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Kultur/Religion

Rilke hat die Fremden wertgeschätzt – Warum können wir das nicht?

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Die Angst vieler Menschen vor dem Fremden steigt. Rainer Maria Rilke gelang es bereits vor über hundert Jahren, seine Liebe zum „Anderen“ in seinen Schriften wiederzugeben, ohne angefeindet zu werden. Er sollte uns ein Vorbild sein.

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Für viele ist die deutsche Sprache „Lyrik, Prosa und Literatur der Weltklasse“. In diesen Rahmen fallen weltweit Namen wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Heinrich Heine, aber es sind noch unzählige andere in Deutschland, die nicht so Mainstream sind. Dazu zählt zweifelsohne Reiner Maria Rilke. Rilke kam am 4. Dezember 1875 in Prag, der heutigen Hauptstadt von Tschechien, auf die Welt. Besonders mit seinen neuen Gedichten wurde Rilke in der literarischen Moderne zu einem der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache.

Rainer Maria Rilke gehört zu den Literaten in Deutschland, die sich auch intensiv mit anderen Kulturen auseinandergesetzt haben. Allen voran hat er sich mit dem Negativ seiner Heimat im Okzident, dem Orient, befasst. Aufgrund seiner großen Vorliebe gegenüber den islamischen Ländern wurde ihm häufig nachgesagt, er sei ein Muslim. Ernsthaft belegt wurde das allerdings nie.

Seine Sehnsucht nach der Mystik im Leben hat den österreichischen Erzähler zu einem sehr interessanten Autor gemacht, der für neue Ansätze und Inspiration quer durch die Welt gereist ist. Unter seinen vielen Reisen war Rilke auch eine lange Zeit in Andalusien und später auch in Nordafrika.

Warum nehmen wir uns kein Vorbild an unseren Dichtern und Philosophen?

Das Interesse am Propheten Muhammad und andere mystische Prägungen spiegeln sich auch offensichtlich in Rilkes Werken wieder. Besonders sein Gedicht „Muhammeds Berufung“ aus dem Jahre 1907  stellt dieses Interesse klar und deutlich heraus. Für viele ist das ein Beleg für seine tatsächliche Konfession, es kann aber auch einfach ein Dialog-Interesse bedeuten, eine besondere Art der Toleranz und Wertschätzung des Gegenübers. Mit der Kunst Nächstenliebe auszudrücken, ist eine besondere Stufe der Freundschaft. Eine, die wir so nicht mehr kennen. Heute ist es nicht mehr so einfach möglich, dass ein großer Intellektueller unserer Zeit ungehemmt wunderschöne Gedichte über den „Anderen“, „Fremden“ und seine „fremde Kultur“ verfasst. Selbst die jahrelang unangefochtene Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde nach ihren überraschend positiven Tönen zu den Flüchtlingen Opfer einer plötzlichen Diffamierungs-Kampagne.

Wenn unseren verehrten und vorbildlichen Dichtern und Philosophen der unvoreingenommene Austausch gelungen ist, warum können wir das nicht?

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Die Fontäne“ gibt es einen ausführlichen Beitrag zu Rainer Maria Rilke und seinem Leben, der sich auch der obigen Frage annimmt. Der dialogische Charakter des Dichters kommt bei dem ausführlichen Beitrag sehr sachlich zur Geltung. Die aktuelle Ausgabe kann bis Ende Dezember in den Buchhandlungen an Bahnhöfen erworben werden.