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Politik

1000 gehen wählen, 7000 ins Stadion: Testspiel wichtiger als Präsidentschaftswahlen

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Die Wahlbeteiligung der Auslandstürken bei den Präsidentschaftswahlen liegt zwischen 5 und 8%. Damit liegt die Türkei bei der ersten Wahlmöglichkeit vom Ausland aus etwas unter dem Durchschnittswert Deutschlands oder Österreichs. (Foto: dpa)

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Die türkische Wahlbehörde war mit großen Erwartungen hinsichtlich der Wahlbeteiligung von Auslandstürken gestartet, die erstmals nicht mehr in die Türkei reisen mussten, um ihre Stimme abgeben zu können. Sie hatte im Vorfeld mit einer Beteiligung von 30 bis 35 Prozent gerechnet.

Tatsächlich blieb die Wahlbeteiligung der Auslandstürken weit unter diesem Prozentsatz. Das hatte sich bereits im Vorfeld der Wahl abgezeichnet (DTJ berichtete). Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete am Montag unter Berufung auf den zuständigen Vize-Regierungschef Emrullah İşler, dass 232 000 Wähler im Ausland ihre Stimmen abgegeben hätten. Das entspräche einer Beteiligung von rund 8,6 Prozent der 2,7 Millionen Wahlberechtigten. Die unabhängige Beobachtergruppe Gurbetin Oyları bezifferte die Beteiligung hingegen nach einem Bericht der FAZ mit nur fünf Prozent.

In der Zeit vom 31. Juli bis zum 3. August hatten Auslandstürken Gelegenheit, in Wahllokalen im Ausland ihre Stimme abzugeben. Die meisten Auslandswähler hatten jedoch diese Frist verpasst oder keinen Termin zur Stimmabgabe vereinbart. Die Hürriyet berichtet, an 6,6% der vom Ausland aus wahlberechtigten Türken seien Termine vergeben worden. Laut Cumhuriyet seien bis zu 30% der Wahlwilligen zurückgewiesen worden, weil sie keinen Termin vereinbart hätten.

In der Türkei selbst wird am 10. August gewählt. Es ist noch unklar, wie viele Auslandstürken an diesem Tag selbst in der Türkei sein werden, um ihre Stimmen vor Ort abzugeben.  

Dem türkischen Botschafter in Dänemark zufolge hätten nicht einmal 1000 der 30 000 wahlberechtigten Türken ihre Möglichkeit der Stimmabgabe im Ausland genutzt. Dagegen seien zu einem Vorbereitungsspiel des türkischen Fußballmeisters Fenerbahçe Istanbul in Kopenhagen rund 7000 Türken geströmt.

Möglichkeit der Briefwahl hätte Beteiligung erhöht

Die Wahlbeteiligung unter im Ausland lebenden Deutschen lag zuletzt bei etwa zehn Prozent. Bei den Österreichern haben sich etwa 48 000 der etwa 280 000 im Ausland lebenden Passbesitzer in die Wählerevidenz eintragen lassen und etwa 20 000 ihre Stimme vom Ausland aus abgegeben. In beiden Ländern besteht die Möglichkeit der Briefwahl. Die im Ausland lebenden Türken müssen hingegen zu einem Wahllokal anreisen, das zu Zwecken der Stimmabgabe eingerichtet wurde. In Deutschland waren dies sieben an der Zahl. Es ist davon auszugehen, dass die Wahlbeteiligung höher ausgefallen wäre, hätten die Auslandstürken von zu Hause aus per Brief wählen können.

Die Türken bestimmen am 10. August ihren neuen Staatspräsidenten zum ersten Mal in einer Direktwahl. Hoher Favorit für das Amt ist der derzeitige Premierminister Recep Tayyip Erdoğan. Seine Mitbewerber heißen Selahattin Demirtaş und Ekmeleddin İhsanoğlu.