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Dreitägige Staatstrauer für Ausnahmekönner Eusébio

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Nicht nur in Portugal, sondern in aller Welt trauern Fußballfans um den „Schwarzen Panther“. 1966 drehte Eusébio im Viertelfinale fast im Alleingang einen Drei-Tore-Rückstand um und galt als ähnlich spielstark wie Brasiliens Weltstar Pelé. (Foto: dpa)

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Portugal trauert um Fußballlegende Eusebio.
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Die Fußball-Welt verneigt sich vor einem ihrer Größten: Der Portugiese Eusébio, der „Schwarze Panther“, ist tot. Der legendäre Stürmer erlag am frühen Sonntagmorgen in seinem Haus in Lissabon kurz vor seinem 72. Geburtstag einem Herz- und Atemstillstand. Portugal rief eine dreitägige Staatstrauer aus, für den Nachmittag kündigte Staatspräsident Anibal Cavaco Silva eine offizielle Erklärung an. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Portugals Superstar Cristiano Ronaldo, FIFA-Chef Joseph Blatter oder Franz Beckenbauer würdigten Eusébio in bewegenden Worten.

Der aus Portugal stammende Barroso twitterte: „Heute ist ein trauriger Tag für den Fußball in Portugal und der Welt. Mein Beileid an die Familie Eusébios und an alle Portugiesen.“ Beckenbauer schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter: „Einer der größten Fußballspieler aller Zeiten ist von uns gegangen. Mein Freund Eusébio starb letzte Nacht. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“ In Lissabon weinten zahlreiche Menschen auf offener Straße, als sie vom Tode Eusébios hörten.

Für viele am Tejo-Fluss war das stets freundlich und bescheiden auftretende Benfica-Volksidol Portugals bester Fußballer der Geschichte, auf einem Level wie der Brasilianer Pelé oder der Argentinier Diego Maradona. Besser sogar als Megastar Cristiano Ronaldo von Real Madrid. „Er war wie von einem anderen Planeten. Ein Außerirdischer“, schrieb der angesehene portugiesische Journalist Pedro Vasco in einem Buch. Eusébio war am Tejo aber mehr als nur ein Torjäger.

Bronzestatue vor dem Estadio de Luz

Geboren wurde Eusébio am 25. Januar 1942 in äußerst ärmlichen Verhältnissen in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo in Mosambik, als Eusébio da Silva Ferreira. Ein Talentspäher Benficas entdeckte ihn bei Sporting Lourenço Marques, einer Filiale des Erzrivalen Sporting Lissabon. Damit die ungeliebte Konkurrenz ihn nicht noch wegschnappt, wurde der schüchterne junge Mann 1960 in einer Nacht- und Nebelaktion unter dem weiblichen Falschnamen „Ruth“ nach Lissabon geflogen und vor Vertragsunterzeichnung noch wochenlang versteckt.

Auf dem Feld zeichnete sich der Mann aus Mosambik vor allem durch psychische Stärke, Schnelligkeit und einen starken Schuss aus. An die Heldentaten des Stürmers erinnert eine zwei Meter große Bronze-Statue vor Benficas Estadio de Luz in Lissabon. „Eusébio war ein Fußball- & FIFA-Botschafter“, schrieb Blatter bei Twitter. „Er wird schmerzlich vermisst. Ruhe in Frieden, Schwarzer Panther.“ Der Fußball habe eine Legende verloren, betonte der Präsident des Weltverbandes. „Aber Eusébios Platz unter den Größten kann ihm niemals genommen werden.“

Portugals Ex-Weltfußballer Luís Figo würdigte den 64-maligen Nationalspieler: „Ein großer Verlust für uns alle! Der Allergrößte!!“ Landsmann Cristiano Ronaldo schrieb bei Twitter und Facebook: „Immer ewig Eusébio, Ruhe in Frieden.“ Der Superstar von Real Madrid veröffentlichte dazu wie auch Blatter und Figo ein gemeinsames Foto mit Eusébio, der am 25. Januar 72 Jahre alt geworden wäre.

1966 Torschützenkönig und WM-Dritter

Seinen Höhepunkt erlebte Eusébio bei der WM 1966 in England, als er mit neun Treffern Torschützenkönig wurde und das damals noch als krasser Außenseiter geltende Portugal auf den dritten Platz schoss. Damals schaltete die „Seleção“ bei ihrer ersten WM-Teilnahme auch Titelverteidiger Brasilien von König Pelé sensationell aus. In der Gruppenphase gewann Portugal damals alle drei Spiele (3:1 gegen Ungarn, 3:0 gegen Bulgarien und 3:1 gegen den Favoriten vom Zuckerhut), Ungarn wurde Zweiter. Legendär ist aber vor allem das Comeback des Teams im Viertelfinale gegen Nordkorea, als die Portugiesen mit vier Eusébio-Toren aus einem 0:3 noch einen 5:3-Sieg machten.

Noch Jahrzehnte nach der WM versicherte Eusébio, bei der 1:2-Niederlage gegen den Gastgeber und späteren Weltmeister England sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. „Unser Verband hat damals das Spiel verkauft“, sagte er. Eusébio ging unter Tränen vom Platz. Portugal gewann das kleine Finale gegen die Sowjetunion noch mit 2:1. Deutschland verlor das legendäre Finale im Wembley 2:4 (2:2, 1:1) nach Verlängerung.

In 15 Jahren bei Benfica gewann Eusébio elf Meisterschaften, fünfmal den Pokal und einmal den Europapokal der Landesmeister. Im Finale 1962 in Amsterdam beim 5:3 gegen das fast unschlagbare Team von Real Madrid schaffte Eusébio mit zwei Toren den internationalen Durchbruch.

Erfolge brachten Eusébio keinen Reichtum

Seine Torquote ist aufsehenerregend: In der Nationalelf traf er in 64 Spielen 41 Mal, im Benfica-Trikot in 314 Pflichtspielen 338 Mal. Siebenmal wurde er Torschützenkönig in Portugal. 1968 gewann er mit 42 Toren den erstmals vergebenen Goldenen Schuh als bester Torschütze in Europas Ligen. 1973 wiederholte er mit 40 Treffern das Kunststück. 1965 wurde Eusébio zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.

In den vergangenen Jahren hatte er häufig mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Wegen einer beidseitigen Lungenentzündung musste er 2011 zu Weihnachten zwölf Tage im Krankenhaus zum Teil auf der Intensivstation verbringen. Während der EM 2012 erlitt er in Polen einen Schlaganfall. Öffentliche Auftritte waren zuletzt rar geworden.

Großen finanziellen Profit schlug der „Pantera Negra“ aus seiner Karriere nicht. Lukrative Angebote aus Italien durfte er nicht annehmen, weil Portugals autoritär regierender Staatschef António de Oliveira Salazar seinen Imageträger nicht verlieren wollte und ein Verkaufs-Verbot aussprach. „Die Leute in Portugal denken, ich sei reich. Ich lache mich tot“, sagte Eusébio einmal.

Sein Verein wollte den Tod noch gar nicht so recht wahrhaben. Auf der Benfica-Homepage hieß es: „Die Todesnachricht war unerwartet und brutal, weil es Menschen gibt, die niemals von uns gehen dürften.“ (dpa)