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Politik

Angeklagter behauptet Geheimdienstkontakte im Vorfeld des Reyhanlı-Anschlages

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Warum konnte der Anschlag von Reyhanlı im Mai 2013, bei dem 53 Menschen starben, nicht verhindert werden? Welche Rolle spielt der türkische Geheimdienst MİT dabei? Bei der Gerichtsverhandlung erhebt ein Angeklagter schwere Vorwürfe gegen MİT. (Foto: rtr)

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Warum konnte der Anschlag von Reyhanlı im Mai 2013, bei dem 53 Menschen starben, nicht verhindert werden? Welche Rolle spielt der türkische Geheimdienst MİT dabei? Bei der Gerichtsverhandlung in Hatay erhebt ein Angeklagter schwere Vorwürfe gegen MİT.
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Angefangen bei dem Mord an dem armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink 2007 bis hin zu dem fraglichen Helikopterabsturz 2008 sind viele Vorkommnisse, bei denen sowohl wichtige Persönlichkeiten als auch normale Bürger ums Leben gekommen sind, weiterhin ungeklärt. Auch die Hintergründe des blutigen Autobombenanschlag im südtürkischen Reyhanlı im Mai 2013 werden in der türkischen Öffentlichkeit immer wieder diskutiert, die Behörden fallen immer wieder durch widersprüchliche Angaben auf. Die Öffentlichkeit hofft nun darauf, dass durch die Gerichtsverhandlungen in Hatay mehr Licht ins Dunkel kommt.

Einer der Hauptangeklagten hat im Prozess zum des Bombenanschlags in der südtürkischen Stadt, bei dem 53 türkische Staatsbürger ums Leben gekommen waren, behauptet, der Anschlag wäre vom türkischen Geheimdienst Millî İstihbarat Teşkilâtı (MİT) geplant worden.

Dem Onlineportal Karşı zufolge sagte Nasır Eskiocak, einer der Hauptangeklagten, am Donnerstag aus während einer telefonischen Vernehmung aus seiner Zelle im Gefängnis von Adana, die vor dem 1.Hohen Strafgerichtshof in Hatay durchgeführt wurde, aus. Er hätte damals im Auftrag des türkischen Geheimdienstes MİT ein Auto nach Reyhanlı gefahren, sagte Eskiocak demnach bei dem Verhör. Er sei damals davon ausgegangen, für den MİT in einen Drogentransport involviert gewesen zu sein. Die Aktion wurde seinen Informationen nach von zwei Mitgliedern des türkischen Geheimdienstes MİT und einer weiteren Person namens Yusuf Nazik geplant. Yusuf Nazik befinde sich immer noch auf freiem Fuß.

„Man sagte mir, die Drogen würden über das Meer geliefert und dann in Fahrzeuge verladen werden, die später in Reyhanlı abgestellt werden sollten. Die MİT-Agenten sicherten mir zu, es würde mir nichts passieren. Ich wusste nicht, dass es sich bei der Ladung um eine Bombe handeln würde“, beteuerte Eskiocak und versicherte, er hätte keine Ahnung davon gehabt, dass die Ladung statt aus Drogen aus Sprengstoff bestanden hätte.

Hauptangeklagter will für türkischen Geheimdienst gearbeitet haben

Eskiocak gab weiter an, dass er zu dem Zeitpunkt, da der Anschlag stattgefunden hätte, einer syrischen Oppositionsgruppe übergeben und dort gefoltert worden sei. Der an der Aktion beteiligte Nazik, so der Angeklagte, hätte engen Kontakt mit dem früheren Justizminister Sadullah Ergin gehalten, der aus der Provinz Hatay stammte, in der auch der Anschlag stattfand.

Der örtliche Abgeordnete der oppositionellen Cumhuriyet Halk Partisi (Republikanische Volkspartei; CHP), Refik Eryılmaz, äußerte, es habe Versuche gegeben, Tatsachen im Rahmen des Verfahrens zu vertuschen und er verlangte die Bildung einer Parlamentskommission, um die Vorwürfe zu untersuchen.

„Vergessen wir auch nicht, dass diejenigen, die uns in einen Krieg hineinziehen wollten, indem sie Mörsergranaten auf das eigene Territorium schießen wollten, zu allem fähig sind“, unterstrich Eryılmaz, wobei er auf den Leak eines Treffens im Nationalen Sicherheitsrat hinwies. Daraus geht hervor, dass MİT-Chef Hakan Fidan eine False-Flag-Aktion zu inszenieren bereit war, indem Mörsergranaten von der syrischen Seite aus auf türkisches Territorium gefeuert werden sollten.

CHP-Abgeordneter verweist auf geplante False-Flag-Aktion

Nach Beendigung des Verhandlungstermins, der zehn Stunden dauerte, setzte der Gerichtshof fünf Verdächtige, İlhan Küçükdüveyki, Ali Düzel, Ferdi Gazel, Hacel Sat und Yıldıray Çetin, auf freien Fuß. Insgesamt sind 33 Personen angeklagt, nur zehn von ihnen befinden sich hinter Gittern. Der nächste Verhandlungstermin ist für 24. November anberaumt.

Nach dem Bombenanschlag war es zu einer Reihe von Unstimmigkeiten gekommen. Erst wurde das syrische Regime bzw. die türkische Terrorgruppe „Türkische Volksbefreiungspartei-Front“ (THKP-C) als Drahtzieher genannt. Der Polizeichef der Stadt wurde entlassen. Eine von der türkischen Regierung eingesetzte Untersuchungskommission kam im Sommer 2013 zu dem Schluss, dass der türkische Geheimdienst die Hintermänner der Anschläge bereits fünf bis sechs Monate vor der Tat überwachte und von ihren Anschlagsplänen in der Türkei wusste. Entscheidende Informationen seien bewusst nicht an die örtliche Polizei weitergegeben worden.
Nach Bekanntwerden des MIT Verhaltens musste der zuständige MIT-Regionalchef des Distrikt Reyhanlı seinen Hut nehmen.

Im September 2013 übernahm die Terrorgruppe IS (damals noch ISIS) einem Bericht der Today’s Zaman zufolge die Verantwortung für die verheerenden Bombenanschläge von Reyhanlı im Mai 2013.