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Politik

Wie haben die Türken im Ausland gewählt?

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Auch die Auslandstürken durften erstmals den türkischen Präsidenten wählen. Dabei lag Premierminister Erdoğan vor allem in Westeuropa weit voran. In Deutschland kam er auf 69,15%. (Foto: dpa)

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Auf dem Messegelände in Karlsruhe (Baden-Württemberg) werden am 31.07.2014 Stimmzettel zur türkischen Präsidentenwahl abgezählt. Für vier Tage verwandelt sich die Messe in ein Wahllokal. Es ist der einzige Ort in Baden-Württemberg, an dem die im Südwesten lebenden Türken ihre Stimme abgeben können.
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Nicht nur die Türken in der Türkei durften erstmals in der Geschichte den Staatspräsidenten wählen, auch 2,7 Millionen Auslandstürken hätten die Möglichkeit gehabt, von ihren Aufenthaltsorten aus die Stimme abzugeben. Von dieser machten am Ende nur etwa 135 000 Auslandstürken Gebrauch, wobei das Fehlen einer Möglichkeit zur Briefwahl und die oft beschwerlichen Modalitäten rund um die Stimmabgabe (die teilweise mit weiter Anreise, Bürokratie und Kosten verbunden waren) die Wahlbeteiligung höchstwahrscheinlich gesteigert hätte.

Am Ende waren es vor allem die Anhänger des noch amtierenden Premierministers Recep Tayyip Erdoğan, die am ehesten dazu bereit waren, die strapaziöse Anreise zu einer der in den verschiedenen Ländern eingerichteten Stimmabgabestellen auf sich zu nehmen.

Unter allen Auslandstürken konnte Erdoğan am Ende 64,37% der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen, was einen Zuspruch bedeutet, der weit über dem Gesamtschnitt liegt. Auf den Kandidaten der beiden großen Oppositionsparteien im Parlament und einer Reihe von Kleinparteien, Ekmeleddin İhsanoğlu, entfielen 27,59% und auf den prokurdischen Kandidaten Selahattin Demirtaş 8,04%.

Austrotürken von Erdoğan am meisten begeistert

In Deutschland kam Erdoğan auf 37 691 Stimmen und damit 69,15%. An zweiter Stelle lag İhsanoğlu mit 12 809 Stimmen (23,5%) und mit 4005 Stimmen oder 7,35% landete Demirtaş auf Platz drei. Demirtaş kam dabei in Berlin und Hannover auf mehr als 10%, İhsanoğlu erzielte in Berlin mit mehr als 35% sein bestes Ergebnis, die Türken an der Ruhr waren am stärksten für den Premierminister eingenommen. Erdoğan erzielte in Essen fast 80% der Stimmen, in Karlsruhe mehr als 70%.

Das beste Ergebnis aller Länder mit zahlenmäßig bedeutender türkischer Einwanderercommunity erzielte Erdoğan in Österreich, wo 2419 Wähler und damit 79,52% für den Premier stimmten, die meisten in Bregenz mit 81,63%. Damit erwiesen sich die Austrotürken als die stärkste Bastion für den Premierminister in Westeuropa. In den Niederlanden wählten 78,49% der 6582 Türken, die ihre Stimme abgaben, Erdoğan. Auch in Frankreich (73,73%), Belgien (68,11%), Dänemark (63,38%)

In Großbritannien (50,16%), Italien (57,23%), der Russischen Föderation (60,96%) und den USA (74,9%) lag İhsanoğlu voran. In der Schweiz hatte Demirtaş mit 29,32% einen besonders hohen Stimmenanteil. Erdoğan kam dort auf 38,64% und İhsanoğlu auf 32,03. Insgesamt 2630 Türken gaben dort ihre Stimme ab.

Kein Wähler in China

In Jordanien wählten 80,58% der dort wohnhaften Türken Erdoğan, allerdings gaben dort auch nur 103 Personen ihre Stimmen ab. Im Iran war İhsanoğlu mit 52,49% voran – bei insgesamt 102 Stimmen. Im Libanon kam Erdoğan auf mehr als 85%. Dort hatten insgesamt 218 Personen von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht.

In Israel gaben 43 von 4603 Auslandstürken ihre Stimme ab, 13 für Erdoğan, 5 für Demirtaş und 25 für İhsanoğlu. In der Volksrepublik China wählte keiner der 1671 stimmberechtigten Türken, obwohl es vier Stimmabgabestellen gegeben hätte.

Aktuell sind etwa 97 % aller Stimmzettel ausgezählt. Erdoğan kommt auf 51,5 %, İhsanoğlu auf 39, Demirtaş 9,5. Das amtliche Endergebnis wird für morgen erwartet.

Die Amtszeit des neuen Präsidenten beginnt am 28. August.