Connect with us

Kolumnen

Religionskritik: Warum wir heute so viel über „den“ Islam debattieren (sollen)

Published

on

Spread the love

So lautet der Untertitel des Buches von Conrad Schuhler mit dem Titel „Alles Charlie oder was“.

Buchtitel und Inhalt dürften gleichermaßen provozieren. Das Buch soll gerade nach der einhelligen Beurteilung der Anschläge auf die Charlie-Hebdo-Redaktion in Paris zum Nachdenken anregen. Und dies gelingt dem Autor auf knapp über 100 Seiten auch.

In sieben Kapiteln schlägt Schuhler einen Bogen von den Anschlägen am 7. Januar 2015 über die interessengeleitete Debatte, was Satire dürfe sowie den „Kampf der Kulturen“ als Mittel zum Zweck, um sowohl religiöse Ethik als auch geostrategisches Handeln in der MENA-Region (Middle-East-North-Africa) zu analysieren.

Wenn dem Autor auch der Schnitzer passiert ist, nicht die wahre Identität von Ayaan Hirsi Ali – die eigentlich Hirsi Magan heißt – aufzudecken und sie deshalb fälschlicherweise als Wissenschaftlerin einstuft, so gelingt dem Atheisten auch im religionstheoretischen Teil der Nachweis, dass die Zuweisung von Problematischem auf „die Religion“ an sich falsch und manipulativ ist und der Zusammenhang zu soziologischen und ökonomischen Faktoren in den Vordergrund gestellt werden müsste.

Bücher erklären, warum wir heute so viel über „den Islam“ debattieren sollen

Zwar arbeitet er ebenso heraus, dass islamistische Protestbewegungen und ihre menschenverachtende Entgleisung nicht Partner im Kampf gegen ein menschenfeindliches Wirtschaftssystem, das Verarmung, Kriege und Vertreibung erzeugt, sind, dennoch bietet sein Erklärungsansatz über ihr Entstehen wirksame Ansatzpunkte für die Korrektur bzw. grundlegende Umkehr der aktuellen Entwicklung. Dabei sind wir alle gemeinsam gefordert, nicht auf die falschen Zuweisungen hereinzufallen und Ersatzdebatten und Projektionen zu bedienen.

Der PapyRossa-Verlag legt mit diesem Band ein weiteres Werk vor, das geeignet ist zum Verlassen der üblichen Rahmen und Stereotypen einzuladen. Zu empfehlen sind ebenso Inva Kuhns Titel „Antimuslimischer Rassismus“ oder Werner Rufs „Der Islam – Schrecken des Abendlands“. Knapp und knackig bringen alle drei auf den Punkt, warum wir heute so viel über „den“ Islam debattieren (sollen) und welche Debatten wir stattdessen unbedingt führen müssten.