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Gesellschaft

Rabbiner und Kirchenvertreter „tief besorgt“ und mit Kritik an der EU

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Nach Auffassung von Rabbinern und Vertretern beider Kirchen nimmt mit den Flüchtlingen auch der Antisemitismus und Fremdenhass zu. Dagegen wollen sie gemeinsam vorgehen.

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Rabbiner und Vertreter der beiden großen Kirchen wollen Fremdenhass und Antisemitismus gemeinsam entgegentreten. Sie seien „tief besorgt“ über die Zunahme fremdenfeindlicher Gewalt in den vergangenen Monaten, erklärten die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Allgemeine sowie die Orthodoxe Rabbinerkonferenz am Montag in Hannover. Zugleich würdigten sie bei ihrem Treffen den christlich-jüdischen Dialog.

Der stellvertretende Bischofskonferenzvorsitzende Bischof Norbert Trelle hob die hohe Bedeutung des Asylrechts hervor, „das einem Menschen nicht mit dem Hinweis auf eine willkürlich festgelegte Obergrenze versagt werden kann“. Zudem kritisierte er die
Flüchtlingspolitik der EU als „nicht handlungsfähig“. Es sei „schwer nachzuvollziehen, warum es eine der wirtschaftlich stärksten und wohlhabendsten Regionen der Erde mit fast 500 Millionen Einwohnern überfordern soll, eine Million der Flüchtlinge aufzunehmen.“

Mit Blick auf die Befürchtungen der jüdischen Gemeinden vor einer Zunahme des Antisemitismus versicherte Trelle, dass „die katholische Kirche auch weiterhin im Kampf gegen jede Form von Antisemitismus an der Seite der jüdischen Gemeinschaft stehen wird“.

Rabbiner Andreas Nachama von der Allgemeinen Rabbinerkonferenz wandte sich gegen jede Form von Diskriminierung: „Juden sind ein Teil Europas. Antisemitismus hat hier sowenig Platz wie antiislamische Vorurteile.“ Ebenso fragwürdig sei es, „Flüchtenden von heute, die aus arabischsprachigen Ländern kommen, eben mal so generell
Antisemitismus oder anti-christliche Haltungen zu unterstellen“. Rabbiner Arie Folger von der Orthodoxen Rabbinerkonferenz betonte „die grundsätzliche Würde aller Menschen“. Diese dürfe nicht vergessen werden.

Der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, wies darauf hin, bei der Aufnahme von Flüchtlingen auch die Anstrengungen außereuropäischer Länder zu würdigen. Gerade die Nachbarstaaten Syriens, aber auch afrikanische Länder nähmen eine hohe Zahl an Flüchtlingen auf.

Am Sonntag hatte der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Hannover die diesjährige „Woche für die Brüderlichkeit“ unter dem Motto „Um Gottes Willen“ gestartet. Im Rahmen der Auftaktveranstaltung erhielt der jüdische Publizist Micha Brumlik die Buber-Rosenzweig-Medaille. (kna/dtj)