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Kultur/Religion

Reich geworden mit einem Blauen Auge

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Das Nazar-Amulett, das sogenannte Blaue Auge, ist ein Markenzeichen der Türkei. Auf dem Basar wie in Boutiquen darf es nicht fehlen. Ali Kocaman machte damit das Geschäft seines Lebens – in Japan.

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Volks- und Aberglauben gibt es in jedem Land. In der Türkei glaubt man zum Beispiel, dass böse Blicke Menschen krank machen oder etwas Aufgebautes zerstören könnten. Zum Glück gibt es sogenannte Nazar-Amulette, auf Türkisch ‚Nazar Boncuğu‘.

Diese sind blaue Perlen mit hellblauem und schwarzem Punkt in der Mitte. Man nennt sie auch ‚Blaues Auge‘. Es gibt sie in allen Größen, die man an die Kleidung der Kinder anhängt oder vor den Hauseingängen anbringt.

Die für so manch rationalen Mitteleuropäer naheliegende Frage lautet natürlich: Wirken sie denn überhaupt? Ist dies wissenschaftlich bewiesen?

Nazar-Amulette können reich machen

Fragen des Glaubens sind so eine Sache. Für diejenigen, die daran glauben, können sie durchaus eine Wirkung haben. Dies gilt auch für Aberglauben. Und für Nazar-Amulette. Ob sie böse Blicke abwenden können, ob dies wissenschaftlich belegbar ist, ist Ansichtssache. Sie können aber Menschen reich machen, so zum Beispiel im Falle von Ali Kocaman – und das ist belegt.

Ali Kocaman lernte 1982 auf dem Sultanahmet-Platz in Istanbul eine japanische Touristin kennen. Sie lud ihn nach Japan ein, er ging auf das Angebot ein. Ihm gefiel es so sehr, dass er beschloss, dort zu bleiben. Er begann, wie in der Türkei, alte Teppiche, Eimer, Kessel, Laternen, die nicht mehr benutzt wurden und allenfalls noch einen kulturellen Wert besaßen, zu sammeln und zu verkaufen. Dann ging er dazu über, Nazar-Amulette aus der Türkei zu verkaufen. Das Geschäft lief so gut, dass er immer wieder aus der Türkei größere Mengen nachbestellen musste. Er ließ jeden Monat zwei Container herüberschiffen. Nach eigenen Angaben hat Ali Kocaman in Japan über zehn Millionen Nazar-Amulette verkauft.

Trotz des boomenden Geschäfts mit dem Blauen Auge in  Japan reißt seine Beziehung zur Türkei nicht ab. Er kauft mit dem Erlös von den Nazar-Amuletten zwei Wohnungen in Istanbul. Dennoch heiratet er in Japan eine Japanerin und bekommt zwei Töchter, Amina und Nina. Im Jahr 2000 kehrt er schließlich doch in die Türkei zurück und lässt sich in Antalya nieder – nach 18 Jahren in Japan. Er habe gewollt, dass seine Töchter in einer Umgebung mit türkischer Kultur aufwachsen lassen, sagt er heute.

Schützen Nazar-Amulette Japan auch heute?

Das Geschäft in Japan lief derweil auch nach seiner Rückkehr in die Türkei weiter. Bis 2009 sei er regelmäßig nach Fernost gereist. Das Geld, das er mit dem Blauen Auge verdiente, habe er aber ausschließlich in der Türkei angelegt. Heute unterhält er in Istanbul und Antalya mehrere Hotels.

Japan ist als ein erdbebengefährdetes Land bekannt. Ob die vielen verkauften Amulette das Land heute schützen? Ali Kocaman muss lachen, ausschließen kann er es aber auch nicht.