt im Roten Rathaus Berlin statt. Die Einnahmen kommen einem Bildungsprojekt für syrische Flüchtlinge in den Orten Kilis (Türkei) und Daraa (Syrien) zugute. Wir sprachen mit der Künstlerin über ihre Arbeit.

Wann hast Du mit dem Poetry Slam angefangen?

Mit dem Schreiben fing ich sehr früh an, doch Poetry Slam habe ich erst sehr spät entdeckt. Im Dezember 2011 betrat ich erstmals die Bühne als Poetry Slammerin bei der Auftaktveranstaltung von i,Slam (muslimischer Poetry Slam) in Bärensaal des Berliner Innensenats. Damals hätte ich davon wahrscheinlich nicht erfahren, wenn ich nicht die Gründer aus einem anderen Projekt (JUMA) gekannt hätte und sie mir damals von der Idee erzählt hätten.

Wen möchtest Du mit Deinen Texten erreichen?

Mit i,Slam hat sich mir eine Bühne geboten, um meine Texte an den Mann und an die Frau zu bringen und gleichzeitig direkt Feedback zu erhalten, da das Publikum ja den Sieger wählt. Der Wettbewerbsgedanke war mir zu dem Zeitpunkt jedoch nicht so bewusst, denn war es mir in erster Linie wichtig, mir persönlich wichtige Themen öffentlich anzusprechen und das in einer Kunstform, die ich liebe: das einfache Wort, das in seinem Inhalt und der sprachlichen Ausschmückung erst an Bedeutung gewinnt und dann Einfluss haben kann.

Was möchtest Du mit Deinen Texten vermitteln?

Meine Texte sind oftmals politisch und gesellschaftskritisch mit einer persönlichen Note. Ein besonderes Anliegen sind für mich der Nahostkonflikt und seine Wahrnehmung gerade in Deutschland. Für viele ist es nur ein politisches Thema, für mich jedoch ein sehr persönliches. Vor 2012 war ich noch nie in Palästina und Israel. Durch Erzählungen meines Großvaters und das Lesen der Werke von Mahmud Darwish lernte ich aber meine Heimat in Worten lieben und gleichzeitig durch Darwish die Leidenschaft zum Schreiben. Er hat gewissermaßen meinen Schreibstil beeinflusst. In meinen Texten gehen Beobachtetes und Erlebtes ineinander über. Grenzen verwischen und es entstehen geschriebene Bilder – Momentaufnahmen der Realität und Sehnsucht. Sehnsucht nach gegenseitigem Verständnis, Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden. Mein Ziel ist es, mit meinen Texten und Gedichten das öffentliche Meinungsbild in Deutschland differenzierter zu gestalten. Dies versuche ich, indem ich oft aus der Perspektive von ‚Minderheiten‘ spreche: Palästina-Befürworter bzw. Kritiker der israelischen Politik, Muslime, Deutsche mit Migrationshintergrund, Frauen.

Was wäre aus Deiner Sicht, als Deutsche mit palästinensischen Wurzeln, eine mögliche Lösung, damit Frieden in Palästina einkehrt?

Frieden kann nicht funktionieren ohne Gerechtigkeit. Es wäre nur ein wackliges Konstrukt auf dem Rücken der Unterdrückten oder Besetzen. Frieden kann auch nicht funktionieren, wenn man nicht aus Fehlern der Vergangenheit lernt. Deutschland muss seine Vergangenheit bewältigen und aus seiner Trance erwachen. Die internationale Gemeinschaft muss anfangen, die Organe, die sie selbst erschaffen hat, ernst zu nehmen und damit auch deren Arbeitsergebnisse wie Resolutionen und Berichte. Denn es wird bereits laut genug auf die Fehler gewisser Staaten hingewiesen, doch von Sanktionen und einer ehrlichen Sprache der Politik ist keine Spur. Nur durch die wirklich ehrliche Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt kann Gerechtigkeit eingeleitet werden als Voraussetzung für einen Friedensprozess in Nahost.